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FREIWASSERSCHWIMMEN: EM
Silber rechtfertigt die Aufstellung
EURO-2018-SWIM       -  Fast wäre es Gold geworden: Leonie Beck (Würzburg), Sarah Köhler, Florian Wellbeck and Sören Meißner (Würzburg, v. l.) mit ihren Silbermedaillen nach der Mixed-Staffel im Freiwasserschwimmen.
Foto: FRANCOIS MARIT, AFP | Fast wäre es Gold geworden: Leonie Beck (Würzburg), Sarah Köhler, Florian Wellbeck and Sören Meißner (Würzburg, v. l.) mit ihren Silbermedaillen nach der Mixed-Staffel im Freiwasserschwimmen.
Aus Schottland berichtet Sabrina Knoll
 |  aktualisiert: 02.04.2019 11:31 Uhr

Als Sharon van Rouwendaal dieser Fehler unterlief, der das zuvor im Loch Lomond eher dahinplätschernde Marathonrennen plötzlich spannend machen sollte, saßen die Würzburger Schwimmer in der Athleten-Lounge vor den Fernsehern. Draußen hatte es angefangen zu schütten, sodass sich das tapfer am Ufer ausharrende deutsche Team bis zu den Schlussspurts in das Zelt an der Strecke zurückzog.

Dort sahen sie also, wie die erfahrene van Rouwendaal, die bis zu diesem Zeitpunkt alle Freiwasserwettbewerbe dominiert hatte, verschwamm, wie sie noch einmal um die Begrenzungsboje herumkraulen musste, wie sie danach einen Rückstand von 70 Sekunden aufholte. Sie sahen, wie die Italienerin Arianna Bridi wenige Meter vor Schluss jene Kräfte mobilisierte, die van Rouwendaal verbraucht hatte, um dann nach 25 Kilometern eine Zehntelsekunde vor der Niederländerin anzuschlagen.

Angela Maurer kam hinter der Französin Lara Grangeon als Vierte ins Ziel und war „super happy“ nach dem fast fünfeinhalbstündigen „Höllenritt“ durch das 16,9 Grad kalte Wasser. Finnia Wunram war nach vier Stunden erschöpft und frierend ausgestiegen, Sarah Köhler bereits nach 30 Minuten. Andreas Waschburger und Alexander Studzinski schwammen beim Sieg des Ungarn Kristof Rasovszky als Neunter und Zehnter durchs Ziel.

Beckenschwimmerin Köhler war wie ihr Freund, 1500-Meter-Gewinner Florian Wellbrock, am Sonntag einzig an den Start gegangen, um Diskussionen und eine nachträgliche Disqualifikation der Mixed-Staffel zu vermeiden. In der waren beide am Samstag mit Leonie Beck und Sören Meißner zu Silber hinter den Niederländern geschwommen. Auch dies eine denkbar knappe Entscheidung zwischen Wellbrock und dem sechs Zehntelsekunden besseren Olympiasieger Ferry Weertman, die mehrere Minuten quasi Nase an Nase durch den See zogen.

Zuvor war es an Leonie Beck gewesen, als Startschwimmerin so lange wie möglich mit jenen Teams mitzuhalten, die zunächst ihre Männer ins Rennen geschickt hatten. Köhler musste dann mit van Rouwendaal Zug halten, Sören Meißner hatte anschließend den Job, die Französin Lisa Poul einzuholen. „Und vielleicht einen kleinen Vorsprung auf den Holländer rauszuschwimmen“, sagte der 28-Jährige anschließend. Das war ihm auch kurz gelungen. „Aber dann ist er direkt an meiner Seite geschwommen und hat mich einfach nicht wegschwimmen lassen.“

Hinter den Kulissen hatte sich indes ein ganz anderes Duell abgespielt. Vordergründig schien es dabei um die Staffelbesetzung zu gehen. Tatsächlich geht es aber um die beiden Standorte Würzburg und Magdeburg, um zwei Trainer, deren Persönlichkeiten unterschiedlicher nicht sein könnten: Hier der joviale Lurz, der sich seine Freiwasserwelt ein bisschen so macht, wie sie ihm gefällt. Dort der akribische Berkhahn, der Lurz „Machtmissbrauch“ vorwarf, „damit der SV Würzburg 05 gut dasteht“.

Lurz weist Vorwurf von sich

Lurz kommentierte diesen Vorwurf schlicht mit Verständnis für die Enttäuschung von Sportler und Trainer sowie dem Verweis darauf, dass es „unterm Strich die richtige Aufstellung“ gewesen sei. Mit dem Würzburger Meißner und ohne den Magdeburger Rob Muffels. Bevorzugung der Würzburger wies Lurz von sich: „Wenn man genau hinschaut, wo man Leute eingesetzt hat, die sich nicht reell qualifiziert haben, gibt sich das alles nicht viel.“ Mit Blick auf die Championships Trophy der Freiwasserwettbewerbe habe er, „wie es auch im Beckenschwimmen gang und gäbe ist“, Strecken besetzen wollen, die Punkte für die Gesamtwertung versprechen: „Ich glaube, dass alle, die wir zusätzlich eingesetzt haben, sich hier nicht schlecht verkauft haben.“

Nach einer WM 2017, von der die Freiwasserschwimmer erstmals seit 23 Jahren ohne Medaille zurückgekehrt waren, haben die Deutschen nun Becks Silber über fünf Kilometer, Muffels Bronze über zehn sowie das Silber der gemischten Staffel im Gepäck.

Aus Sicht des SV Würzburg beschreibt Lurz die EM in Schottland als „ordentlich“. Immerhin sei der kontinentale Wettkampf nur ein Zwischenschritt auf dem Weg nach Tokio 2020. Und die Tickets dazu würden eben bereits in der kommenden Saison vergeben. Mit Blick auf das große Ziel Olympia hätten Beck, Meißner und auch Ruwen Straub wichtige Erfahrungen gesammelt. Vor allem an der Renntaktik und dem Mut zum Angriff könnten alle drei demnach noch arbeiten, um dann ihre jeweiligen Stärken noch besser ausspielen zu können. Lurz kündigt an: „Nächste Woche fangen wir damit an."

 
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