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FUSSBALL: LANDESLIGA
Peter Engert: "Die Mannschaft muss kämpfen bis zum Umfallen"
Der TSV Kleinrinderfeld steckt jetzt schon mittendrin im Abstiegskampf. Warum, das ist auch dem Sportleiter ein Rätsel. Dennoch hat der Tausendsassa einige Ratschläge.
'Früher hatten wir eine viel dickere Haut', sagt Peter Engert, Abteilungsleiter des TSV Kleinrinderfeld, vor dem Gastspiel in Geesdorf.
Foto: Jörg Rieger | "Früher hatten wir eine viel dickere Haut", sagt Peter Engert, Abteilungsleiter des TSV Kleinrinderfeld, vor dem Gastspiel in Geesdorf.
Jörg Rieger
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:00 Uhr

Landesliga Nord-West
FC Geesdorf – TSV Kleinrinderfeld
(Samstag, 14 Uhr)

Mehr Urgestein geht kaum. Peter Engert ist seit klein auf für seinen TSV Kleinrinderfeld auf Achse. Erst als Nachwuchsfußballer, dann als Aktiver, schließlich mehr als ein Jahrzehnt als Jugendleiter, Schiedsrichterbetreuer und seit 2015 als Abteilungsleiter. Der 58-Jährige stammt aus einer Kleinrinderfelder Bäckerfamilie. Die Eltern backen manchmal noch immer Kuchen für die Spieler. Engerts Söhne Benedikt und Kevin sind ebenfalls begeisterte TSV-Fußballer. Vor dem Gastspiel des Tabellenvorletzten (17./10) beim starken FC Geesdorf (3./23) spricht der Tausendsassa über sein Erfolgsrezept, "dicke Haut" und den Abstiegskampf seines Landesliga-Teams.

Herr Engert, der TSV Kleinrinderfeld spielt seit langem auf Landesliga-Niveau. Einmal gelang sogar der Sprung in die Bayernliga Nord. Wie kann das in einem solch kleinen Dorf mit rund 2000 Einwohnern gelingen?

Peter Engert: Mitte der 90er Jahre sind wir mit vielen ortsansässigen Vollblutfußballern erstmals bis in die damalige Bezirksoberliga vorgestoßen. Danach ist es uns immer wieder gelungen, Umbrüche erfolgreich zu meistern. Seit meiner Zeit als Abteilungsleiter war es zudem immer so, dass hier jeder Spieler eine vergleichbare Aufwandsentschädigung erhält. Alles andere sorgt nur für Neid und auf Dauer für Unruhe in der Mannschaft.

Eine bescheidene, homogene Bezahlung bringt aber allein noch keinen Erfolg.

Engert: Das stimmt. Doch bei uns geht es auch sonst sehr familiär zu, nach Spielen und dem Donnerstagstraining etwa gibt es immer ein Essen in der Vereinsgaststätte. Als meine Kumpels Fritz Meyer und Hennes Scheder 2015 hier das Traineramt übernommen haben, wollten sie, dass ich Abteilungsleiter werde. Dann habe ich es halt gemacht. Zu dritt verfügten wir über ein großes Netzwerk – und konnten die besten Spieler im südwestlichen Landkreis für uns begeistern. Auch jetzt profitiere ich von zahlreichen Kontakten, die ich mir über all die Jahre aufgebaut habe. Besonders freut es mich, dass mich Stefan Leukert und Thomas Wallrapp schon so lange so zuverlässig unterstützen. Das alles hat dazu geführt, dass wir auch mit dem zur letzten Saison gekommenen Trainer Tobias Jäger einen ordentlichen Kader zusammenstellen konnten . . .

. . . der aufgrund der Rückkehr länger verletzter Spieler und einiger Neuzugänge in dieser Runde nicht schlechter geworden ist. Trotzdem steckt Ihr Team nach nur drei Siegen in zwölf Spielen tief im Tabellenkeller.

Engert: Das sehe ich genauso. Unsere Mannschaft kann sicher viel mehr. Doch jetzt hat für uns der Abstiegskampf begonnen. Die Verunsicherung ist aktuell groß. Zuletzt haben wir bei eigenem Anstoß binnen Sekunden einen Gegentreffer kassiert. Der Trainer hat schon vieles probiert: Einzelgespräche, neue Reize und Video-Analysen. Doch am Ende muss jeder Spieler bei sich selbst die Blockade lösen.

Wie soll das funktionieren?

Engert: Diese Frage lässt sich nicht so leicht beantworten.

Wie haben Sie das denn früher in solchen Situationen gemacht?

Engert: Das war eine andere Zeit. Wir hatten eine viel dickere Haut, als das heute bei jungen Fußballern der Fall ist. Ich kann mich an einen Trainer erinnern, der hat uns während der Spiele regelrecht beschimpft. Nach dem Abpfiff war dann wieder alles gut. Letztlich ging es ihm nur um den Erfolg der Mannschaft. Früher hatten wir ganz andere Bedingungen. So gab es in Kleinrinderfeld lange nur einen Sandplatz. Wenn es geregnet hat, mussten wir mit einer Metallstange Löcher in den Boden hebeln, damit das Wasser in die Drainagen ablaufen konnte. Und bei Minustemperaturen waren unter dem Sand häufig Eisplatten. Gespielt haben wir trotzdem immer.

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Was kann die Mannschaft heute daraus lernen?

Engert: Sie muss kämpfen bis zum Umfallen. Man kann sich nicht immer darauf verlassen, dass ein Marco Kramosch wie in Fuchsstadt zwei Traumtore binnen weniger Minuten macht. Wir brauchen jetzt einfach mal einen dreckigen Arbeitssieg, vielleicht auch zwei. Dann kommt der Glaube und das Selbstvertrauen von alleine zurück.

Was wäre, wenn Ihr TSV Kleinrinderfeld am Ende der Saison tatsächlich absteigen sollte?

Engert: Solche Gedanken mache ich mir nicht. Dafür ist es auch noch viel zu früh. Bis zur Winterpause sind es immerhin noch zehn Spiele. Da können und müssen wir den Weg ins gesicherte Mittelfeld ebnen. Vielleicht gelingt uns der Anfang ja schon in Geesdorf.

Weitere Spiele
VfL Frohnlach (16./11) – TSV Lengfeld (15./11)
(Samstag, 28. September, 15 Uhr)
TG Höchberg (12./14) – SV Memmelsdorf (5./21)
FC Lichtenfels (10./16) – TSV Unterpleichfeld (4./23)

(Samstag, 28. September, 16 Uhr)
Vatan Spor Aschaffenburg (1./30) – ASV Rimpar (18./8)
(Sonntag, 29. September, 16 Uhr)
 
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