
Die Trainer der Drittliga-Fußballer der Würzburger Kickers glauben weiter an ein vergleichsweise schnelles Ende ihrer Zwangspause. Was bleibt ihnen auch Anderes übrig - auf irgendetwas muss man ja hin arbeiten: "Wir haben uns mal an einem Termin Anfang Mai orientiert", sagt Philipp Kunz. Dann soll das Team möglichst topfit sein für einen möglichen Neustart nach der Corona-Krise.
Kunz, 30 Jahre alt, ist seit letzten Sommer Athletiktrainer beim Kickers-Profi-Team. Es ist ein weites Feld, das er betreut. Nicht nur Kondition sollen die Spieler schließlich haben, sie sollen auch in Zukunft möglichst von Verletzungen verschont bleiben. Selbst in Ernährungsfragen berät der Sportwissenschaftler die Fußballprofis. "Heutzutage wimmelt es im Internet ja von Leuten, die sich Fitnessinstruktor oder Ernährungsexperte nennen. Da prasselt viel auf die Spieler ein. Die müssen lernen, alles kritisch zu hinterfragen und auch wissen, dass sie als Profisportler ganz besondere Bedürfnisse haben."
Einen Trainingsplan hat Kunz den Drittliga-Akteuren an die Hand gegeben. "Ich habe das Gefühl, alle sind froh darüber. Das gibt der Arbeit ein bisschen Struktur." Ganz ohne Kontrolle geht es dabei nicht. "Auch wenn wir unseren Spielern natürlich vertrauen", so Kunz, der auch im normalen Trainingsbetrieb stets die Herzfrequenz der Kicker erfasst. Alle Spieler tragen derzeit eine Pulsuhr, mit deren Hilfe die Trainer die Aktivitäten überwachen können und auch sehen, ob die vereinbarten Dauerläufe gemacht werden. "Da kann man eigentlich nicht schummeln. Außer man gibt das Teil seiner Frau oder zieht es dem Haustier an", sagt Kunz.
Spaß beim gemeinsamen Videotraining
Oft gibt es die Instruktionen vom Fitnesstrainer auch per Internet: "Es ist für alle eine schöne Sache und Abwechslung, wenn wir per Videoschalte zusammen sind. Da wird dann auch mal herumgeblödelt." Viel mehr Platz, um den Teamspirit zu pflegen, bleibt derzeit ja nicht: "Ich glaube, wir haben das ganz gut gelöst. Von Lagerkoller habe ich bei den Jungs zumindest noch nichts mitbekommen."

Alle Spieler absolvieren derzeit das gleiche Programm - auch die Torhüter. "Wenn wir wieder anfangen, sollten wir auf demselben Fitnesslevel sein", sagt Kunz, der aber vor einem eventuellen Neustart zwei Wochen Training auf dem Platz für unabdingbar hält: "Zweikampfhärte kann man natürlich nicht im Einzeltraining simulieren."
Kaufmann macht Extraschichten
Beim Trainingsplan mache er zunächst aber keinen Unterschied zwischen Abwehrspielern und Angreifern oder zwischen alten und jungen Spielern. "Es ist aber so, dass man mit manchen Spielern ganz gezielt an Schwachstellen arbeitet. Das machen wir sonst ja auch." Und einige Akteure fragen auch nach zusätzlichen Übungen. "Ein Außenbahnspieler braucht natürlich besonders viel Schnellkraft. Fabio Kaufmann ist da ein Beispiel. Er ist einer, der gerne noch die ein oder andere Extraschicht macht", erzählt Kunz.

Die Rückmeldungen der Spieler sind für Kunz überhaupt bei seiner Arbeit ein wichtiger Faktor. Bei allen Werten, die sich inzwischen erfassen lassen, sei es doch ganz wichtig, wie die Akteure das Training empfinden. Danach richte er sich auch, wenn es darum geht, die Intensität der Einheiten zusammen mit dem restlichen Trainerteam zu planen. "Trainingssteuerung gehört auch sonst zu meinen wichtigen Aufgaben", berichtet Kunz. Das sei nun nicht anders: "Wir fangen locker an, und die Übungen werden mit der Zeit immer intensiver. Eigentlich ist vieles genau wie sonst in der Vorbereitung. Nur dass die Spieler nicht aus dem Urlaub kommen, sondern voll im Saft stehen."