Hünd' sind's scho. Die anerkennende, bayerische Redensart trifft in dieser Saison wohl auf die Oberdürrbacher Fußballer zu. Geht es in die letzte halbe Stunde ihrer Partien, laufen "die Hünd" regelmäßig zur Höchstform auf.
Wie gegen den SV Bergtheim, als die Rot-Schwarzen in den letzten zehn Minuten ein 0:1 noch zu einem 3:1 verwandelten (80., Yannik Blum; 86. und 90.+1, Andrian Chircu). Bergtheims Simon Schönfeld erkundigte sich nach dem Wohlbefinden seines Gegenübers, weil dieser eben nicht vor Glückseligkeit ausrastete. "Ich habe noch ein super Verhältnis mit vielen im Verein, daher fand ich es trotz aller Freude unpassend, ausgelassen zu jubeln", sagt Oberdürrbachs Trainer Florian Geiger. Der 48-Jährige trainierte vor gut zehn Jahren auch mal die Bergtheimer Fußballer.
Oberdürrbach bezwingt den Ersten durch ein Tor in der Nachspielzeit
Es war auch nicht das einzige Mal, dass die Mannschaft mit dem Doppelkreuz im Wappen eine Partie umbog: Auch gegen den SC Lindleinsmühle, den Kreisklassen-Absteiger und aktuellen Tabellenführer in der A-Klasse Würzburg 1, gelang ihr das. Nach 60 Minuten lag sie mit 1:3 hinten, doch gewann durch ein spätes Siegtor (90.+5, Markus Konrad) mit 4:3.
Ob es an der leichten Höhenlage des Stadtteils liegt, dass die SVOler so oft die zweite Luft bekommen? 14 ihrer 26 Tore erzielten sie in der letzten halben Stunde, darunter mit dem 2:1 gegen Höchberg II/Waldbüttelbrunn (81., Markus Konrad) und dem 1:0 bei Thüngersheim II (90.+2, Lukas Ihls) weitere dreifach wertvolle.
Florian Geiger hat eine andere Erklärung: das Training. Vor der Saison kamen drei Spieler aus der Jugend dazu, ebenfalls unterstützen zwei aktuelle U19er die erste Mannschaft und ein weiterer Zugang schloss sich den Oberdürrbachern an. Da dem kaum Abgänge gegenüberstanden, wuchs der Kader. "Wenn mehr Leute auf dem Platz stehen, macht das Training allen auch mehr Spaß", stellt er fest. Wer nicht kommen könne, weil er in Schicht arbeite, halte sich eigenständig fit.
Die Breite des Kaders ist förderlich für die Oberdürrbacher Leistungen
Seiner Mannschaft attestiert Geiger, der den SVO in der vierten Saison trainiert, eine "sensationelle Entwicklung". Acht Siege in zehn Spielen seien "überragend". "Die Breite des Kaders tut uns gut. An Spieltagen haben wir eine volle Bank." Und jeder kommt zum Einsatz, so der Vorsatz, den die Mannschaft mitträgt, was wiederum dazu beiträgt, Stimmung und Moral in der Truppe hochzuhalten.
Auch die zwei Niederlagen weiß Geiger einzuordnen: Zum Spiel bei Heidingsfeld II gefragt, zahlt der Sparkassenfachwirt ins Phrasenschwein ein: "Lieber einmal 0:5 als fünfmal 0:1", kommentiert er den Ausreißer. Und beim 1:2 in Leinach habe sich wegen Personalnot zur Urlaubszeit ein Feldspieler ins Tor stellen müssen.
Der aktuelle Erfolg sei daher auch kein Selbstläufer, mahnt der Oberpleichfelder. In der vergangenen Saison sei es ihm erstmals überhaupt als Trainer passiert, dass er ein Spiel absagen musste, da ihm nicht genügend Spieler zur Verfügung standen. Das sei ausgerechnet gegen Oliver Biebers Gerbrunner gewesen.
Zwischenziel: Bis zur Winterpause weiter alle Optionen in der Hand halten
Die wurden in der vergangenen Saison Zweiter hinter der ETSV-Reserve, Dritter wurde Kürnach II – alle drei stiegen auch in die Kreisklasse auf. "Das waren Übermannschaften. Für alle anderen war die Runde schon zum Jahreswechsel mehr oder minder gelaufen", erinnert Geiger. Deshalb möchte er "bis zur Winterpause weiter alle Optionen in der Hand haben".
Schließlich sei das für Vorbereitung und Restrunde dann extra motivierend, noch ein Ziel erreichen zu können. Der Trainer stellt fest: "Wir haben das Tal der Tränen durchschritten. Es geht nachhaltig nach oben." Etwa bis in die Kreisklasse? Darauf keine Antwort. Hünd' halt.