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MÄDCHENFUSSBALL
Streit um eine Studie
Susanne Bergmann
 |  aktualisiert: 15.11.2016 03:34 Uhr

Um den Nachwuchsfußball, besonders den Mädchenfußball, ist es dieser Tage nicht besonders gut bestellt. Alleine in Bayern wurde seit 2008 jedes vierte Mädchenteam abgemeldet. Somit schrumpft auch die Auswahl an Gegnern für die Fußballerinnen des SC Heuchelhof stetig, erklärt der Vorstand des Klubs, Heinz Reinders. So hatte der Verein bereits vor zwei Jahren beim Bayerischen Fußball-Verband (BFV) zwei Anträge gestellt, seine U-12-Mädchenmannschaft gegen jüngere Jungenteams (U 11) antreten lassen zu dürfen, da die Spielerinnen in Partien gegen gleichaltrige Buben chancenlos waren.

Beide vom SC Heuchelhof gestellten Anträge waren vom BFV jedoch mit folgender Begründung abgelehnt worden: Eine Zurückstellung in eine niedrigere Altersklasse sei nur aufgrund einer körperlichen Behinderung, nicht aufgrund eines Leistungsrückstandes möglich, hieß es in einem Schreiben des BFV an Reinders vom November 2014.

Diese Ablehnung wollte der Vorsitzende des SC Heuchelhof nicht akzeptieren. Er erfuhr auf Nachfrage, dass sich der BFV in der Begründung seiner Absage auf eine Studie des Sportwissenschaftlers Norbert Olivier beruft. Laut dessen Untersuchungen, so der Verband, sei die sportliche Entwicklung von Jungen und Mädchen bis zum 13. Lebensjahr sehr ähnlich. Dies wollte Reinders so nicht akzeptieren und setzte sich direkt mit dem Sportwissenschaftler in Verbindung. Das überraschende Ergebnis: Olivier teilte ihm mit, er „habe nie eine Studie zu dieser Thematik durchgeführt“.

BFV-Pressesprecher Thomas Müther stellt auf Nachfrage klar: „Der BFV bezieht sich nicht auf eigene Untersuchungen Oliviers, sondern auf verschiedene Studien, die in einem Vorlesungsmanuskript zusammengefasst sind. Die dort dargestellten Erkenntnisse zeigen, dass zum Beispiel die Entwicklung der Maximalkraft, Schnelligkeits- oder Laufausdauerfähigkeiten zumindest bis zum Alter von 13 Jahren bei Jungen und Mädchen nahezu gleich verläuft.“

Da es allerdings auch Untersuchungen gebe, die davon ausgingen, dass sich Jungs und Mädchen schon früher leistungsmäßig auseinanderentwickeln, würden die Eingruppierung von Juniorinnen-Mannschaften in den Landesverbänden des DFB unterschiedlich gehandhabt. Der Jugendausschuss des BFV habe sich allerdings auf Grundlage genannter Studien gegen die Anträge des SC Heuchelhof entschieden.

Auch ein persönliches Schreiben der Vizebundestagspräsidentin und Schirmherrin der Mädchenmannschaft vom Heuchelhof, Claudia Roth, an den BFV-Präsidenten Rainer Koch blieb ohne Erfolg.

Weitere Versuche, sein Mädchenteam doch noch in einer Liga mit jüngeren Buben unterzubringen, will Reinders vorerst allerdings nicht unternehmen. Der Grund: Gerade erst wurde der Vorsitzende in seiner Funktion als Trainer der U-11-Juniorinnen wegen eines angeblichen Regelverstoßes für ein halbes Jahr gesperrt. Nach Angaben des BFV soll er in zwei Verbandsspielen Spielerinnen der U 12 in der U 11 eingesetzt, haben.

Reinders bestreitet das nicht, verweist aber darauf, dass der Einsatz der älteren Spielerinnen schon vor der Saison angekündigt und mit den jeweiligen gegnerischen Mannschaften abgesprochen gewesen sei. Inzwischen wurde die U 11 des SC Heuchelhof aus dem aktiven Spielbetrieb genommen und bestreitet die restlichen Partien in dieser Saison als Freundschaftsspiele.

 
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