Dass bei einem Zweitliga-Handballspiel in der s.Oliver Arena noch Zusatztribünen aufgebaut werden, kommt höchstens noch zweimal in der Saison vor. Und wenn, dann heißt das: Es ist Derbyzeit! So, wie an diesem Samstagabend, als die DJK Rimpar Wölfe gegen den TV Großwallstadt ein großes Wiedersehen mit früheren Teamkollegen feierte. Und einen Sieg. Jahresübergreifend den fünften in Folge. Vor der stimmungsvollen Saisonrekordkulisse von 2555 Zuschauern entschieden die Wölfe auch das zweite dramatische Unterfrankenderby in dieser Runde für sich und bezwangen den TVG mit 27:25 (10:12).
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„Unsere Emotion und unser Kampfgeist haben am Ende den Ausschlag gegeben“, meinte ein glücklicher DJK-Kapitän Patrick Schmidt. „In der ersten Halbzeit waren wir noch nicht so ganz wach, in der zweiten wollten wir es dann mehr.“ Während die Gastgeber damit erstmals in dieser Spielzeit ein positives Punktekonto aufweisen (23:21) wird die Abstiegsgefahr für die Gäste immer akuter.
Tolle Teamleistung
„Das war eine tolle Teamleistung“, lobte DJK-Coach Matthias Obinger seine Schützlinge. „Ich bin zufrieden mit der Ausbeute und der spielerischen Leistung.“ Sein TVG-Kollege Florian Bauer sagte mit etwas Galgenhumor: „Es war ein sehr schönes Derby – mit dem falschen Sieger.“ Auch er zeigte sich mit dem Auftreten seiner Mannschaft im Grunde zufrieden, sie habe „auf Augenhöhe“ agiert. „Nur der lucky punch gelingt uns nicht“, haderte Bauer.
Warm-up-Phase
Wie manche Freunde, die sich länger nicht gesehen haben, brauchten die Spieler beider Seiten eine zeitlang, um mit- oder vielmehr gegeneinander warmzuwerden. Das erste Tor für Rimpar gelang Rechtsaußen Julian Sauer (4.), das erste für Großwallstadt erzielte der in der Winterpause nachverpflichtete 111-fache slowakische Nationalspieler Tomas Urban aus dem rechten Rückraum (7.), der später weitere Nadelstiche setzte und nach 13 Minuten auch erstmals für seine Farben ausglich (4:4).
In den Abwehrreihen umkämpft
Das Duell war vor allem in den defensiv stehenden Abwehrreihen umkämpft. „Beide Mannschaften haben sich weitgehend neutralisiert“, sagte Obinger, der auf der Pressekonferenz noch nicht so recht wusste, „wo wir den Faden verloren haben“. Sicherlich war mit ein Grund dafür, dass seinen Schützlingen gegen Ende der ersten Halbzeit mehrere Fehlwürfe unterliefen. So übernahmen die Blau-Weißen die Führung (8:9, 23.). Bei ihnen machte sich die Einwechselung von Marcel Engels für Mario Stark im linken Rückraum bezahlt, der bis zur Pause dreimal traf. Da lagen die Grün-Weißen mit 10:12 zurück.
Ex-Großwallstädter bringen Rimpar wieder in Führung
Nach dem Seitenwechsel waren es drei Ex-Großwallstädter, die Rimpar gegen ihren Ausbildungsverein wieder nach vorn brachten. Erst fasste sich Schmidt zweimal ein Herz und tankte sich im Eins-gegen-Eins durch die gegnerische Deckung (12:12, 32.), danach glich Patrick Gempp vom Kreis erneut zweimal aus, bevor Steffen Kaufmann aus dem Rückraum das 16:15 markierte (37.). Die drei und Lukas Siegler waren im zweiten Durchgang die dominierenden Akteure.
Nur noch einmal übernahm der TVG die Führung, danach bauten die Hausherren die ihre mit einem 3:0-Lauf erstmals auf drei Tore aus (20:17, 46.). Im Angriff agierten sie nun druckvoller und auch konsequenter in den Zweikämpfen. Mit noch weniger Fehlwürfen in dieser Phase – insgesamt waren es nur fünf nach der Pause - hätten sie noch weiter davonziehen können. Stattdessen brachte der in der zweiten Hälfte nun trefffreudigere Stark die Gäste wieder heran (23:24, 54.)
Derby-Dramtik pur am Schluss
Die Schlussminuten: Derby-Dramatik pur. Benjamin Herth scheiterte beim Stand von 26:25 (57.) in Unterzahl von Linksaußen am gegnerischen Keeper Arturs Kugis, im Gegenzug fing er aber einen Pass des TVG nach Rechtaußen ab. Für den letzten Angriff blieben den Gastgebern 42 Sekunden. Die sie bis zuletzt ausreizten. Es war längst Zeitspiel angezeigt, als Schmidt den letzten Wurf zum 27:25 ins Tor hämmerte.
„Bis auf das Ergebnis war es schön, mal wieder hier zu spielen, ein Gänsehautgefühl beim Einlaufen in die volle Halle“, sagte Großwallstadts Rückraumwerfer und Ex-Rimparer Lars Spieß im Kabinengang, während durch die Arena noch Derbysieger-Rufe hallten. Kleinigkeiten hätten den Unterschied gemacht - „leider ist das bei uns dieser Saison oft so“. Das gemeinsame Bier mit den alten Kumpels wollte sich Spieß trotz der Niederlage nicht nehmen lassen.
Am kommenden Samstag reisen die Wölfe in den hohen Norden. Vom vor der Saison als einer der Aufstiegskandidaten gehandelten VfL Lübeck-Schwartau trennen sie nun nur noch zwei Minuspunkte…
Die Statistik des Spiels
Rimpar: Brustmann (1.- 60.), Wieser (bei einem Siebenmeter) – Schömig 1, Böhm, Karle, Gempp 4, Schmidt 5, Kaufmann 5, Siegler 5, Meyer 1, Bauer 1, Schulz, Brielmeier 1, Herth 2/1, Sauer 2.
Großwallstadt: Redwitz (1.- 40.), Kugis (41.-60.) – Spatz 7/4, Engels 4, Eisenträger 2, Blank, Erifopoulos, Schnellbacher, Urban 4, Corak 3, Stark 3, T. Spieß 2, Göpfert, Keck, Winkler L. Spieß 2.
Spielfilm: 2:0 (6.), 4:4 (13.), 6:4 (17.), 6:6 (20.), 8:9 (23.), 10:12 (Halbzeit), 12:12 (32.), 14:14 (34.), 16:15 (37.), 16:17 (38.), 20:17 (46.), 23:20 (50.), 24:23 (54.), 26:25 (58.), 27:25 (Endstand).
Siebenmeter: 1/1 : 4/5.
Zeitstrafen: 5:4.
Schiedsrichter: Steven Heine/Sascha Standke (Wendeburg/Göttingen).
Zuschauer: 2555.