So schlimm wie bei Dr. Jekyll und Mr. Hyde ist es bei Philipp Meyer nicht. Doch auch der 20-Jährige muss bei Rimpars Handballern zwei völlig unterschiedliche Rollen ausfüllen. Im Wölfe-Unterbau in der Bayernliga ist Meyer bester Werfer und absoluter Leistungsträger im Rückraum. In der Zweiten Liga hingegen bleiben ihm meist nur wenige Minuten, um als zentraler Abwehrspieler oder Kreisläufer auf sich aufmerksam zu machen. „Wenn ich gebraucht werden, dann muss ich voll da sein“, sagt Meyer vor dem letzten Zweitliga-Heimspiel des Jahres gegen den VfL Eintracht Hagen (Samstag, 19.30 Uhr, s.Oliver Arena).
Zuletzt im Fokus
In den vergangenen beiden Spielen war dies verstärkt der Fall, als er wegen Disqualifikationen von Mitspielern gefragt war: im Derby-Duell mit dem HSC 2000 Coburg (31:29) als Organisator der Defensive in der entscheidenden Phase. Zuletzt beim Auswärtsmatch in Essen, das mit 21:23 verloren ging, vorne am Kreis, nachdem sowohl Patrick Gempp als auch Jan Schäffer aus dem Spiel waren.
Der größte Unterschied zwischen beiden Klassen? Als Abwehrchef hat Meyer anders als vorne, wo er unterschiedliche Positionen bekleidet, den direkten Vergleich: „In der Zweiten Liga spielen die Angreifer mit dir. In der Bayernliga ist es eher umgekehrt.“ Auf dem höheren Niveau werde es sofort bestraft, wenn man nur reagiere statt agiere. Auf zwei Meter Körpergröße bringt es Meyer – und ist damit der am höchsten gewachsene DJK-Spieler. „In einigen Situationen ist das schon ein Vorteil. Aber gegen kleine wendige Gegner siehst du da manchmal blöd aus.“
Schon mit 14 Jahren zog Meyer vom Elternhaus in der Münchner Vorort-Gemeinde Ismaning weg, um die große Handballwelt zu entdecken. Es ging ins Sportinternat des Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen. „Zum Glück sind damals noch zwei Kumpels aus München mitgewechselt. Das hat es mir schon leichter gemacht“, sagt Meyer. Der eine (Maximilian Rolka) spielt beim Drittligisten SG Leutershausen, der andere (Maximilian Haider) für Ludwigshafen-Friesenheim in der Ersten Liga. Viel hätte nicht gefehlt – und Meyer wäre anstatt Haider im Sommer mit Rimpar ins Handball-Oberhaus emporgestiegen. „Natürlich ist das auch ein großer Traum. Doch mein nächstes Ziel ist es, mich bei den Wölfen zu etablieren.“
Dieses Vorhaben scheint rund eineinhalb Jahre nach seinem Wechsel zur DJK Rimpar auf einem guten Weg. Nach dem Coburg-Match meinte DJK-Coach Matthias Obinger sinngemäß: Vielleicht müsse man gar nicht auf die Suche nach einem Nachfolger von Abwehrchef Stefan Schmitt (Anm. der Red.: hört am Saisonende auf) gehen, weil man ihn schon in den eigenen Reihen habe. Gemeint war Philipp Meyer. „So ein Lob freut mich natürlich“, sagt der Student, der aufgrund seiner doppelten Einsätze sehr viel Zeit in seinen Sport investiert. „Ab und zu geht das schon an die Substanz. Aber es macht mir in beiden Mannschaften auch viel Spaß.“
Doppelter Einsatz?
Am Samstag spielen erste und zweite Mannschaft hintereinander. Für die Reserve geht es am frühen Abend zum TSV Rothenburg. Die Wölfe spielen um 19.30 Uhr in Würzburg gegen Hagen. Wo er eingesetzt wird? Meyer: „Dort, wo ich mehr gebraucht werde. Das entscheidet sich wohl erst kurzfristig.
“ Theoretisch könnte sich Meyer sogar nach dem Ertönen der Schlusssirene in Rothenburg in die s.Oliver Arena aufmachen, um zur Stelle zu sein, wenn es in der zweiten Halbzeit wieder Hinausstellungen hageln sollte.
Wissenswertes zum Spiel
Handball: 2. Bundesliga Männer
DJK Rimpar Wölfe – VfL Eintracht Hagen (Samstag, 19.30 Uhr, s.Oliver Arena)
Zum dritten Mal kommt es zum Aufeinandertreffen zwischen der DJK Rimpar Wölfe (8./21:13) und dem VfL Eintracht Hagen (15./12:22). In der Saison 2015/16 gewann jeweils die Heimmannschaft, ehe die Südwestfalen wieder den direkten Gang in Liga drei antreten mussten. Das gleiche Schicksal droht den Hagenern auch diesmal, wobei sie neuerdings heftige Gegenwehr zeigen. Zuletzt traf die Eintracht fünfmal auf Abstiegskonkurrenten, viermal siegte sie. jr