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WÜRZBURG
Schon wieder sehen die Kickers Rot
Einen schlechten Ruf hat man schnell weg. Das wissen sie auch beim Fußball-Drittligisten FC Würzburger Kickers. Ihn wieder los zu werden, ist aber umso schwieriger.
Schon wieder sehen die Kickers Rot
Foto: Frank Scheuring
Frank Kranewitter
 |  aktualisiert: 10.02.2021 13:00 Uhr

„Rüpel“, sagte Würzburgs Torhüter Robert Wulnikowski nach dem 0:0 am Samstag gegen den FC Rot-Weiß Erfurt, „sind wir eigentlich nicht.“ Eigentlich sollte Amir Shapourzadeh als Kapitän ja auch ein Vorbild sein. Und eigentlich ist der Deutsch-Iraner, der in diesem Monat 33 Jahre alt wird, ja auch ein eher ruhiger Zeitgenosse, zumindest außerhalb des Platzes höflich und freundlich. Auf dem Feld freilich sieht das anders aus. Da zeigt Shapourzadeh schon mal sein unwirsches, hitziges Gemüt.

Diesmal sind ihm die Gäule durchgegangen. Das üble Nachtreten gegen den Erfurter Luka Odak ließ ihn dann eben doch als Rüpel dastehen – und die folgerichtige Rote Karte brachte sein Team wohl um die Chance, den dritten Sieg in Serie einzufahren. In voller Besetzung, da waren sich viele Zuschauer hernach einig, wären die Kickers wahrscheinlich als Sieger vom Platz gegangen. „Da war mehr drin“, war sich auch Kickers-Abwehrmann Clemens Schoppenhauer sicher.


Immer diese Platzverweise! Wenn man von den bislang vier Heimspielen drei in Unterzahl beendet hat, ist es nicht verwunderlich, dass dabei lediglich ein Sieg heraussprang. Fast schon logisch, dass der 1:0-Erfolg gegen Aue die einzige Partie in der eigenen Arena war, bei der die Kickers nicht Rot sahen. Drei Rote Karten und eine Gelb-Rote sind der unangefochtene Höchstwert in der Dritten Liga.

"Das sollte man nicht oberflächlich betrachten“, sagt Kickers-Trainer Bernd Hollerbach, wohl wissend, dass manch Beobachter das nun ganz sicher machen wird. „Pauschal kann man da kein Urteil fällen. Man sollte jedes Spiel für sich betrachten.“ Schließlich sei doch so manche Hinausstellung in der Vergangenheit auch diskutabel gewesen. Hollerbach weiß, wie schnell sich das Bild einer rustikalen Klopper-Truppe auch in den Köpfen der Schiedsrichter festsetzen kann. Einen Trend wollte er deshalb aus den vielen Feldverweisen nicht ableiten. Das Gespräch mit seinem Kapitän wird Hollerbach, der am Sonntag in Dresden weilte, um die Dynamo-Partie gegen den Chemnitzer FC zu beobachten, trotzdem gesucht haben.



Auf Shapourzadeh werden die Würzburger nach der nun zu erwartenden Sperre in den kommenden Wochen ohnehin verzichten müssen. Der Kickers-Coach wird nach neuen Lösungen suchen, wie sich das offensive Spiel des Aufsteigers beleben lässt.

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Diesmal hatten die Hollerbach-Schützlinge ja durchaus ihre Chancen: Shapourzadeh verzog, nachdem Erfurts Keeper Philipp Klewin einen Schuss von Dennis Russ nicht parieren konnte (18.). Einen Kopfball von Royal-Dominique Fennell konnte Erfurts Okan Aydin auf der Linie klären (29.). Peter Kurzweg schoss von Richard Weil toll frei gespielt neben das Tor (52.) und Christopher Bieber traf den Pfosten des Gäste-Tores (55.). So viele Torschüsse hatten die Kickers beim 1:0-Sieg gegen Aue längst nicht.

Man hat ja schon reichlich Gelegenheit gehabt, das Spiel in Unterzahl zu üben. Und so war nach der Hinausstellung auch kein Bruch im Spiel zu erkennen. Die Kickers spielten – so lange die Kraft reichte – weiter munter drauf los. „Nur der Lucky Punch fehlte uns diesmal“, stellte Schoppenhauer fest. Und Mittelfeld-Renner Fennell sagte: „Ich mache den Jungs und mir selbst keinen Vorwurf. Wir sind sehr viel gerannt. Wenn man dann etwas müde wird und der ein oder andere Ball nicht ankommt, dann ist das eben so.“


Und auf eines können sich die Würzburger ja noch immer verlassen: auf ihre Maurerkünste. Zum dritten Mal in Serie hielten die Kickers ihren Kasten sauber. Zwei Gegentore nach nun bereits sieben Partien sind – zumal für einen Drittliga-Neuling – eine wahrhaft erstaunliche Bilanz.

Und so feilen sie am Dallenberg an ihrem Ruf als Abwehrspezialisten. Und der ist ja nicht der schlechteste. „Wir wollten Würzburgs Abwehrbollwerk mit Diagonalbällen aufzureißen. Das ist uns leider nicht gelungen“, erklärte Erfurts Trainer Christian Preußer hernach sein taktisches Vorhaben, dass – auch dank der Würzburger Laufarbeit – nicht aufgegangen war. Und überhaupt war der Gäste-Coach durchaus angetan, von dem, was er in Würzburg gesehen hat: „Die Kickers sind eine Bereicherung für die Liga – schon alleine, wenn man die Zuschauerzahlen hier sieht“, sagte er. Eine solche Sympathiebekundung tat an diesem Tag besonders gut.


Die Statistik des Spiels

FC Würzburger Kickers – FC Rot-Weiß Erfurt 0:0

Würzburg: Wulnikowski – Billick, Weil, Schoppenhauer, Kurzweg – Russ (83. Haller), Vocaj (46. Karsanidis), Fennell, Benatelli – Shapourzadeh, Bieber.

Erfurt: Klewin – Odak, Nikolaou, Erb, Hergesell – Bichler (61. Hörcher), Menz, Judt (53. Tyrala), Aydin – Szimayer (88. Uzan), Kammlott.

Gelb: Weil, Haller / Bichler, Judt, Menz.

Rot: Shapourzadeh (39., Tätlichkeit).

Schiedsrichter: Schütz (Worms).

Zuschauer: 6337.

 
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