
2. Bundesliga, Männer
ThSV Eisenach - DJK Rimpar Wölfe 25:23 (9:9)
Sie hatten nichts zu verlieren. Aber sie haben auch nichts gewonnen. Am 30. Jahrestag des Mauerfalls unterlagen die Zweitliga-Handballer der DJK Rimpar Wölfe im Duell der Tabellennachbarn beim ThSV Eisenach mit 23:25 (9:9), bleiben trotzdem Siebter. Die Thüringer waren spielerisch nicht besser, aber die Unterfranken machten in entscheidenden Phasen und Situationen des Spiels weniger Fehler. "Wir haben uns auch selber ein bisschen geschlagen", meinte DJK-Kapitän Patrick Schmidt.
Erinnerung an 9. November 1989
In die gleiche Kerbe schlug sein Trainer Ceven Klatt: "Schade, dass wir keinen Punkt mitnehmen. Es wäre möglich gewesen. Eisenach war heute die cleverere Mannschaft." ThSV-Coach Sead Hasanefendic, mit 71 Jahren der Oldie der Bundesliga und eine Ikone seiner Branche, schloss nach ausführlicher Analyse so: "Wir bestätigen mit diesem Sieg unsere Heimstärke." Noch immer hat sein Team in dieser Saison keinen Zähler zu Hause abgegeben.
Vor dem Anpfiff in der mit 2372 bestens besuchten Werner-Aßmann-Halle erinnerte der Hallensprecher an den 9. November 1989: "Wir wollen, dass es auch heute so ein denkwürdiger Tag wird", sagte er.
Rimpar führt nach 20 Minuten 8:4
Das wurde es. Allerdings zunächst anders, als es sich die Gastgeber erhofft hatten. 22 Minuten lang gelang ihnen nur ein Treffer aus dem Feld; die restlichen drei seiner insgeamt elf Tore erzielte Adrian Wöhler per Siebenmeter. Im Positionsangriff fanden die Eisenacher gegen die DJK-Deckung, die im Innenblock vom Kreisläufer Duo Michael Schulz und Patrick Gempp kompakt organisiert wurde, kaum ein Mittel. Was doch auf den Kasten der Gäste kam, landete in den Fängen von Max Brustmann, der in der ersten Halbzeit auf neun Paraden kam und mit Sprechchören von den etwa 15 mitgereisten Wölfe-Fans gefeiert wurde. "Er hat uns etliche Probleme bereitet", räumte Eisenach-Manager und Klatt-Freund René Witte ein. So führten die Rimparer nach einem Linksaußen-Treffer von Benedikt Brielmeier nach Assist von Steffen Kaufmann, der selbst sechsmal traf, von halbrechts mit 8:4 (20.).
Bruch nach drei verworfenen Siebenmetern
Hasanefendic nahm die erste Auszeit. Er wechselte seine erste Sechs auf dem Feld komplett aus, brachte eine B-Mannschaft aus vornehmlich jungen Akteuren. Manche hätten vielleicht selbst nicht damit gerechnet, dass sie spielen würden", sagte er auf der Pressekonferenz sinngemäß schelmisch. Der Einzige, der bleiben durfte, war Torwart Voncina Blaz - und der läutete die Aufholjagd ein: Er hielt einen Strafwurf von Benedikt Brielmeier. Direkt im Anschluss scheiterte Dominik Schömig, der zuvor zweimal getroffen hatte, an der Latte. Und auch Benjamin Herth reihte sich mit einem neben das Tor gesetzten Siebenmeter in die Reihe der Fehlwerfer ein. Wären allein diese drei Versuche reingegangen, hätte es zum Sieg gereicht.
Aber nicht nur vom Strich trafen die Wölfe nicht mehr, nun waren es auch sie, die im Positionsangriff nicht mehr gegen die nun aggressive Abwehr der Hausherren ankamen und Chancen ausließen. Die Thüringer holten Tor um Tor auf, einen 5:0-Lauf beendete Jonas Richardt mit der ersten Führung für seine Farben (9:8, 29.). "Dieser Bruch war die entscheidende Phase", haderte Klatt vor allem mit zu vielen verworfenen Bällen. Schömig gelang wenige Sekunden vor der Pause noch der Ausgleich.
Wechselfehler in entscheidender Phase
Danach setzte sich Eisenach bis auf drei Treffer ab (16:13, 39.). Bei Rimpar kam nun Lukas Siegler nach seiner Muskelzerrung im Hinterteil überraschend doch zum Einsatz. Die Gäste blieben in Schlagdistanz (18:20, 48.). Als sie die Chance hatten, auf ein Tor heranzukommen, kassierten sie eine Zeitstrafe für einen Wechselfehler: Julian Sauer stürmte nach einer Zwangspause zwei Sekunden zu früh zurück aufs Feld - und durfte gleich noch mal auf der Bank Platz nehmen. "Da muss man schon ein bisschen cleverer sein", meinte Klatt, der acht technische Fehler in der zweiten Halbzeit monierte: "Das ist nicht akzeptabel für die zweite Liga." Auch Brustmann hätten seine Vorderleute nicht mehr so gut geholfen wie in der ersten Hälfte.
Klatt: "Haben uns um Lohn unserer Arbeit gebracht"
Noch ein letztes Mal bot sich den Wölfen beim 23:25 (59.) und offener Manndeckung die Möglickeit zum Anschlusstreffer. Brustmann wollte den Ball zum Konter laufenden Fin Backs passen, doch sein Keeperkollege Blaz, der weit vor seinem Kasten lauerte, fing die Kugel ab. Damit war der Endstand besiegelt. "Wir haben zu viele Bälle weggeworfen und zu viele einfache, blöde Fehler gemacht", resümierte Schmidt. Klatt zog folgendes Fazit: "Wir haben uns selber um den Lohn unserer Arbeit gebracht."
Am kommenden Wochenende sind die Rimparer spielfrei, dann stehen bis Jahresende noch vier Heim- und zwei Auswärtspartien (Hamburg, Coburg) auf dem Programm.
Die Statistik des Spiels
Eisenach: Blaz (1.- 60.), Karic (n.e.) - Kikanovic, Wöhler 11/9, Potisk, Ulshöfer, Miljak, Tokic 3, Richardt 2, Mürköster 1, Obranovic 4, Lumbroso 2, Snajder 1, Racic, Weyhrauch 1, Saul.
Rimpar: Brustmann (1.- 60.), Wieser (bei zwei Siebenmetern) - Schömig 3/2, Böhm, Karle, Gempp 1, Schmidt 5/1, Kaufmann 6, Siegler, Schulz 2, Backs 2, Brielmeier 1, Herth 1, Sauer 2.
Spielfilm: 1:3 (7.), 3:3 (9.), 3:5 (14.), 4:8 (20.), 8:9 (29.), 9:9 (Halbzeit), 13:11 (35.), 16:13 (39.), 19:16 (45.), 21:19 (50.), 24:20 (54.), 25:23 (Endstand).
Siebenmeter: 9/9 : 3/6.
Zeitstrafen: 4:5.
Schiedsrichter: Matthias Klinke/Sebastian Klinke (Bordesholm).
Zuschauer: 2373.