Der Klub
Auch wenn Alba Berlin die Krönung in Form eines Titelgewinns verwehrt blieb, so meldete sich der Hauptstadtklub nach sportlich durchwachsenen Jahren vergangene Saison eindrucksvoll zurück in der nationalen Spitze. Sowohl im Pokal-Wettbewerb als auch in den Play-offs um die Meisterschaft erreichten die „Albatrosse“ das Finale, zweimal hieß der Spielverderber FC Bayern München. Im Pokalfinale reichte eine Zehn-Punkte-Führung vor dem Schlussviertel nicht zum Sieg, im fünften und entscheidenden Meisterschaftsfinale behielten ebenfalls die Bayern mit 106:85 die Oberhand. „In der letzten Saison hat es unglaublichen Spaß gemacht, der Mannschaft zuzuschauen. Deswegen sind wir jetzt auch sehr stolz, dass wir eine so große Kontinuität haben, wie wir sie seit zehn Jahren nicht mehr hatten“, sagte Alba-Präsident Axel Schweitzer vor der anstehenden Spielzeit. Im Kern erhalten geblieben ist jedoch nicht nur der Kader, sondern auch die Philosophie, die laut Schweitzer „einen Spagat aus Spielerentwicklung und sportlichem Erfolg“ zu meistern versucht. Dafür erhöhte der Klub nicht nur den Spieleretat der Profis um 20 Prozent, sondern auch die Durchlässigkeit von der Jugend zu den Profis. So kommen fünf der sechs Perspektivspieler aus dem eigenen Nachwuchsprogramm (siehe auch „Das Besondere“).
Der Trainer
„Er ist ein Genie“, adelte der lettische NBA-Star Kristaps Porzingis von den New York Knicks bei einem Besuch in Sommer in Berlin seinen ehemaligen Trainer Alejandro „Aíto“ García Reneses. Der 71-jährige Spanier, der unter anderem seine Landsmänner Pau Gasol oder Ricky Rubio zu NBA-Profis formte, passt mit seiner Erfahrung und Ausstrahlung wie die berühmte Faust aufs Auge zu Berlinern, wo er die jüngste Mannschaft der Liga formt und entwickelt. Auch die nach der erfolgreichen Vorsaison gestiegenen Erwartungen im Umfeld moderiert er mit der ihm eigenen Unaufgeregtheit: „Es ist schwer, eine begabte Mannschaft auf ein gutes Niveau zu bringen. Aber es ist sehr viel schwerer, ein gutes Team noch besser zu machen“, sagte die Trainerlegende, die unter anderem neun Meisterschaften mit dem FC Barcelona feierte und 2008 die spanische Nationalmannschaft zu Olympia-Silber in Peking führte.
Der Schlüsselspieler
Die Weiterverpflichtung von Allrounder Luke Sikma dürfte im Sommer zweifellos die Schlüsselpersonalie des Hauptstadt-Klubs gewesen sein. Der der 29-Jährige ist das, was man gemeinhin als „eierlegende Wollmilchsau“ bezeichnen würde – und daher nicht ganz zufällig zum „wertvollsten Spieler“ der vergangenen Saison gekürt wurde. Auch in der laufenden Saison liefert der US-Flügelspieler, der 2017 vom spanischen Meister Valencia an die Spree gewechselt war, ein beeindruckendes All-inklusive-Paket auf dem Parkett ab: Durchschnittlich 12,9 Punkte, 7,4 Rebounds, 5,4 Korbvorlagen 1,1 Ballgewinne und 0,6 Blocks pro Partie stehen für Sikma aktuell zu Buche.
Die Bilanz
Immerin sechs Siege in 17 Aufeinandertreffen stehen für s.Oliver Würzburg zu Buche. Zuhause ist die Bilanz mit vier Siegen in acht Begegnungen ausgeglichen. Unvergessen beim Baskets-Anhang ist die Play-off-Viertelfinal-Serie in der Saison 2011/12, als die Berliner sensationell mit 1:3 gegen den damaligen Aufsteiger den Kürzeren zogen. Es ist bis heute der größte Erfolg in der Baskets-Historie. Vergangene Saison jedoch – wie auch im Jahr davor – gingen beide Partien an die Alba-Korbjäger: Zuhause unterlagen die Würzburger am 9. Dezember 2017 mit 76:90 (39:37). In der Hauptstadt waren sie lange auf der Siegerstraße, zogen aber nach einem 12:27-Schlussviertel am Ende mit 76:80 den Kürzeren.
Das Besondere
Jugend forsch(t)! Nach den verletzungsbedingten Ausfällen von US-Spielmacher Payton Siva, Nationalspieler Joshiko Saibou und dem Isländer Martin Hermannsson setzten die Berliner zuletzt verstärkt auf den eigenen Nachwuchs – mit Erfolg! Vergangenen Sonntag beim 92:88 gegen Ex-Serienmeister Bamberg standen mit Jonas Mattisseck (18 Jahre, 20:47 Minuten, sechs Punkte, sechs Korbvorlagen) und Franz Wagner (17, 20:46, acht Punkte), jüngerer Bruder von Moritz Wagner (Los Angeles Lakers), zwei Youngster auf dem Parkett und leisteten ihren Beitrag sechsten Sieg im siebten Spiel. Auch der erst 20-Jährige Bennet Hundt kam bereits diese Saison zum Einsatz. Eigentlich ist das Trio als Leistungsträger bei Kooperationspartner Lok Bernau in der ProB eingeplant. Text: Stefan Mantel