Zweite Bundesliga Männer
GWD Minden – DJK Rimpar Wölfe
(Samstag, 19 Uhr, Kampa-Halle)
Nicht allzu oft in dieser bereits nach acht Spieltagen an Überraschungen reichen Saison werden die Rollen in der weitgehend ausgeglichenen zweiten Liga so klar verteilt sein wie vor dem samstäglichen Gastspiel der DJK Rimpar Wölfe (8./9:7) bei GWD Minden (2./11:1). „Das ist David gegen Goliath“, sagt Wölfe-Trainer Matthias Obinger klipp und klar.
In der Tat ist der Bundesliga-Absteiger im Vergleich mit dem Rimparer Rudel ein Riese – und das in jeder Hinsicht. Minden gegen Rimpar, das heißt: langjährige Erstligareife gegen dreijährige Zweitligaerfahrung, routiniertes Profitum gegen ambitionierte Professionalisierung, viel Geld gegen wenig Geld. Ein Duell der großen Gegensätze.
„Notfalls mit Guerilla-Taktik“
„Minden ist auf jeder Position gleich doppelt erstklassig besetzt“, weiß Obinger. Im Tor mit Gerrit Eijlers und Kim Sonne, der vom Rekordmeister THW Kiel kam; auf der Spielmacherposition mit Dalibor Doder und Sören Südmeier; im linken Rückraum mit Nenad Bilbija und Miladin Kozlina sowie im rechten mit Christoffer Rambo und Moritz Schäpsmeier. Für den Kreis wurde noch Joakim Larsson vom VfL Gummersbach als Verstärkung verpflichtet. Die mannschaftsinterne Rangliste der besten Torschützen führen die beiden Außenspieler Aleksandar Svitlica (rechts) mit 44 Treffern (davon elf Siebenmeter) und der dritte Neuzugang, Charlie Sjöstrand (links), mit 23/7 Treffern an.
Nach Meinung vieler Handballkenner hätte das Team von Trainer Frank Carstens mit dem Kader der vergangenen Saison, von dem die meisten Akteure dem Klub erhalten geblieben sind, niemals absteigen dürfen. Auch in finanzieller Hinsicht sind die Gastgeber bestens aufgestellt. Die Verbindlichkeiten aus der drohenden Insolvenz Mitte der 1990er Jahre sind endgültig abgetragen, die organisatorischen Strukturen im Wesentlichen ebenso erstligareif wie die sportlichen. Aus all diesen Gründen ist Minden neben Erlangen der Topfavorit auf die Rückkehr in die Bundesliga.
Den Anspruch darauf haben die Ostwestfalen, die von 2010 bis 2012 schon mal zwei Spielzeiten im Unterhaus verbrachten, klar formuliert. Und mit ihren bisherigen Ergebnissen auch untermauert. Seit dem 25:25 zum Auftakt beim Mitabsteiger Ludwigsburg-Friesenheim haben sie nur noch Siege gefeiert, rangieren mit einer Partie weniger hinter Coburg auf Tabellenplatz zwei.
„Gegen dieses Topteam haben wir allenfalls als Kollektiv eine Chance“, meint Obinger. Als Rudel gegen den Riesen – mit einem „starken Abwehrverbund, einem disziplinierten Angriffsspiel und notfalls auch mit Guerilla-Taktik“, so der DJK-Coach augenzwinkernd. Verzichten muss der 35-Jährige aller Voraussicht nach weiterhin auf die Verletzten Jan Winkler (Auge) und Lars Spieß (Wade); der zuletzt ebenfalls angeschlagene Kreisläufer Jan Schäffer wird vermutlich einsetzbar sein.
Madert empfindet Wehmut
Für einen der Wölfe bedeutet das Gastspiel in Minden ein Wiedersehen mit seinem früheren Verein. Bevor es ihn im Sommer 2012 in die erste norwegische Liga zu Follo HK nach Oslo zog, stand Torwart Konstantin Madert zu Zweitligazeiten bei GWD unter Vertrag. Ein Foto, das er dieser Tage auf Facebook gepostet hat, zeigt ihn bei seinem letzten Auftritt in der Mindener Kampa-Halle – mitten im Aufstiegstrubel, umringt von Mannschaftskollegen und Fans, wie er einem seiner Mitspieler um den Hals fällt. Es ist ein Foto, das vom Augenblick großen Glücks lebt. „Konsti“ hat es mit den Worten kommentiert: „Nach allem, was da war und nach allem, was da in meinem Herzen noch ist, ist das kein normales Spiel für mich.“
Mit „vielen guten Erinnerungen“ tritt der gebürtige Detmolder am Samstag die Reise in seine alte Heimat an. „Ich bin ein bisschen wehmütig, wenn ich an die Zeit in Minden zurückdenke, denn das waren zwei intensive Jahre, und dort sind viele gute Sachen passiert“, gesteht er. Damit meint der 27-Jährige nicht nur den Wiederaufstieg, sondern vor allem auch „sehr gute Freundschaften“, die damals entstanden sind. Und die bis heute Bestand haben. „Ich werde am Samstag auf einige Kumpels treffen“, sagt er und klingt voller Vorfreude – auf und außerhalb des Spielfelds. Ob er eine Einsatzzeit zwischen den Pfosten bekommt, oder ob Max Brustmann, aktuell bester Keeper der Liga laut DKB-Statistik, wieder das Rimparer Tor hüten wird, das weiß er nicht. „Schön wäre es schon, wenn ich spielen würde“, gesteht er, „aber im Vordergrund steht natürlich der Erfolg der Mannschaft.“ Wer Konstantin Madert kennt, weiß, dass dieser Satz aus seinem Mund keine leere Sportlerphrase ist.
Mitarbeit: Carolin Münzel