
Nachdem die Fußball-Fans in der Bundesliga in den letzten Wochen immer wieder für Unterbrechungen der Spiele gesorgt hatten, indem sie Tennis-Bälle aufs Feld warfen, hat die Deutsche Fußball-Liga (DFL) nun auf den Protest der Fangruppen reagiert. Die Pläne für einen Investoren-Einstieg bei der DFL sind vom Tisch. Das hatte das Präsidium auf einer außerordentlichen Sitzung am Mittwoch beschlossen. Das sagen Fußball-Fans aus der Region zur Entscheidung der DFL.
Andreas Schönrock (56, Schweinfurt, Fan des MSV Duisburg)

"Fans wollen ehrlichen Fußball sehen. Durch ihre Proteste haben sie erreicht, dass man bei der DFL nachgedacht hat. Klar war es störend, manche Spiele haben die Aktionen wegen der daraus resultierenden Verzögerungen womöglich auch beeinflusst. Aber es war ein Beweis dafür, dass man in Deutschland immer noch viel erreichen kann, wenn man sich gemeinsam gegen etwas stellt. Dass der Verband jetzt offenbar einlenkt, zeigt, dass der DFL die Fans nicht ganz egal sind. Man hat vermutlich auch erkannt, dass die Fans entweder wegbleiben könnten oder die Proteste weiter eskalieren. Das hätte doch niemandem genutzt."
Konstantin Wawra (23, Würzburg, Fan von Dynamo Dresden)

"Die Entscheidung war alternativlos. Es hat sich gezeigt, dass der Fußball in Deutschland den Fans gehört. Für die Fan-Gruppierungen wäre der Investoren-Einschritt eben ein Schritt zu weit gewesen. Das bedeutet unter Umständen, dass die Bundesliga im Vergleich mit der englischen oder anderen Ligen, die Investoren zulassen, an Boden verlieren wird. Ich finde die Entwicklung des Fußballs spätestens seit der WM in Katar bedenklich, weil die Golfstaaten sehr viel Geld ins System pumpen. Dafür gibt es in Deutschland weiterhin viel Tradition. Mir ist die gute Stimmung in den Stadien, für die ja die Fans verantwortlich sind, wichtiger."
Moritz Wagenhäuser (27, Spieler beim ETSV Würzburg und Fan des FC Bayern München)

"Wenn die Bundesliga sich für Investoren öffnet, nähern wir uns gefährlich einer roten Linie. Ich möchte mir nicht vorstellen, dass aufgrund von TV-Verträgen Spiele auf einem anderen Kontinent stattfinden. Beim FC Bayern München haben die Fans dafür gesorgt, dass das Sponsoring mit Qatar Airways nicht verlängert wurde. Das zeigt, dass die Fankurve immer der größte Kritiker der Vereine ist. Ich fand es beeindruckend, wie konsequent und geschlossen sich die unterschiedlichsten Fanszenen gemeinsam positioniert haben. Gut, dass die Sache vom Tisch ist. Und wer meint, dass die Bundesliga dann international den Anschluss verliert, dem würde ich empfehlen, stattdessen die Ausbildung der eigenen Talente in den Fokus zu rücken. Denn dann können wir auch international mithalten, ohne teure Spieler aus dem Ausland zu verpflichten."
Uwe K. (37, Fan der Freien Turnerschaft Schweinfurt)

"Ich verstehe die Fans, dass denen alles auf den Sack geht. Natürlich sind die Proteste auch etwas ausgeartet. Aber was willst du als Fan auch machen? Du musst dir auch irgendwie Gehör verschaffen. Es geht mittlerweile einfach sehr viel nur noch um Geld. Ich vermisse auch die Fußballkultur von früher. Daher interessiere ich mich auch nur noch für regionalen Fußball, speziell für die FTS. Wo hast du den schon, dass der Vorstand zu einem einzelnen Fan kommt, nur um ihm mal die Hand zu schütteln und Hallo zu sagen? Im Profifußball fällt es einem als Fußballfan immer schwerer, Verständnis für die Vereine zu entwickeln. Ohne die Fans wäre der Fußball nichts Wert. Aber ohne Fußball gebe es auch keine Fußballfans. Ich denke, es müssen sich alle zusammen setzen und eine Lösung finden, mit der alle glücklich werden – ohne dass der Fußball kaputtgeht."