
War das die Wende? Nach einem schwierigen Saisonstart mit drei Niederlagen hat Fußball-Drittligist FC Würzburger Kickers den ersten Sieg eingefahren. Das 3:1 (2:0) gegen den als Überraschungs-Tabellenführer angereisten Aufsteiger Energie Cottbus dürfte Trainer Michael Schiele und seinem Team vor der nun folgenden Drittliga-Pause wegen der ersten DFB-Pokal-Runde Selbstvertrauen verschafft haben. Auch weil eine entscheidende taktische Änderung gleich funktionierte.
Am Ende kommt es – Taktik hin oder her – auf die Tore an. Und so war es kaum verwunderlich, dass Dominic Baumann für das Publikum am Würzburger Dallenberg am Sonntagnachmittag der Mann des Tages war. Als der 23-jährige Angreifer in der 80. Minute ausgewechselt wurde, prasselte der Applaus hernieder auf den Akteur, der nicht nur den dritten Kickers-Treffer erzielt hatte, sondern auch durch seinen unermüdlichen Einsatz an den Tore Nummer eins und zwei maßgeblich beteiligt war. „Wenn der Verein meint, er braucht noch einen Stürmer, dann soll er einen holen. Ich bin da und versuche mich immer reinzuwerfen“, sagte der gebürtige Sachse zu der Diskussion um die Qualität der Angreifer, die die Rothosen eigentlich schon die ganze Saison beschäftigt. Neuzugang Patrick Breitkreuz durfte für zehn Minuten ran. Der zuletzt vertraglose Angreifer wird noch brauchen, bis er eine echte Alternative für die Angriffsreihe ist.
Rückkehr zur Viererkette
Die Mannschaft versammelte sich nach dem Erfolg noch einmal geschlossen auf dem Spielfeld, als Trainer Schiele bereits auf dem Weg in die Kabine war. Auch für den 40-Jährigen gab es in diesem Moment Extra-Applaus. Dieser Erfolg dürfte dem Trainer nach den Rückschlägen der letzten Wochen besonders geschmeckt haben. Schiele war ins Grübeln gekommen über seine Taktik. Die Dreierabwehr, die bei gegnerischem Ballbesitz zur Fünferkette wird, war sein Erfolgsrezept in der vergangenen Saison. Nachdem Schiele als Nachfolger von Stephan Schmidt im Herbst vergangenen Jahres Chefcoach wurde, hatte er den Systemwechsel vollzogen. Und mit dieser Formation hatten die Kickers in 25 Spielen nur noch 22 Gegentore bekommen. Die Basis dafür, dass die Rothosen vom letzten Platz noch emporkletterten bis auf Rang fünf.
Es ist Schiele nicht leicht gefallen, davon abzurücken. Das ist zu spüren. „Warum soll man vom Bewährten zurückgehen?“, fragte er und gab die Antwort selbst im typischen Fußball-Trainersprech: „Wir wollten diesmal kompakter stehen.“ Tatsächlich funktionierte das altbewährte System ohne die abgewanderten Leistungsträger der Vorsaison wie Sebastian Neumann und Jannis Nikolaou nur noch leidlich bis gar nicht. Vor allem zwischen Abwehr und Mittelfeld taten sich beim letzten Auswärtsspiel in Aalen immer wieder große Lücken auf, hatten die Gegner viel, viel Platz, um sich mit dem Ball auszutoben.
- Spiel verpasst? Kein Problem! Hier gibt's den Live-Ticker zum Nachlesen.
Dem schoben die Kickers nun einen Riegel vor. Auch weil in der Zentrale neben den Innenverteidigern Sebastian Schuppan und dem bei seinem Saison-Startelfdebüt auffällig ruhig und sachlich agierenden Hendrik Hansen mit Dave Gnaase und Janik Bachmann zwei zuvorderst defensiv denkende Mittelfeldspieler ihr Werk verrichteten.
Schoppenhauer im Stadion
Einer der in früheren Zeiten in der Rothosen-Abwehr kickte, sorgte alleine durch seine Anwesenheit am Dallenberg für Spekulationen bei den Fans: Clemens Schoppenhauer spielt bei Zweitligist St. Pauli keine Rolle mehr, hat aber noch keinen neuen Klub gefunden.

Ärger über Ehrentreffer
„Wir wollten unbedingt zu Null spielen. Dass das nicht geklappt hat, ärgert uns“, sagte Angreifer Göbel mit Blick auf den Ehrentreffer in der 90. Minute. In der Dritten Liga, das haben die Kickers spätestens in der vergangenen Saison gelernt, kommt es zuerst darauf an, Gegentore zu vermeiden, dann klappt's auch irgendwie vorne. Und wie es am Sonntag plötzlich klappte. Dass Orhan Ademi, dem nicht nur in den ersten drei Saisonspielen, sondern auch während der gesamten Vorbereitung kein Treffer gelungen war, die Rotthosen nach einer Sahneflanke von Simon Skarlatidis in Führung schoss (29.), passte perfekt ins Bild. Zuvor hatte Baumann („Ich habe gemerkt, dass die Verteidiger verunsichert sind“) einen Fehlpass der Cottbusser provoziert. Skarlatidis' Alleingang vor dem 2:0 (43.) ermöglichte Baumann mit einem – nennen wir es einmal – robusten Einsatz gegen den Cottbuser Marc Stein. „Ein klares Foul“, fand Gäste-Coach Claus-Dieter Wollitz.
Den Kickers war es herzlich egal. Denn nach Baumannns Kopfballtreffer zum 3:0 (65.), hätten die Würzburger gut und gerne noch zwei biis drei Tore nachlegen können. „Das hat mir überhaupt nicht gefallen“, zürnte Trainer Schiele vor allem über eine Szene, in der Skarlatidis bei einem Konter mit 4:1-Überzahl keinen der besser postierten Mitspieler anspielte, sondern selbst den Abschluss suchte. „Wenn ich ihn reinhaue, sagt niemand etwas“, so Skarlatidis beim übertragenden Internet-Bezahlfernsehen der Telekom. Doch da dröhnte schon längst die Partymusik aus der Kickers-Kabine. Diesmal konnten kleine Nachlässigkeiten die Stimmung nicht trüben.
Die Statistik des Spiels
Fußball, Dritte Liga Würzburger Kickers –
Energie Cottbus 3:1 (2:0)
Würzburg: Drewes – P. Göbel, Hansen, Schuppan, Wagner – Skarlatidis, Bachmann, Gnaase (74. Hägele), Mast – Baumann (80. Breitkreuz), Ademi (84. Bytyqi). Cottbus: A. Spahic – Starzew, Matuwila, Stein, Schlüter – Stanese – K. Weidlich, Geisler (66. Graudenz), de Freitas (46. Mamba), Viteritti – Scheidhauer (80. Gehrmann)
Schiedsrichter: Fritsch (Bruchsal). Zuschauer: 5089. Tore: 1:0 Ademi (29.), 2:0 Skarlatidis (45.), 3:0 Baumann (65.), 3:1 Mamba (90.). Gelbe Karten: Gnaase (2), Bachmann (2) / Starzew (1), Mamba (3), Viteritti (1).
Soso Schoppenhauer wurde im Stadion gesichtet. Habe ihn nur in Erinnerung, dass er
im Spiel gefühlte 20x den Ball nach vorne schlug, der immer irgendwo im Nirwana landete und Hollerbach hat es nicht abgestellt.