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Residenzlauf
Residenzlauf: Reinhard Peter übernimmt Gesamtleitung
Peter Müller-Reichart zieht sich nach 26 Jahren als Organisations-Chef in die zweite Reihe der Würzburger Veranstaltung zurück
Günther Schwärzer
 |  aktualisiert: 11.12.2019 15:00 Uhr

Der Würzburger Residenzlauf ist zweifellos eine der angesagtesten Sportveranstaltungen in Unterfranken. Jahr für Jahr sorgen Asse aus Ostafrika am letzten Sonntag im April mit Topzeiten dafür, dass die Domstadt zur Heimat des schnellsten 10-km-Straßenlauf Deutschlands und der Name Würzburg weit in die Laufwelt hinausgetragen wird. Zugleich schnüren 4000 Kinder und Jugendliche die Schuhe, versuchen sich beim Hauptlauf über zehn Kilometer fast 2000 Breitensportler an persönlichen Bestzeiten oder einfach daran, dem inneren Schweinehund ein Schnäppchen zu schlagen. Und weil auf dem Residenzplatz und am Rande der 2,5-km-Strecke auch noch kräftig angefeuert und gefeiert wird, entwickelt sich die Veranstaltung regelmäßig zum Fest für die ganze Familie. Seit 1989 ist das nun schon so, und mit Peter Müller-Reichart ist ein Mann von Anfang an dabei – ununterbrochen und als ehrenamtlicher Chef-Organisator. Vor etwa einem Jahr hat sich der 58-jährige Würzburger dazu entschlossen, ins zweite Glied zu rücken und die Leitungsfunktion an Reinhard Peter zu übergeben. Nun wurde zur Vorbereitung des 27. Laufs am 26. April 2015 der Stab in diesen Wochen auch offiziell weitergegeben. Im Gespräch mit dieser Zeitung erklären Müller-Reichart und Peter die Beweggründe ihres Handelns, erzählen, was sie am Residenzlauf fasziniert und warum es diese Veranstaltung auch weiterhin geben muss.

Herr Müller–Reichart, Sie sind das Gesicht des Würzburger Residenzlaufs und von Beginn an seit nunmehr 26 Jahren als Chef-Organisator dabei. Jetzt wollen Sie kürzertreten. Warum?

Peter Müller-Reichart: Ich bin ja mit 58 Jahren schon ein bisschen älter, außerdem machen gesundheitliche Probleme auch vor mir nicht Halt. Ich möchte einfach ein bisschen langsamer machen und einen Teil meiner Verantwortung abgeben. Aber natürlich bleibe ich der Sache verbunden und werde mich auch weiterhin einbringen. Ich bin kein Mensch, der ein Baby mit großzieht und sich dann, wenn es prima laufen kann, aus dem Staub macht. Mir ist es vielmehr sehr, sehr wichtig, dass es ordentlich weitergeht.

Und wie genau soll es weitergehen?

Müller-Reichart: Ich gebe den Stab in jüngere Hände. Mit Reinhard Peter wird einer die Gesamtleitung übernehmen, der mein absoluter Wunschkandidat ist. Wir arbeiten ja schon viele Jahre im Organisationsteam zusammen, immer sehr vertrauensvoll und harmonisch. Ich habe ein super gutes Gefühl, dass dies der richtige Weg ist, den Residenzlauf in die Zukunft zu führen.

Was macht Sie so zuversichtlich?

Müller-Reichart: Wir haben schon in diesem Jahr ein wenig den Stabwechsel geprobt. Reinhard ist ja schon viele Jahre intensiv dabei und diesmal haben wir einfach noch enger zusammengearbeitet. Er kennt jetzt alle Dinge, die die Gesamtleitung betreffen. Und ich kenne keinen, der besser geeignet wäre als er, um das Team zu lenken und den Residenzlauf in eine harmonische und erfolgreiche Zukunft zu führen.

Das sind viele Vorschusslorbeeren, Herr Peter.

Reinhard Peter: Allerdings. Und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass mich das nicht ungemein freut. Aber ich gebe auch gerne zu, dass ich bei den ersten Gesprächen mit Peter über einen möglichen Stabwechsel jede Menge Angstgefühle entwickelt habe. Vor drei Jahren hätte ich nicht einmal im Traum an eine solche Aufgabe gedacht. Da hatte ich selbst auf die Anfrage von Alfred Langenbrunner, dass ich doch mal von ihm die sportliche Leitung übernehmen könnte, nur ein Wort entgegnet: „Niemals!“

Nun ist es aber ganz anders gekommen! Alfred Langenbrunner hat zusammen mit Hermann Biedermann die sportliche Leitung aus Altersgründen aus der Hand gegeben. Die haben Sie zusammen mit Sportamtsleiter Jens Röder schon beim 26. Residenzlauf in diesem Jahr übernommen. Und nun auch noch die Gesamtleitung . . .

Peter: Manche Entwicklungen kann man nicht erkennen, geschweige denn planen. Da wird manchmal alles über den Haufen geworfen. So ist es halt. Meine Angstgefühle sind nach und nach verschwunden. Jetzt sehe ich, dass all die Dinge abbildbar, machbar, lösbar sind. Aber natürlich nur in enger Zusammenarbeit mit dem Organisationsteam. Da ist Vertrauen gewachsen und tief geworden. Die Zusammenarbeit mit der Stadt Würzburg und insbesondere Sportamtsleiter Jens Röder ist glänzend, das gleiche gilt für Thomas Keller und das EDV-Team. Zudem hat Peter mir den Stab zwar übergeben, aber ihn noch so lange festgehalten, bis wir gemeinsam den Sprung aufs Podest zum sicheren Stand geschafft hatten. Und zu all dem kommt noch die Glückskomponente hinzu, dass meine Frau Petra vom Residenzlauf genauso begeistert ist wie ich, mit ganzem Herzen dabei ist und sich in die Organisation voll mit einbringt.

Also muss man sich um die Zukunft des Residenzlaufes keine Sorgen machen?

Peter: Ich denke nicht. Es wäre ja auch zu schade. Diese Veranstaltung ist so positiv besetzt, so etwas musst du in der Lauflandschaft suchen! Natürlich bedeutet es auch viel Arbeit, aber halt auch Spaß, Lust und Laune – vor allem gemeinsam im Team.

Müller-Reichart: Dieser Spaß ist es ja, der die ganze Arbeit überhaupt erst erklärbar macht. Es hängt schon viel dran an diesem Organisationsjob. Es gibt kaum einen Tag im Jahr, an dem man nicht an den Residenzlauf denkt. Insgesamt etwa sechs Wochen an Arbeitsaufwand kommen da schon zusammen. Und dafür braucht es Harmonie und Spaß. Besondere Motivation schöpft man dann aus dem Tag der Veranstaltung selbst. Ich habe jedes Mal Tränen in den Augen, wenn der Startschuss zum Bambinilauf fällt. Die Kleinen laufen zu sehen, das gibt ungemein viel Energie und Freude.

Es ist doch aber bestimmt nicht immer nur alles Friede, Freude, Eierkuchen . . .

Müller-Reichart: Na klar. Es gab schon mal eine Phase, wo der Lauf gewackelt hat. Da stand die ganze Veranstaltung auf der Kippe.

Wirklich?

Müller-Reichart: Als im letzten Herbst klar war, dass mit Alfred Langenbrunner und Hermann Biedermann die sportliche Leitung ausfällt, standen wir an einem sehr kritischen Punkt. Ich selbst hätte das weder stemmen können noch wollen. Aber sterben lassen will man eine derart toll eingeführte Veranstaltung natürlich auch nicht. Und Reinhard Peter und Jens Röder haben das dann im Verbund mit unserem Athletenbetreuer Christoph Kopp aus Berlin ja auch sagenhaft gut hinbekommen. Da macht man dann gerne selbst mit all den anderen Dingen weiter.

Apropos weiter. Wie soll es denn grundsätzlich weitergehen?

Müller-Reichart: Im Prinzip wollen wir bleiben, wie wir sind. Unser Konzept des Festes für die ganze Familie mit Breiten- und Spitzensport hat sich prima erklärt und bewährt. Unser Ziel war es immer, das Ganze als Non-Profit-Veranstaltung und mit vergleichsweise niedrigem Etat zu machen. Das ist uns gelungen. Aber das ging nur, weil wir stets die Unterstützung eines großen Sponsorenstamms aus der Region hatten. Darauf sind wir stolz. Übrigens auch darauf, dass wir keine Schulden haben.

Peter: Es stimmt, das Konzept des Residenzlaufes ist prima, daran will keiner rütteln. Trotzdem, ich habe jetzt die Gesamtleitung und will auch ein paar Dinge anders gestalten, verändern. Und ich habe auch schon einige Ideen.

Darf man fragen, welche?

Peter: Natürlich werden wir das noch im Team besprechen. Aber es gibt Überlegungen, wie man bei fast jedem unserer Läufe etwas noch besser machen kann. Nur vier Beispiele: Wir wollen beim Kindergartenlauf, dessen sportlicher Wert ja weit hinter dem Erlebniswert zurückliegt, noch mehr Personen und Emotionen auf die 600-Meter-Strecke bringen. Wir wollen den Firmenlauf weiter ausbauen. Wir wollen überprüfen, ob wir beim Hauptlauf mit fast 2000 Teilnehmern am Ende der Fahnenstange angekommen sind oder ob es möglicherweise sinnvoll ist, Änderung am sportlichen Konzept dieses Laufs vorzunehmen. Und wir wollen den Lauf der Asse für unterfränkische Spitzenläufer erweitern.

Ein ganz konkretes Beispiel, bitte.

Peter: Ich habe mir vorgenommen, die Vorsitzenden der wichtigsten unterfränkischen Laufvereine zu besuchen – alle werde ich, auch wenn es wünschenswert wäre, alleine schon aus Zeitgründen nicht schaffen –, um zu ermitteln, wie wir die bayerische und fränkische Spitze in den Lauf der Asse integrieren können. Der Weg dahin ist für mich offen, das Ziel aber klar. Wir wollen die wichtigste Laufveranstaltung in Unterfranken für die hiesigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer noch attraktiver machen.

Peter Müller-Reichart

Geboren am 28. Mai 1956 in Würzburg. Nach dem Abitur Studium zum Diplom-Betriebswirt in Würzburg. Hotelkaufmann, verheiratet mit Carmen (bei 25 Residenzläufen voll dabei), zwei Söhne (Philipp und Michael). Als Geschäftsführer der Müller-Reichart Veranstaltungs GmbH bundesweit tätig, insbesondere in der Bewirtschaftung von Landesgartenschau-Gastronomien. Jahrzehnte lang Kiliani-Festwirt und Vorsitzender des Vereins Würzburger Festwirte. Präsident des Ehrenrates der 1. Karnevalsgesellschaft Würzburg und Mitglied des Elferrats. Kein aktiver Läufer, jedoch mit Leib und Seele beim Residenzlauf dabei. Hobbys: Skilaufen, Motorsport und Reisen. Texte: sgs

Reinhard Peter

Geboren am 2. Januar 1970 in Würzburg. Nach dem Abitur Studium zum Diplom-Verwaltungswissenschaftler an der Uni Konstanz, ab 1992 Einstieg ins Verlagswesen, seit 2002 selbstständig mit Agentur repecon, die sich auf Marketingdienstleistungen für die gehobenere Hotellerie spezialisiert hat. Verheiratet mit Petra, ein Sohn (Frederic). Neben kirchlichem Ehrenamt von 2001 bis 2005 Verwaltungsrat und dann bis Januar 2014 zweiter Vorsitzender beim Würzburger FV. Beim Residenzlauf von Beginn an dabei, zunächst als Mitarbeiter des damaligen Mitveranstalters Radio Gong, seit 1995 im Organisationsteam. Vor Jahren selbst mit dem Laufen begonnen, seitdem dreimal Halbmarathon in Würzburg gelaufen.

Rückt ins zweite Glied: Peter Müller-Reichart gibt das Amt des Organisations-Chefs beim Residenzlauf ab.
Foto: Norbert Schwarzott | Rückt ins zweite Glied: Peter Müller-Reichart gibt das Amt des Organisations-Chefs beim Residenzlauf ab.
 
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