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Fußball
So stellt sich Sportvorstand Joti Chatzialexiou die Zukunft des 1. FC Nürnberg vor
Der neue Club-Sportchef spricht im Interview über die Klose-Verpflichtung, seine Vision für den 1. FC Nürnberg und ein "Heimspiel" in Unterfranken.
Dieses Duo will den 1. FC Nürnberg in eine erfolgreiche Zukunft führen: Sportvorstand Joti Chatzialexiou (links) mit Cheftrainer Miroslav Klose.
Foto: Daniel Karmann | Dieses Duo will den 1. FC Nürnberg in eine erfolgreiche Zukunft führen: Sportvorstand Joti Chatzialexiou (links) mit Cheftrainer Miroslav Klose.
Frank Kranewitter
 |  aktualisiert: 21.08.2024 02:44 Uhr

Seit dieser Saison ist Joti Chatzialexiou als Nachfolger von Dieter Hecking Sportvorstand des 1. FC Nürnberg. Der 48-Jährige war zuvor 20 Jahre beim Deutschen Fußball-Bund tätig, zuletzt als Sportlicher Leiter der Nationalmannschaften. In seiner neuen Funktion gelang ihm mit der Verpflichtung von Miroslav Klose als neuem Cheftrainer beim Club gleich ein vielbeachteter Coup. Der FCN bemüht sich dieser Tage um Fannähe - auch in Unterfranken. Vor dem sogenannten "Heimspiel" mit einem Auftritt der Traditionsmannschaft in Rimpar, haben wir uns am Telefon mit dem Nürnberger Sportchef unterhalten.

Frage: Wie geht es Ihnen nach den ersten Saisonspielen? Sind sie mit dem Start des FCN zufrieden?

Joti Chatzialexiou: Grundsätzlich ja. Man darf nicht vergessen: Hinter uns liegen ereignisreiche Wochen. Wir haben sehr viele Transfers abgeschlossen. Insgesamt waren das, Ab- und Zugänge zusammengenommen, über 30 Transferbewegungen. Das ist weit über dem normalen Maß. Von daher war sehr viel zu tun. Ich bin auch mit der Vorbereitung insgesamt zufrieden, weil wir viele Dinge umsetzen konnten: die Aufarbeitung des Kaders oder die Neuausrichtung des Trainerteams,  für das wir mit Javier Pinola gerade erst noch einen Co-Trainer dazubekommen haben.

Speziell die Personalie Javier Pinola, der als Spieler in Nürnberg Heldenstatus besitzt, in Kombination mit Cheftrainer Miroslav Klose, weckt bei vielen Fans Euphorie. War das ihr Ziel?

Chatzialexiou: In erster Linie ging es mir bei der Zusammenstellung des Trainerteams um Qualität und nicht darum, irgendwelche Namen zu holen. Ich bin von der Tätigkeit und Arbeit unserer Trainer überzeugt und auch von ihren menschlichen Qualitäten. Natürlich helfen die Namen auch, um zu zeigen, dass der 1. FC Nürnberg nach wie vor eine enorme Strahlkraft besitzt - in der Region, aber auch über die Region hinaus. Ich habe während meiner Zeit beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) erlebt, dass der Club einen unheimlich guten Ruf besitzt. Alleine schon aufgrund seiner Historie, aber auch wegen mancher Dinge, die sich hier in den vergangenen Jahren bewegt haben. Wir wollen nach wie vor ein Zeichen in die Region senden, dass wir die Dinge angehen und Veränderungen anstoßen. Dafür brauchen wir ein starkes und fähiges Team, da gehören die Kollegen aus dem Trainerstab dazu.

Die Träume sind beim Club traditionsgemäß schnell sehr groß. Haben Sie schon gelernt damit umzugehen?

Chatzialexiou: Allerdings. Nach dem 3:0-Testspielsieg gegen Juventus Turin kamen auf dem Weg aus dem Stadion zum Club-Gelände Fans auf mich zu und haben "Europapokal" gesungen (lacht). Ich kann das alles einordnen. Wir sind uns intern sehr klar darüber, wie wir die Schritte über die nächsten Jahre aufbauen wollen. Natürlich brauchen wir dafür sportliche Erfolge und Punkte in der Tabelle. Aber wir brauchen auch eine nachhaltige Entwicklung, zum Beispiel was die Infrastruktur angeht. Wir wollen diesen Schub, den wir momentan spüren, über einen längeren Zeitraum mitnehmen. Mir ist klar, dass es auch Dellen geben wird. Wir werden Spiele verlieren. Umso wichtiger wird es sein, dass wir Siege und Niederlagen vernünftig einordnen können.

Ist das der Unterschied zu Ihrer bisherigen Tätigkeit beim DFB? Bei einem Verein wechselt die Stimmung je nach Ergebnis schon mal innerhalb einer Woche von himmelhochjauchzend zu zu Tode betrübt. Bei einem Verband hat man mehr Zeit etwas zu entwickeln. 

Chatzialexiou: Das stimmt. Bei einem Verband kommt es alles alle zwei Jahre bei einem Turnier geballt. Da hat man nicht so schnell die Chance, Dinge wieder geradezurücken oder wieder gut zu machen, sondern erst zwei Jahre später. Alles hat Vor- und Nachteile sowie auch Risiken. Ich wollte unbedingt in den Vereinsfußball und bin froh, in Nürnberg gelandet zu sein, weil ich spüre, welche Chancen man gerade hier in der Metropolregion Nürnberg, bei diesem Verein mit dieser enormen Strahlkraft, hat. Beim DFB war es meine Aufgabe, Dinge aufzubauen, den Fußball zu professionalisieren. Hier kann ich viele ähnliche Themenfelder beackern. Von daher erkenne ich mich in meinem jetzigen Beruf auch sehr gut wieder.

Und wo soll ihr Weg mit dem Club hinführen?

Chatzialexiou: Natürlich habe ich die Ambition, den 1. FC Nürnberg irgendwann einmal in die erste Liga zu führen. Aber ich mache das nicht an irgendwelchen Jahreszahlen fest. Meine Vision ist es, dass wir, wenn wir irgendwann einmal ein neues Stadion haben, was für die Region und den Verein auch sehr wichtig wäre, dort auch erstklassig spielen. Da möchten wir als Verein Schritt für Schritt hinkommen. Ich weiß, dass die Erwartungshaltung in Nürnberg oft sehr hoch war. Aber man muss da tiefer hineinblicken, um zu erkennen, welche Strukturen und Voraussetzungen hier im Verein vorhanden sind. Und da gibt es noch einige Dinge, die wir angehen müssen, um so aufgestellt zu sein, dass wir nicht nur aufsteigen können, sondern uns auch dauerhaft in der ersten Liga etablieren können. In dieser Saison sollte es erst einmal das Ziel sein, in einer sehr starken 2. Bundesliga eine sorgenfreie Saison zu spielen.

Bereits am morgigen Donnerstag wird der 1. FC Nürnberg in Rimpar ein „Heimspiel in Unterfranken“ absolvieren. Was hat es damit auf sich?

Chatzialexiou: Der Club kommt aus Nürnberg, aber wir wissen, dass unsere Fans in ganz Franken zuhause sind. Und viele Fans wünschen sich, dass wir als Verein Präsenz in der Region zeigen, dass wir greifbar und ansprechbar sind. Das wird in Rimpar mit der Fußballschule, dem Traditionsteam und dem OFCN-Treffen möglich sein. Wir wollen die Fans noch enger an den Verein binden, die Zahl der Mitglieder signifikant erhöhen. Der 1. FC Nürnberg feiert im Mai 2025 seinen 125. Geburtstag. Dabei blicken wir auf eine große Geschichte zurück. Doch wir müssen den Verein auch für die Zukunft aufstellen. Und dafür ist eine große Zahl von Mitgliedern hilfreich, sie verleihen der Stimme des Vereins Kraft und Gewicht.

 
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