Rimpars Zweitliga-Handballer haben das Abrutschen auf einen Abstiegsplatz mit einem 23:21-Heimsieg gegen TuS Ferndorf verhindert. Es war der erste Erfolg zu Hause seit dem 24. April. Doch der euphorisierte Aufsteiger machte den Wölfen das Leben schwer - genau wie sie sich selbst.
Auch wenn die Tribünen in der s.Oliver Arena auch diesmal nicht voll besetzt waren, wehte ein Hauch von internationalem Flair durch die Halle, allerdings nur der Nachnamen einiger Ferndorfer wegen. Im Siegerland spielen seit dieser Saison Lukas Zerbe - Onkel Volker Zerbe ist eine Lemgoer Legende und 284-maliger Nationalspieler, der Schwede Julius Lindskog Andersson - Vater Robert hat 139 Partien für sein Heimatland bestritten und bis vor einem Jahr den HC Erlangen trainiert.
Schlüsselphase kurz vor der Halbzeit
Das heutige Ferndorfer Duo mit den klangvollen Nachnamen setzte sich am Samstagabend zwar durchaus in Szene. Die Niederlage in Rimpar konnte es aber nicht verhindern. "Es war eine aufregende Partie", fand TuS-Trainer Michael Lerscht. Sein Gegenüber Matthias Obinger pflichtete ihm bei: "Die Schlüsselphase war möglicherweise kurz vor der Halbzeit, als wir mit drei Toren hinten lagen und diesmal einen 3:0-Lauf hatten. In der zweiten Halbzeit war es dann ein enges Ding."
Nach dem Seitenwechsel hatten es die Rimparer versäumt, sich eine spannende Schlussphase zu ersparen. Sie verwarfen insgesamt drei Siebenmeter und ließen einige freie Würfe liegen. "Heute hat uns noch etwas das Selbstvertrauen gefehlt. Das kommt nun mal nur mit Siegen", betonte DJK-Kreisläufer Michael Schulz, der mit seinem vierten Treffer im vierten Versuch zum 23:21 für ein kollektives Aufatmen sorgte: "Ich denke, man hat uns allen nach dem Ende die Erleichterung angemerkt."
Bei einer erneuten Niederlage - es hätte die dritte in Folge bedeutet -, wären die Wölfe aufgrund des schlechteren Torverhältnisses vorübergehend auf den 18. Platz der Zweitliga-Tabelle abgestürzt. Dementsprechend erleichert zeigte sich Obinger: "Wir haben schon gewusst, dass das hier ein Spiel ist, welches man gewinnen sollte. Ich spreche bewusst nicht von 'muss'. Das hat immer so einen Zwang", sagte der DJK-Trainer und verteilte artig Komplimente an seine Sieben: "Die Mannschaft hat diesem Druck standgehalten, richtig gut gefightet und den Matchplan zu 100 Prozent umgesetzt."
Brustmann läuft zu großer Form auf
Mit der Empfehlung eines Sahnestarts war der Aufsteiger vom Rande des Westerwalds nach Würzburg gekommen. Was für ein Selbstverständnis dies in den Köpfen auslösen kann, merkte man in der Anfangsphase. Mit einer aggressiven Deckung und einem kontrollierten Offensivspiel setzten die Gäste der angeschlagenen Heimsieben zu. So konnten sich Zerbe & Co. alsbald auf drei Tore absetzen, obgleich die DJK-Abwehr recht schnell recht gut funktionierte. "Ärgerlich ist für uns die Phase Ende der ersten Halbzeit, als wir in Ballbesitz auf 12:8 gehen können", so TuS-Trainer Lerscht: "Doch dann waren wir mehrere Minuten sehr weit vom Plan weg." Die Wölfe hatten diese Aussetzer genutzt, um zum 11:11 auszugleichen - der erwähnte 3:0-Lauf, an den die Grün-Weißen im zweiten Abschnitt zunächst nicht anknüpfen konnten.
Dafür lief nun Rimpars Schlussmann Max Brustmann zu großer Form auf. Über fünf Minuten lang fiel kein Treffer, ehe erneut die Ferndorfer in Führung gingen - zum letzten Mal. Denn die Wölfe hatten sie offensichtlich müde gespielt. Aus der Mitte heraus fanden sie nun immer wieder die Lücke in der TuS-Abwehr. "Es hat sich jeder eingebracht und für das Team gefightet", lobte Obinger, der dennoch bis zum Schluss um die zwei Punkte zittern musste: "Wir lassen Ferndorf nochmals rankommen. Das können wir besser spielen. Im Endeffekt zählt aber nur der Sieg mit zwei Toren."
Dem in den nächsten Wochen noch weitere folgen sollen. "Jetzt kommen Mannschaften, die unsere Kragenweite haben." Als nächstes geht es am Sonntag zum HSV Hamburg - ein Klub und eine Stadt mit internationalem Flair.
Die Statistik des Spiels
Rimpar: Brustmann – Böhm, Gempp 2, Schmidt 4/1, Kaufmann 5, Siegler 4, Bauer 2, Schulz 4, Backs, Brielmeier, Herth 2, Sauer.
Ferndorf: Puhl – Faulenbach 4, Basic 3, Schneider, Michel 2, Neitsch, Wörner 1, Zerbe 4/2, John, Schneider, Barwitzki 2/1, Andersson 3/1, Koloper, Müller, Rink 2.
Spielfilm: 0:2 (2.), 3:3 (11.), 4:7 (19.), 6:8 (21.), 7:10 (23.), 11:11 (Halbzeit), 13:12 (38.), 17:15 (46.), 20:17 (54.), 21:19 (58.), 23:21 (Endstand).
Siebenmeter: 5/2 : 5/4.
Zeitstrafen: 6:4.
Schiedsrichter: Steven Heine/Sascha Standke (Wendeburg/Göttingen).
Zuschauer: 1356.