Wieder in Duisburg! 978 Tage nach dem großen Triumph, nach dem Aufstieg in die zweite Bundesliga, kehrten die Würzburger Kickers zurück in das Stadion, in dem sie damals nach einem 2:1 im Relegationsrückspiel gegen den heimischen MSV ihren großen Erfolg bejubeln durften. Diesmal kamen die Kickers als Drittligist, als Außenseiter zum Vergleich mit dem nach Duisburg ausquartierten KFC Uerdingen, dem finanzstarken Emporkömmling, der nun auch ganz offiziell das Saisonziel Aufstieg in Liga zwei ausgegeben hat. Aber wer würde dem KFC denn auch bescheidenere Ziele abnehmen, bei der Einkaufspolitik der letzten Wochen, als der ohnehin schon namhaft besetzte Kader noch einmal mit drei Spielern einer Kategorie ergänzt wurde, aus der sich manch Liga-Rivale nicht mal einen leisten kann.
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Am Ende freilich bringt Geld alleine auch in Liga drei noch keinen Erfolg. Und die Würzburger, die in diesem Winter auf dem Transfermarkt nahezu stoisch ruhig geblieben sind, bei denen Trainer Michael Schiele zuletzt nicht müde wurde zu betonen, dass er diesem Team vertraut, das nach nur einem Sieg aus den letzten elf Partien vor der Winterpause abgerutscht war bis ganz dicht vor die Abstiegszone, verließen das Stadion in Duisburg-Wedau wieder mit einem Triumphgefühl.
Auf Krücken stand der Kapitän vergangener Tage Sebastian Neumann am Ende vor der Kickers-Kabine. Der Abwehrspieler, der im Sommer aus Würzburg zum MSV Duisburg gewechselt war, wird in dieser Saison nach einer Hüftoperation vor zwei Wochen nicht mehr für seinen neuen Klub kicken können. Die Partie hatte er von der Tribüne aus verfolgt und wollte hernach den alten Kollegen persönlich gratulieren. „Ganz stark, von vorne bis hinten“, fand er die Kickers-Leistung. Dem ist eigentlich kaum noch etwas hinzuzufügen nach diesem 3:0-Erfolg nach Toren von Janik Bachmann (35.), Dave Gnaase (58.) und Dominic Baumann (65.).
Es war ein Spiel aus einem Guss, vielleicht sogar noch ein bisschen besser als das 4:0 in Rostock. Denn diesmal standen auf der Gegenseite „ja nicht irgendwelche Gegenspieler“ wie Michael Schiele feststellte und das Beispiel gab, mit welcher Vehemenz Orhan Ademi die Bälle gegen Ex-Bundesliga-Abwehrmann Dominik Maroh behauptet hatte.Die Kugel lief sehenswert.
Schieles Mannschaft hatte es tatsächlich verstanden, dem Aufstiegsanwärter ganz schnell jegliche Lust an diesem Spiel zu rauben. Die Hausherren hatten ganz offensichtlich nicht mit einem so forschen Gegner gerechnet, der sich nicht etwa am eigenen Strafraum einigelte, sondern selbst das Heft des Handelns in die Hand nahm. Vor allem Dave Gnaase und Janik Bachmann verzeichneten im zentralen Mittelfeld immer wieder Ballgewinne. Und wenn die Kugel einmal in Würzburger Besitz war, dann lief sie immer wieder durchaus sehenswert durch die Reihen. „Das Einzige, was man kritisieren kann, ist, dass wir in der ersten Halbzeit mehr als ein Tor hätten schießen müssen“, fand nicht nur Bachmann.
Am Ende freilich rächte sich der Wucher beim Vergeben der Chancen in der Startphase nicht, weil Kickers-Keeper Patrick Drewes sich bei den wenigen Uerdinger Möglichkeiten als sichrer Rückhalt präsentierte – und weil die Kickers ihr einmal eingeschlagenes Tempo über 90 Minuten halten konnten. Die Gäste wirkten am Ende nicht nur spielfertiger, sondern auch fitter und athletischer als die hoch eingeschätzten Gastgeber. Geht es nach den Eindrücken dieser Partie, haben Trainer Schiele und Co. während der Winterpause nicht allzu viel verkehrt gemacht. Auch die Strategie, auf die bewährten Kräfte zu setzen und außer Ersatztorwart Eric Verstappen keine Akteure mehr zu verpflichten, scheint aufzugehen.
Mit dem Überraschungserfolg gegen Uerdingen im Rücken können die Kickers die folgenden Aufgaben gegen Aalen und in Cottbus „mit mehr Ruhe“ (Schiele) angehen. Die Überzeugung, auf dem richtigen Weg zu sein, ist gewachsen. „Ich habe selten ein Spiel so ruhig verfolgt wie heute“, so der gesperrte Kapitän Sebastian Schuppan.
Die Statistik des Spiels
Fußball, Dritte Liga KFC Uerdingen – FC Würzburger Kickers 0:3 (0:1) Uerdingen: Vollath – Großkreutz, Maroh, Schorch, Dorda – Litka (46. Osawe), T. Öztürk (68. Dörfler), Krempicki – Beister (68. Konrad), Aigner, Kefkir. Würzburg: Drewes – P. Göbel, Hägele, Hajtic, Kurzweg – F. Kaufmann, Gnaase (63. Syhre), Bachmann, Skarlatidis – Ademi (85. P. Breitkreuz), Baumann (78. Elva).
Schiedsrichter: Schröder (Hannover). Zuschauer: 3000. Tore: 0:1 Bachmann (35.), 0:2 Gnaase (58.), 0:3 Baumann (65.). Gelbe Karten: Krempicki (5), Großkreutz (7), Dörfler (4) / Gnaase (6), Hajtic (2).
Mit dem Stammtorhüter ist auch wieder die nötige Ruhe in die Mannschaft zurückgekehrt. Besonders gefallen hat mir die Zweikampfstärke der Mannschaft, die sie bisher vermissen ließ. Man hat gesehen daß daran auch in Vorbereitung gearbeitet wurde. Endlich sah man gesunde Zweikampfhärte, manche nennen es auch eklig, ohne die man in der 3. Liga nicht bestehen kann! Weiter so Kickers, ihr seit auf einen guten Weg!