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WÜRZBURG
Simon Rösner: Der Held von Manhattan
Simon Rösner im Augenblick seines größten Triumphs unmittelbar nach dem Finalsieg über Tarek Momen (im Hintergrund).
Foto: PSA World Tour/Steve Line | Simon Rösner im Augenblick seines größten Triumphs unmittelbar nach dem Finalsieg über Tarek Momen (im Hintergrund).
Kirsten Mittelsteiner
Kirsten Mittelsteiner
 |  aktualisiert: 09.02.2018 02:38 Uhr

Er kann es noch immer kaum glauben. Auch einige Tage nach dem größten Erfolg seiner Karriere muss sich Squashspieler Simon Rösner noch manchmal zwicken, um festzustellen, dass das alles kein Traum, sondern vielmehr die Erfüllung des selbigen ist. Nicht nur, dass der 30-Jährige mit seinem Sieg beim „Tournament of Champions“ in New York am letzten Freitag den größten Erfolg seiner Karriere landete, sondern er hat damit auch Squashgeschichte geschrieben. Er ist der erste Deutsche, der es in ein Finale der World Series Turniere der Professional Squash Association (PSA) geschafft hat und dieses auch noch gewann.

Auf die Frage, welche der von den Medien nach diesem Triumph vergebene Bezeichnung er denn lieber hören möchte „King of New York“ oder „Held von Manhattan“ ist das Grinsen vor der Antwort mit ein bisschen Fantasie sogar durch den Telefonhörer zu hören: „Beides ist cool“, antwortet Rösner, „langsam wird mir bewusst, was ich geschafft habe“. Die Worte Kindheitstraum und jahrelange harte Arbeit spielen dabei eine große Rolle.

Zur erweiterten Weltspitze gehört der gebürtige Würzburger, der seit 13 Jahren in sportlichen Diensten des Paderborner SC steht, schon ein paar Jahre. Seit er es im November 2014 in die Top Ten der Squash-Weltrangliste geschafft hat. Aber auf den größten Triumph seiner Karriere ausgerechnet bei seinem Lieblingsturnier in New York musste er seitdem warten. „Das ist nicht planbar“, erklärt er, „es muss einfach alles passen“. Das hat es in „Big Apple“ von Anfang an, denn schon im ersten Match musste sich Rösner gegen die Nummer 17 der Welt mit einer persönlichen Statistik von acht Niederlagen und null Siegen beweisen. Und die Gegner wurden nicht leichter. Im Halbfinale wartete der Weltranglistenerste Grégory Gaultier, gegen den er alle bisherigen 29 Vergleiche verloren hatte. Diesmal schlug Rösner sensationell den Franzosen. Im Finale bezwang er dann den Ägypter Tarek Momen in vier Sätzen (11:8, 11:9, 6:11, 11:5).

Vergleichbar ist dieser Erfolg mit dem Sieg bei einem Tennis-Grand-Slam-Turnier. Im Squash gibt es pro Jahr sieben Wettbewerbe in dieser höchsten Kategorie. Aber in New York ist es der Spektakulärste, weil der Austragungsort im Glascourt in der alt ehrwürdigen Vanderbilt Hall der Grand Central Station so ungewöhnlich ist. „Da ist Bewegung und es schauen unfassbar viele Menschen zu“, ist die Begeisterung bei Rösner unverkennbar. „Dort zu gewinnen ist das geilste Gefühl der Welt“, brechen die Emotionen aus dem World-Games-Gewinner 2017 heraus, „das möchte ich noch oft erleben“.

Keine Frage, dass die Glückwünsche kein Ende nahmen. Sogar der Bürgermeister von Paderborn, Michael Dreier, konnte es kaum erwarten und rief sofort nach der Siegerehrung an, um den elffachen deutschen Einzelmeister zum Eintrag ins Goldene Buch der Stadt einzuladen.

Mit diesem Sieg hat Rösner – von Weltranglistenplatz acht auf sechs vorgerückt – quasi das Ticket für die Teilnahme am World Series Finale der besten acht Spieler Anfang Juni in Dubai gebucht. Das ist dem ATP-Finale im Tennis ähnlich. Nur das Preisgeld differiert in beiden Sportarten gewaltig. Für den Sieg in New York erhält Rösner gerade mal 24 000 US Dollar (rund 19 000 Euro). Nicht einmal halb soviel wie ein in der ersten Runde ausgeschiedener Tennisspieler bei den jüngst zu Ende gegangenen Australien Open. Für die Erstrundenteilnahme dort gibt es 60 000 australische Dollar (rund 39 000 Euro).

Aber nicht wegen des Geldes betreibt Rösner diesen Sport. Es ist eben seine Leidenschaft. Deutlich wurde das einmal mehr, als er sofort am Morgen nach dem Erfolg in den Flieger stieg, um in der Bundesliga für seinen Verein Paderborner SC sowohl am Samstag als auch am Sonntag an den Start zu gehen. Hundemüde, aber überglücklich und für seine Gegner auch in diesem Zustand immer noch mehr als eine Nummer zu groß.

 
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