Wie konnte das passieren? Was war da los? Dass der ungeschlagene Tabellenführer Würzburger Kickers ausgerechnet gegen das bis zum Freitag auswärts noch gänzlich punktlose Tabellenschlusslicht TSV Buchbach Federn ließ und beim 1:1 (1:0) zum sechsten Mal in dieser Saison remis spielte, verlangte rasch nach einer Erklärung. Das Problem: die zu finden, war gar nicht so einfach.
Einen möglichen Ansatz lieferte Kapitän Peter Kurzweg: "Wir waren nach der Halbzeit in den Zweikämpfen nicht mehr so aggressiv. Wir haben gedacht, es geht mit weniger Aufwand. Weil wir erfolgsverwöhnt sind." Als er das eine gute Viertelstunde nach Schlusspfiff am Rande des Spielfelds am Dallenberg sagte, sangen droben auf den Rängen im Fanblock die Ultras noch immer ihre Lieder, halb trotzig, halb zuversichtlich, wirkte das.
Was ist auch tatsächlich passiert an diesem Freitagabend, als die Rothosen Buchbach nicht besiegen konnten? Am Resultat dieser Regionalliga-Saison, dass die Würzburger am Ende gegen einen Vertreter aus dem Norden um den Drittliga-Aufstieg spielen, wird auch dieses Spiel nichts ändern.
Kickers-Kapitän Peter Kurzweg sieht keinen Grund zum Schwarzmalen
"Wir haben jetzt nach der Winterpause ein Tor in drei Spielen gefangen und hatten heute wieder Chancen für sechs Tore. Man braucht nicht alles schwarzmalen", stellte Kurzweg denn auch fest, um dann doch den Finger in die Wunde zu legen: "Aber dieses Spiel war ein Fingerzeig, dass es nicht von alleine geht, sondern, dass es auch gegen den Tabellenletzten Konsequenz im Torabschluss und die nötige Konzentration braucht."
Die Konzentration schien den Kickers in dieser zweiten Halbzeit tatsächlich abhandengekommen zu sein. Leichtfertige Ballverluste, Fehlpässe und eine fahrlässig wirkende Chancenverwertung ließen das jedenfalls vermuten. Den Kickers glitt die Begegnung nach einer dominanten ersten Halbzeit auf merkwürdige Art und Weise aus den Händen. Dass dem nach überstandener Verletzung eingewechselten Ivan Franjic dann auch noch in der 88. Minute beim Klärungsversuch ein Eigentor unterlief, passte dazu. Mittelfeld-Freigeist Franjic war der Frust über die misslungene Rückkehr ins Team deutlich anzumerken und Trainer Marco Wildersinn stellte schulterzuckend fest: "Solche Spielverläufe gibt es. Das wird uns nicht umwerfen."
Ob er als Trainer gerade so ein Spiel zum Anlass nehmen kann, die Sinne zu schärfen? Wildersinn glaubt nicht, dass das nötig ist: "Die Jungs brauchen mich jetzt nicht so arg, sondern merken selbst, was Sache ist. Da gibt es viele Spieler in der Kabine, die sehr unzufrieden mit sich und der Situation sind." Als später am Abend dann die Kabine aufgeräumt wurde, war eine der Wäscheboxen, in der die Utensilien der Kicker untergebracht sind, kaputt. Sie war offenbar bei einem Wutausbruch mit Tritten malträtiert worden.
Trainer Marco Wildersinn: "Manchmal wirkte es übereifrig"
An der Motivation, da ist sich Wildersinn sicher, mangelt es den Kickers nicht. "Ich sehe die Spieler, da wird niemand unterschätzt. Wir wollten zu viel, waren zu hektisch. Manchmal wirkte es übereifrig", sagt er. Und manch ein Akteur ist, nachdem die Vorbereitung von der ein oder anderen Blessur geprägt war, noch nicht in Topform.
Auch im Fall von Daniel Hägele dürfte es noch brauchen, bis er wieder in bester Verfassung ist. Der Abwehr-Routinier, den während der Vorbereitung ein Muskelriss in der Fußsohle zum Pausieren gezwungen hatte, kränkelte unter der Woche und gehörte am Freitag nicht zum Kader. Nachdem Winter-Neuzugang Lukas Gottwalt aber an Krücken durch das Stadion humpelte und nach dem Riss in seiner Oberschenkelmuskulatur noch einige Wochen außen vor ist, dürfte Hägele schon bald gebraucht werden. Auch wenn Innenverteidiger-Ersatz Yannick Scholz an der Seite von Marius Wegmann solide agierte. In der entscheidenden Phase fehlte der Defensive diesmal aber offenbar auch eine ordnende Hand auf dem Spielfeld.
Verfolger Vilzing kassiert Niederlage
Unterm Strich haben die Kickers am Wochenende im Meisterrennen aber sogar noch einen Punkt gewonnen. Verfolger Vilzing unterlag 1:2 gegen Illertissen. So bleibt zwar der Ärger, dass nicht zum ersten Mal in dieser Saison in einem Heimspiel gegen einen vermeintlich krassen Außenseiter kein Sieg herausspringt. Fünf der sechs Unentschieden passierten den Kickers daheim. Am kommenden Samstag geht es nun erst einmal im Pokal weiter. Dann geht es im Halbfinale auswärts gegen Bayernligist FC Pipinsried.