Spiele gegen den 1. FC Magdeburg sind für jeden Drittligisten etwas Besonderes. Das freilich liegt nicht bloß an der sportlichen Herausforderung. Der einzige Europapokalsieger der DDR (Europapokal der Pokalsieger 1974) ist im dritten Drittliga-Jahr nach dem Aufstieg einer der Liga-Favoriten – und bislang seinem Ruf durchaus gerecht geworden. Die Magdeburger sind auch ein Stimmungsgarant. Die Fans begleiten den Klub stets in großer Zahl. Das wird auch am Samstag (14 Uhr) beim Gastspiel am Würzburger Dallenberg nicht anders sein. Rund 1500 Gäste-Anhänger werden erwartet. Insgesamt waren bis Donnerstagmittag über 6000 Karten für die Partie abgesetzt.
„Bock auf dieses Spiel“
„Wir haben uns schon länger auf dieses Spiel gefreut“, sagt Kickers-Trainer Michael Schiele und er will sich diese Vorfreude auf das erste Heimspiel 2018 nicht von der 0:1-Niederlage in Münster verderben lassen. Das Ende der Siegesserie nach zuvor sieben Dreiern in Folge sei längst schon verdaut, betont er. Und zu Hause gibt's ja noch immer eine Erfolgsserie fortzusetzen. Vier Heimerfolge gab es vor der Winterpause. „Wir haben richtig Bock auf dieses Spiel. Wir wollen uns mit den oberen Teams messen, wollen wissen, wo wir stehen“, so der Kickers-Coach.
Schließlich waren die Kickers zu Saisonbeginn in eine ähnliche Schublade wie die Magdeburger eingeordnet worden. Aber erst nach dem Trainerwechsel zu Schiele haben sie zu eben jener Form gefunden, in der sie sich auch zutrauen, den Top-Teams der Liga die Stirn zu bieten. Am Samstag wird sich auch zeigen, wie weit der Entwicklungsprozess seit Schieles Amtsübernahme die Würzburger nun gebracht hat.
Mit Felix Müller wird der auffälligste Akteur der erfolgreichen Kickers-Wochen vor der Winterpause zum Saisonende Würzburg verlassen. Das steht seit vergangenem Wochenende fest, bereitet aber Trainer Schiele kein Kopfzerbrechen: „Wir wussten Bescheid. Er will in die zweite Liga. Natürlich wird nun noch ein bisschen mehr auf ihn geachtet, schauen die Leute genau hin, wie er sich gibt. Ich bin mir aber ganz sicher: Er haut sich hier voll rein – bis zum letzten Tag.“
Kleihs nach Flensburg verliehen
Ein Spieler ist indes erst einmal aus Würzburg verschwunden: Marvin Kleihs ist bis Saisonende an Nord-Regionalligist SC Weiche Flensburg ausgeliehen. Rechtsverteidiger Kleihs gehört zu jenem Trio, dem Schiele bereits zu Beginn der Winter-Vorbereitung deutlich machte, dass er nicht mehr mit ihnen plant. Die Mittelfeldspieler Joannis Karsanidis und Björn Jopek sind die anderen beiden. Mit einem Wechsel hat es für sie während der Winter-Transferperiode aber nicht geklappt.
Vor einem Jahr hatte Richard Weil den damaligen Zweitligisten Würzburger Kickers im Januar verlassen. Am Samstag kehrt er erstmals als Spieler an den Dallenberg zurück, in jenes Stadion, in dem er im Relegationsspiel gegen Duisburg am 20. Mai 2016 ein Tor für die Kickers-Geschichte erzielte. Sein Elfmetertreffer zum 1:0 beim 2:0-Hinspielsieg war der Türöffner in Richtung Zweite Bundesliga. „Da kommen bei mir ganz sicher Emotionen hoch“, sagt der 29-jährige Elfmeter-Spezialist nun mit Blick auf die Partie gegen den Ex-Klub: „Es sind schöne Erinnerungen an Würzburg. Aber das Kapitel ist abgeschlossen. Ich bin hier, um mit Magdeburg das Gleiche zu schaffen.“
Im Hinspiel hatte Weil entscheidenden Anteil am Magdeburger 2:1-Sieg. Er traf – natürlich per Elfmeter – ins Würzburger Tor. Dass sich seither bei den Kickers einiges getan hat, ist ihm nicht entgangen: „Man sollte einen Gegner nicht nach dem Tabellenplatz, sondern nach der aktuellen Form bewerten. Und die Kickers sind derzeit die formstärkste Mannschaft der Liga“, sagt er.
Der Respekt ist groß – auf beiden Seiten. Auch bei Kickers-Coach Schiele. „Eine unangenehme Mannschaft“ sei die aus Magdeburg, „sehr robust und immer torgefährlich.“ Doch der Tabellenzweite ist nach der Winterpause noch nicht richtig in Schwung gekommen. Nach der 1:4-Klatsche bei Kellerkind Erfurt folgte ein torloses Remis gegen Meppen. Der Aufstiegsfavorit scheint etwas ins Stolpern geraten zu sein. „Ich erwarte ein offenes Spiel, bei dem wir selbst unsere Akzente setzen wollen“, so Schiele