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HANDBALL: ZWEITE BUNDESLIGA, MÄNNER
Rimpar schenkt Dresden den ersten Saisonsieg
Rimpar schenkt Dresden den ersten Saisonsieg       -  Wurfgewaltig: Rimpars Benjamin Herth (rechts), dem sich zwei Dresdener Abwehrspieler (Nr. 60: Marc Pechstein) vergeblich entgegenstellen.
Foto: Matthias Rietschel | Wurfgewaltig: Rimpars Benjamin Herth (rechts), dem sich zwei Dresdener Abwehrspieler (Nr. 60: Marc Pechstein) vergeblich entgegenstellen.
Natalie Greß
 |  aktualisiert: 25.08.2022 14:23 Uhr

Kennen Sie den Affen, der sich die Augen zuhält? Müsste man das Handball-Zweitligaduell zwischen dem HC Elbflorenz Dresden und der DJK Rimpar Wölfe in einem Emoji abbilden, wäre es am ehesten dieser. Wegen der dürftigen spielerischen Qualität, die freilich nicht überrascht, wenn der Letzte den Tabellen-15. empfängt.

Aber auch wegen des spielerischen Verlaufs, der für Rimpar zum Déjà-vu wurde. Wieder verschenkten die Wölfe einen möglichen Sieg. Wieder in der Schlussphase. Wieder verloren sie eigentlich gegen sich selbst. Und wieder 26:27. Exakt wie vor drei Wochen in Hamburg.

„Gewinnen wird die Mannschaft, die sich schneller vom Druck befreit“, hatte Matthias Obinger vor dem Kellerduell prophezeit. Das war seine gewesen. Doch der DJK-Coach hatte ergänzt: „Und die Mannschaft, die bedächtig bleibt.“ Das war die gegnerische gewesen.

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Wie groß sich der Druck für beide Teams angefühlt haben mag, ließ sich nach dem Abpfiff erahnen. Während die Sachsen sich nach ihrem ersten Saisonsieg in die Arme rannten, rissen die Unterfranken fassungslos ihre Hände vor die Gesichter. Die Niederlage tunkt sie tiefer in den Tabellensumpf, drückt sie auf einen Abstiegsplatz.

Zwei Knackpunkte

Zwei Knackpunkte machte Obinger als Ursache nach dem „zwar leidenschaftlich geführten, aber alles andere als guten Abstiegsduell“ aus. Einen in der ersten und einen in der zweiten Halbzeit. Sein HCE-Kollege Christian Pöhler meinte erleichtert: „Meine Mannschaft hat sich gegen alle Widrigkeiten gewehrt und nicht unterkriegen lassen. Hintenraus war es eine reine Willensleistung.“ Nun keimt bei dem erst 2006 gegründeten Handballclub, der es sich zum Ziel gesetzt hat, bis in die Bundesliga aufzusteigen, immerhin wieder die Hoffnung, dass das millionenschwere Projekt Profihandball noch zu retten ist. Denn um nicht weniger ging und geht es für die Gastgeber.

Den Druck des Gewinnenmüssens merkte man den Dresdenern in der topmodernen BallsportArena gegenüber der ehemaligen „Tabakmoschee“ Yenidze nach der zweiwöchigen Länderspielpause denn lange auch deutlich mehr an als den des Siegensollens und -wollens den Rimparern, bei denen Rechtsaußen Max Bauer und Abwehrmann Philipp Meyer nach ihren Verletzungen erstmals wieder zum Einsatz kamen. Die Gastgeber begannen gehemmt und fahrig, die Gäste zwangen sie mit ihrer aufmerksamen Abwehr zu noch mehr Fehlern, als sie ohnehin schon machten. Beim 3:6 (12.) sah sich Pöhler bereits zur ersten Auszeit gezwungen und brachte danach kurzzeitig den siebten Feldspieler – ohne Erfolg.

Denn die DJK hatte auch gut aufgelegte Torleute: Max Brustmann (1) und Andreas Wieser (2) parierten in der ersten Halbzeit zusammen nicht zuletzt drei Strafwürfe; insgesamt erhielt der HCE neun (!). Zu den einzigen beiden Siebenmetern, die Rimpar zugesprochen wurden, traten nach zuletzt vielen Fehlwürfen nicht wie sonst Patrick Schmidt oder Benjamin Herth an. Benedikt Brielmeier kam – und traf.

Leichtfertig 12:7-Führung verspielt 

Im Angriff der Unterfranken wechselten Licht und Schatten, sehenswerte Szenen etwa über den Kreis mit individuellen Fehlern und Positiv- mit Negativläufen. So führten sie nach vier Toren in Folge mit 12:7 (25.), bevor die Sachsen drei Paraden des eingewechselten HCE-Schlussmanns Hendrik Halfmann zu Tempogegenstößen und einer 3:0-Serie zum 12:13-Anschluss zur Halbzeit nutzten. Der erste Knackpunkt für Obinger: „Dass wir die Führung so leichtfertig hergeben, darf uns nicht passieren.“

In der 34. Minute glich Elbflorenz erstmals aus. 15:15. Dresden stand nun besser in der Defensive. Und ging in der 49. Minute erstmals in Führung. 23:22. Zuvor hatte Rimpar es beim Stand von 17:19 (40.) verpasst, auf drei Tore davonzuziehen und stattdessen im direkten Gegenzug eine doppelte Zeitstrafe kassiert. Der zweite Knackpunkt für Obinger.

In der Crunchtime versagten seinen Schützlingen dann wie schon in den vergangenen Wochen die Nerven im Abschluss. Neun Minuten lang gelang ihnen kein Treffer. In den Schlusssekunden hatten sie nach einer Balleroberung immerhin noch die Chance auf einen Punkt. Doch Steffen Kaufmann warf den Pass zum Konter einem Gegenspieler in die Hände. Irgendwie symbolisch für den hergeschenkten Sieg.

Doppelspieltag mit Derby

Am kommenden Wochenende steht der zweite Doppelspieltag der Saison auf dem Plan. Am Freitag reisen die Rimparer zum neuen Schlusslicht, den Rhein Vikings nach Düsseldorf. Am Sonntag (17 Uhr, s.Oliver Arena) empfangen sie Tabellenführer HSC 2000 Coburg zum Frankenderby, das die Wölfe in zehn Auflagen noch nie verloren haben. Der Druck spielt also auch bei dieser Doppelschicht wieder mit – auf allen Seiten.


Die Statistik des Spiels

Dresden: Halfmann (25.-30.), Huhnstock (1.-24., 31.-) – Pulay 8/7, Jurgeleit 5, Emanuel, Dierberg, Gugisch 1, Buschmann 1, De Santis, Flödl, Kretschmer 3, Greß 5, Kammlodt, Becvar, Quade 1, Pechstein 3.

Rimpar: Brustmann (1.-38., 49.-60.), Wieser (bei zwei Siebenmetern, 39.- 48.) – Böhm 1, Gempp 3, Schmidt 4, Kaufmann 5, Siegler 3, Meyer, Bauer, Schulz 1, Backs, Brielmeier 4/2, Herth 1, Sauer 4.

Spielfilm: 0:2 (4.), 2:2 (5.), 2:4 (8.), 3:6 (12.), 5:6 (16.), 7:8 (20.), 7:12 (25.), 10:13 (27.), 12:13 (HZ), 15:15 (34.), 15:17 (35.), 17:19 (40.), 19:19 (43.), 22:22 (48.), 24:22 (52.), 24:24 (55.), 27:25 (60.), 27:26 (Endstand).

Siebenmeter: 6/9 : 2/2.

Zeitstrafen: 4:5.

Schiedsrichter: Heine/Standke (Wendeburg/Göttingen).

Zuschauer: 1309.

 
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