Dieses Gefühl, wenn die Halle bebt . . . Wenn die Fans wie eine Welle um das Spielfeld wogen und ihre Mannschaft zum Sieg schreien . . . Wenn Bewegung Energie wird und umgekehrt . . . „Da geht nicht viel drüber“, stellt Irina Reuß fest. Die 24-jährige Unterfränkin studiert in Bamberg Sport-Lehramt. Jahrelang tanzte sie bei den Cheerleadern der „Freak City“, den Brose Bamberg Dancers. Jetzt will sie als Trainerin das Cheerleading in Würzburg etablieren. Ab September soll ein Team namens „s. Oliver Würzburg Dancers“ bei den Basketball-Spielen in der Domstadt einheizen. Dafür werden tanzfreudige Mädchen ab 17 Jahren gesucht.
Erstmal ohne Jungs
Jungs nicht? Irina Reuß lacht und schaut ihre Schwester Mirja Reuß und die gemeinsame Freundin Anna-Maria („Mia“) Frey an. Mirja (20) und Mia (21) werden sowohl tanzen als auch bei der Organisation helfen. Jetzt schütteln alle drei gleichzeitig die Köpfe. „Erstmal suchen wir nur Mädels. Aber wer weiß, was sich später mal ergibt . . .“
Bisher haben Tanzschulgruppen manche Spiele in der s. Oliver Arena umrahmt. Ab der Saison 2019/2020 will das Sport-Team jedoch eine eigene Tanz-Crew an der Seite haben, die Spieler und Fans anfeuert. Den Würzburgern kam es wie gerufen, dass Irina Reuß ins Traineramt wechseln wollte. Sie heuerten die junge Frau, die aus Wiesentheid stammt, an. „Das ist eine tolle Herausforderung, auf die ich mich ebenso freue wie Mirja und Mia“, sagt Irina. Die drei Frauen haben bis vor kurzem in Bamberg getanzt und sind sich einig: „Jetzt wollen wir etwas Eigenes auf die Beine stellen!“
Gut trainierte Körper
Das Basketball- und das künftige Tanz-Team kennen sich bereits seit einigen Monaten. „Die Stimmung in der s. Oliver-Arena ist einfach genial! In keinem anderen Sport kann man die Leute so mitreißen wie beim Basketball – und in Würzburg sorgt die Nähe zu den Zuschauern für eine besonders intensive Atmosphäre“, findet Mirja. Ihre Schwester ergänzt: „Wir haben uns hier sofort richtig wohlgefühlt.“
Die Verantwortlichen von s. Oliver Würzburg lassen dem Trio freie Hand in Sachen Organisation. „Bis zum ersten Spiel nach der Sommerpause möchten wir 20 Tänze mit verschiedenen Choreographien beherrschen. Das Publikum soll während der Pausen oder Time-outs immer was Neues sehen“, sagt Irina.
„Wir wollen selbst ja auch Abwechslung haben“, fügt Mirja hinzu. Die Reuß-Mädels sind quasi tanzend aufgewachsen. Ihre Mutter Elke ist seit Jahrzehnten Trainerin in Wiesentheid, sie hat unzählige Garden betreut. Von daher war der Weg für ihre Töchter vorgezeichnet. Oft haben Irina und Mirja bei Showtänzen die trainingsaufwändigsten Rollen übernommen. „Tanzen ist ein großer Teil unseres Lebens“, sagt Mirja, die in ihrem Hobby den sportlichen Ausgleich für ihre berufliche Tätigkeit als Industriekauffrau sieht. Irina geht es ähnlich, auch sie braucht die Bewegung so nötig wie Essen und Trinken. „Bei zweimal wöchentlich Training und ein, zwei Spielen kommt man locker auf 20 Stunden pro Woche. Das ist schon ein zeitintensives Hobby – jeder, der mitmachen will, sollte das wissen.“
Auch die Bambergerin Mia ist Tänzerin mit Leib und Seele. Als Kind hat sie allerhand andere Sportarten ausprobiert – von Karate über Schwimmen bis hin zu Fußball. „Aber dann ist mir Basketball ans Herz gewachsen.“ Nach acht Jahren bei den Brose Bamberg Dancers sei es Zeit, etwas Neues ins Leben zu rufen.
„Tanzen gehört zu den anstrengendsten Sportarten, die es gibt“, betont die Medienkommunikationsstudentin, während sie sich für eine Trainingseinheit in der s. Oliver-Arena aufwärmt. Auch Mirja und Irina führen gewissenhaft ihre Dehnübungen aus. Wenn jemand Cheerleader auf ihr Äußeres reduziert, können alle drei sauer werden. „Die hautengen, bauchfreien Kostüme gehören halt dazu – genauso wie ein gut trainierter Körper. Der bringt beim Tanzen Höchstleistungen“, sagt Mia, während sie elegant in den Spagat sinkt.
Apropos Kostüme: Vier verschiedene Basic-Outfits haben die drei Tänzerinnen bereits kreiert und bei s. Oliver in Produktion gegeben. Wer sie in einigen Monaten tragen darf, wird sich in Kürze zeigen. Irina, Mirja und Mia laden am kommenden Wochenende zu einer Art Casting ein. „Mädels ab 17 Jahren können sich bei uns vorstellen. Wir schauen dann, wer zu uns passt“, erklärt Irina. Angst vor dem Vorstellungstermin müsse niemand haben. Anders als bei einschlägigen TV-Shows werde keiner an den Pranger gestellt. „Es muss auch keiner alleine vortanzen“, verspricht die angehende Sportlehrerin.
Vielmehr wird es darum gehen, in Gruppen kleine Choreographien einzustudieren. „Dann können wir uns ein Bild von den Mädels und ihrem Können machen“, meint Irina. Leichtfüßig läuft sie mit ihren beiden Mit-Trainerinnen in die s. Oliver-Arena ein. Ein paar Zwei-Meter-Männer üben gerade Drei-Punkte-Würfe. Die Freundinnen suchen sich eine freie Ecke am Rand des Feldes, drehen sich wie Wirbelwinde, schwingen die Hüften und werfen erst Arme, dann Beine in die Luft. Die Basketballer werfen ihrerseits – sowohl Bälle als auch interessierte Blicke. Daumen hoch: Ein Hüne signalisiert den Tänzerinnen, was er von ihrer Performance hält. Auch ohne mitreißende Musik und heiße Kostüme heben die Cheerleader bereits die Stimmung in der Halle.
Wie wird es erst sein, wenn zwei Dutzend Mädels bei den Spielen zum Anfeuern zur Stelle sind? Irina, Mirja und Mia freuen sich schon sehr auf dieses Gefühl, wenn die Halle bebt.
Casting
Am Samstag, 9. März, findet im Trainingszentrum von s.Oliver Würzburg auf dem Bürgerbräugelände Würzburg (Frankfurter Straße 120) ab 11 Uhr ein Casting statt, um die Crew für die „s. Oliver Würzburg Dancers“ zu finden. Bis 7. März können sich tanzbegeisterte Mädchen ab 17 Jahre anmelden. Tänzerische Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, aber sinnvoll.
Info: www.soliver-wuerzburg.de; Instagram: soliver_wuerzburg_dancers. Anmeldung: per E-Mail an dancers@soliver-wuerzburg.de