Handball, 2. Bundesliga
DJK Rimpar Wölfe – TV Emsdetten 24:20 (10:8)
Der Junge hat Humor. Gefragt, welches Adjektiv er für seine Leistung angemessen finde, antwortete der Mann des Abends nach einigem Zaudern ohne Witz: "gut".
Gut war aus Sicht der Handballer der DJK Rimpar Wölfe eher, dass sie nach zuletzt drei Niederlagen in der 2. Bundesliga diesen zweiten Saisonsieg eingetütet haben, den ersten vor eigenem Publikum. Wie kräftezehrend er für den schmalen Kader war, zeigte sich nach dem Schlusspfiff am Sonntagabend in der s.Oliver Arena: Während die 700 Zuschauer – darunter der frühere Coach Matthias Obinger – standen und minutenlang applaudierten, brauchten die Gewinner einige Momente, um sich zu freuen. Doch schließlich mündete die Freude in ein großes Humba täterää.
Beiderseitiges Fehlwurffestival
„Heute hatten wir in entscheidenden Phasen auch die Coolness, die wir zuletzt haben vermissen lassen“, sagte DJK-Coach Julian Thomann erleichtert nach dem 24:20 (10:8)-Erfolg gegen den TV Emsdetten. Wie der letztlich zustande gekommen war, mit ebenso viel Krampf wie Kampf in diesem anfänglichen Fehlwurffestival von beiden Seiten nämlich, das konnten sich die Fans in der ersten Halbzeit auch mit dem wieder ausgeschenkten Alkohol nicht schön trinken.
Einer indes hat sich nach seinen Glanztaten ein extra Getränk verdient: Mit 24 Paraden und einer Quote von 55 Prozent gehaltener Bälle war Wölfe-Schlussmann Marino Mallwitz der gefeierte Matchwinner. Bei Emsdetten stach dementsprechend eine andere Zahl heraus: 27 Fehlwürfe. "Damit kann man kein Spiel gewinnen", kommentierte TVE-Trainer Sascha Bertow die Niederlage. Auch nicht mit ordentlichen zwölf Paraden des eigenen Keepers Oliver Krechel, der den früheren Rimparer Konstantin Madert abgelöst hat.
Charaktertest bestanden
Thomann hatte das Duell im Vorfeld zum Charaktertest ausgerufen. Mit den Worten "Jetzt können wir zeigen, was wir für eine Mannschaft sind und ob wir mit Druck umgehen können", wurde er auf der Vereinshomepage zitiert. Eine Mission, die durch die noch länger verletzt ausfallenden Abwehrzentrum-Akteure Philipp Meyer und Valentin Neagu erschwert wird.
Dass die Unterfranken Druck spüren, war ihnen gegen Emsdetten deutlich anzumerken. Nervosität zeigten sie vor allem beim Abschluss. Nur vier von zwölf Würfen brachten sie in der ersten Viertelstunde (4:4) im TVE-Tor unter – eine relativ verheerende Quote von 33 Prozent. Mallwitz schimpfte ("Ich hab mich sehr geärgert, weil das teilweise echt unclevere Würfe waren und kein Lerneffekt zu erkennen war"), und Thomann nahm innerhalb von fünf Minuten zwei Auszeiten. "Ich habe an den Mut der Mannschaft appelliert, trotzdem einfach weiterzumachen", erklärte er später.
Knappe Führung zur Pause
Die Unterfranken, die sich in den letzten beiden Minuten der teils vogelwilden ersten Halbzeit noch auf 10:8 absetzten, konnten von Glück sagen, dass sie Mallwitz hatten – und die Münsterländer, die mit sieben Feldspielern begonnen hatten, eben eine noch schlechtere Chancenverwertung als sie selbst mit nur acht Treffern aus 25 Versuchen und zudem noch ein paar technische Fehler und Fehlpässe mehr.
Nach dem Seitenwechsel erhöhte Steffen Kaufmann erstmals auf drei Tore Vorsprung für Rimpar. Ein 3:0-Lauf mit zwei weiteren Kaufmann-Abstaubern und einem Flügeltreffer von Dominik Schömig sorgten für das umjubelte 15:11 (43.). Näher als auf zwei Treffer kamen die Gäste nicht mehr heran.
Mehr Konzentration im Abschluss
Mit mehr Konzentration im Abschluss, noch mehr Emotion auch in der Abwehr und vor allem mit den Fans im Rücken war den Gastgebern ihr Start-Ziel-Sieg spätestens nach dem 23:17 (57.) nicht mehr zu nehmen. Charaktertest bestanden. In der Tabelle verbessert sich Rimpar damit auf Rang 16.
Und der Mann des Abends? Lobte zu guter Letzt die Arbeit des Innenblocks. "Die Halben haben diesmal mehr mitgeholfen. Dadurch kamen auch Würfe zustande, die man relativ einfach parieren konnte", sagte Mallwitz. "Und dann hältst du halt noch ein, zwei Freie." Wie gesagt, der Junge hat Humor. Den wird er im Kellerkampf ebenso brauchen wie seine Mannschaft ihn.