
Der Klub
Es eine Jubiläumssaison für Alba Berlin, das vor 30 Jahren aus der BG Charlottenburg hervorging und sich seitdem zu einem der erfolgreichsten Basketball-Programme in Deutschland entwickelt hat. Acht Meisterschaften und neun Pokalsiege stehen in den Annalen des Klubs, dazu der Gewinn des europäischen Korac-Cup-Wettbewerbs 1995. Die letzte Meisterschaft datiert aber bereits aus dem Jahr 2008, der letzte Pokalerfolg aus dem Jahr 2016, damals mit dem heutigen Baskets-Sportmanager Kresimir Loncar im Team. Vergangene Saison standen die "Albatrosse" in den BBL-Finals gegen den FC Bayern München, im Pokalfinale gegen Bamberg, und im EuroCup-Endspiel gegen Valencia – und zogen dreimal den Kürzeren. Auch deshalb und mit Blick auf das Vereinsjubiläum "würde ein Titel natürlich ganz gut reinpassen", sagte Geschäftsführer Marco Baldi jüngst im Rundfunk Berlin-Brandenburg, "aber wir wissen, wie weit der Weg ist und kennen unsere Konkurrenten."

Der Trainer
Es war eine Hängepartie bis kurz vor Saisonbeginn, ob Alejandro "Aíto" García Reneses für die anstehende Spielzeit nach Berlin zurückkehrt oder nicht. Der 72-Jährige musste sich im Sommer einer Augenoperation unterziehen, deren Heilungsverlauf im Vorfeld nur schwer abzuschätzen war. Dass die Berliner dem Spanier die Tür bis zum Schluss offen hielten, zeigt die Wertschätzung, die er in der Hauptstadt genießt. Seit Amtsantritt 2017 hat der mit Auszeichnungen und Titeln geschmückte Madrilene, der unter anderem Spanien zu Olympia-Silber 2008 in Peking führte, neun nationale Meisterschaften und fünf internationale Titel gewann und Landsmänner wie Pau Gasol oder WM-MVP Ricky Rubio zu NBA-Profis formte, dem Hauptstadt-Klub eine neue Identität gegeben. Ans Aufhören denkt "Aito" übrigens noch lange nicht: "Ich liebe Basketball, er hält mich jung", sagte er jüngst im Interview mit dem "Tagesspiegel".

Der Schlüsselspieler
Aus dem starken Berliner Kollektiv einen Korbjäger hervorzuheben, würde vermutlich allen anderen nicht gerecht werden. Dennoch prägt ein US-Amerikaner in besonderer Weise das Spiel der Hauptstädter. US-Flügelspieler Luke Sikma, der wertvollste Spieler der Saison 2017/18, befindet sich bereits in beachtlicher Frühform und legte in dieser Saison in knapp 23 Minuten Spielzeit durchschnittlich 11,7 Punkte (55 Prozent Trefferquote), 9,3 Rebounds und 3,7 Assists pro Partie auf. Bis 2023 hat sich der 30-Jährige vertraglich an die Berliner gebunden. Das Basketball-Talent dürfte der 2,03-Meter-Mann vermutlich von seinem Vater Jack geerbt haben, der zwischen 1977 und 1991 als einer der besten Center in der NBA galt und 1979 mit den Seattle SuperSonics die Meisterschaft gewann.

Die Bilanz
Sechs Siege in 19 Bundesliga-Aufeinandertreffen gab es für s.Oliver Würzburg gegen die Berliner, alleine vier davon in der Saison 2011/12, als die Domstädter zunächst das Heimspiel in der regulären Saison gewannen und sich anschließend im Play-off-Viertelfinale sensationell mit 3:1-Siegen durchsetzten. Vergangene Saison verloren die Baskets beide Partien: am 24. November 2018 in heimischer Halle mit 75:94 (39:56), noch deutlicher am 5. Mai in der Mercedes-Benz-Arena, wo sich die Gastgeber mit 69:108 (28:49).

Das Besondere
Die erstmalige Qualifikation für die EuroLeague seit der Saison 2014/15 bedeutet für die Berliner eine Terminhatz, die es in sich hat. Noch am Dienstag bestritten sie das Bundesliga-Heimspiel gegen Frankfurt (87:53), am Freitag um 21 (!) Uhr war Sprungball beim FC Barcelona – und nur 42 Stunden später steht die Partie bei s. Oliver Würzburg auf dem Programm. Bis zu 80 Begegnungen werden es von Ende September bis Juni vermutlich sein. "Wir haben in den letzten Jahren immer deutlich mehr Spiele gewonnen als verloren. Das wird wahrscheinlich nicht mehr so sein", sagte der spanische Sportdirektor Himar Ojeda bei der Saisoneröffnung. Für ihn ist die langfristige Perspektive allerdings wichtiger ist als der kurzfristige Erfolg: "Natürlich wollen wir gewinnen, das ist aber nicht das höchste Ziel. Wir werden dafür gewisse Dinge nicht opfern und wollen nachhaltig arbeiten."
