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Fußball: Bayernliga Nord
Patient Würzburger FV auf dem Wege der Besserung
Rieger Jörg
 |  aktualisiert: 22.12.2015 14:56 Uhr

Im Spätherbst 2014 drohte dem Würzburger FV zum zweiten Mal nach 1981 – damals noch als FV 04 Würzburg – das Aus. Der Verein konnte die laufenden Gehälter seiner Spieler nicht mehr überweisen, unter anderem weil fest eingeplante (Zuschauer-)Einnahmen weggebrochen waren. Kaum war die Existenzkrise überstanden, lief es dann auch sportlich nicht mehr rund. Vor dem Heimspiel gegen den SV Seligenporten (Samstag, 14 Uhr, Sepp-Endres-Sportanlage) spricht der 45-jährige WFV-Finanzvorstand Roland Metz, der diesen Posten seit den Neuwahlen im April dieses Jahres innehat, über den aktuellen finanziellen Wasserstand, das wieder erstarkte Bayernliga-Team und die künftige Ausrichtung des Würzburger Traditionsvereins.

Frage: Vor rund einem Jahr haben die Mitglieder des Würzburger FV die drohende Insolvenz abgewendet, indem sie für eine Beitragserhöhung und eine Sonderumlage gestimmt haben. Wie ist denn der derzeitige finanzielle Wasserstand?

Roland Metz: Im November und Dezember wird es regelmäßig knapp mit den Geldern. Im letzten Jahr war es jedoch eine Ausnahmesituation, die es zu meistern galt. Wir sind auch aktuell nicht auf Rosen gebettet. Allerdings sind wir in der Lage, die Spieler- und Trainergehälter allmonatlich rechtzeitig auszuzahlen.

Auch die langfristigen Verbindlichkeiten in Höhe von nur noch rund 260 000 Euro (Anm. der Red.: Im November 2014 war dieser Wert noch auf rund 320 000 Euro inklusive eines zwischenzeitlich größtenteils abgelösten Überbrückungskredits taxiert worden.) können wir nach heutigem Stand in der Zukunft fristgemäß bedienen.

Der WFV hat in dieser Saison bereits einen Trainerwechsel und drei nachträgliche Neuverpflichtungen hinter sich. All das dürfte nicht umsonst gewesen sein. Wie konnte sich der Verein diese personellen Rochaden leisten?

Metz: Wir haben uns für den Fall, dass es sportlich nicht nach unseren Wünschen laufen sollte, bewusst einen Puffer gelassen. Diesen haben wir dafür verwendet. Zudem sind die Siegprämien aufgrund der lange anhaltenden Durststrecke in der Vorrunde nicht allzu üppig ausgefallen. Auch die Zuschauerzahlen haben sich stabilisiert. Nicht zuletzt konnten wir uns mit unserem Trainer Christian Graf, dessen Beurlaubung uns wirklich sehr schwer gefallen ist, auf eine kalkulierbare Summe einigen.

Sportleiter Martin Lang und Trainer Marc Reitmaier haben schon mehrmals angekündigt, dass sie sich in der Winterpause nochmals auf dem Transfermarkt umschauen wollen. Inwieweit können Sie den Geldbeutel erneut öffnen?

Metz: Zunächst möchte ich betonen, dass beide absolute Glücksgriffe für den Verein sind. Sie verfügen über zahlreiche Kontakte im Fußballgeschäft und haben neue Methoden des Arbeitens an der Mainaustraße eingeführt. Auch der sportliche Erfolg ist mit ihnen zurückgekehrt. Wenn sie es für notwendig erachten, dass wir den Kader nochmals punktuell verstärken müssen, bin ich in jedem Fall offen für Gespräche und Lösungen. Doch aus der Portokasse können wir das nicht mehr stemmen.

Sondern?

Metz: Wir müssen neue Finanzquellen auftun. Derzeit sind wir dabei, einen Teil unserer Bandenwerbung an der Sepp-Endres-Sportanlage neu zu belegen. Unser Stadionheft hat auch wieder an Attraktivität gewonnen. Es ist modern gestaltet und auf hochwertigem Papier durchgehend farbig gedruckt. Weitere Änderungen folgen noch. In dem Bereich können wir nur Schritt für Schritt vorankommen. Das braucht alles noch Zeit und fleißige Helfer.

Die Vorstandschaft des WFV hat sich nach dem Abtritt des langjährigen Präsidenten Georg Rosenthal unter der Leitung von Michael Freudenberger neu aufgestellt. Auf der letzten Mitgliederversammlung im Frühjahr wurde ein vielversprechendes Konzept vorgestellt. Wie läuft dessen Umsetzung?

Metz: Planmäßig, aber so etwas geht nicht von heute auf morgen. Man darf nicht vergessen, dass seither erst ein gutes halbes Jahr vergangen ist. Im Finanzbereich hatte ich mein Team schnell beisammen. In anderen Bereichen musste es sich erst finden. Teilweise sind wir noch immer auf der Suche nach Menschen, denen der Verein am Herzen liegt und die Verantwortung übernehmen möchten. Aufgrund der sportlich prekären Lage konnten auch nur die wenigsten in Ruhe an der Umsetzung arbeiten.

Im Zuge des Vorstandswechsels hat sich auch der Wirtschafts- und Verwaltungs- rat neu aufgestellt. Wie läuft die Zusammenarbeit?

Metz: Hervorragend. Wir setzen uns regelmäßig im kleinen Kreis zusammen. Dort werden dann die nächsten Schritte besprochen. Dabei diskutieren wir auch über die langfristige Strategie des Vereins. Anschließend beraten wir uns im Rahmen von größeren Sitzungen. Vorstand und Verwaltungsrat sind eine gute Einheit geworden, in der jeder seine Aufgaben wahrnimmt und sich aktiv an der Neuausrichtung des Vereins beteiligt.

Wann können Sie konkrete Ergebnisse präsentieren und in welche Richtung soll es gehen?

Metz: Unser Ziel ist es, spätestens Anfang nächsten Jahres mit einem Feinkonzept nach außen zu gehen. Um mit unseren bisherigen, aber insbesondere auch mit neuen Partnern in Kontakt zu kommen, haben wir bereits zwei Arbeitsgruppen gegründet, die sich speziell mit der Konzeption des Vereins und der Vermarktung auseinandersetzen. Eine wichtige Säule bleibt natürlich auch unsere Jugendarbeit, die nach wie vor sehr erfolgreich läuft. Um alle laufenden Kosten im Gesamtverein tragen zu können, sind wir natürlich auch weiterhin für jede Hilfe dankbar. Sofern sich genügend Unterstützer finden, bin ich zuversichtlich, dass wir auch in Zukunft einer der erfolgreichsten Sportvereine der Region sein werden.

Würzburger FV – SV Seligenporten (Samstag, 14 Uhr)

An diesem Samstag um 14 Uhr trifft der Würzburger FV (16./14) in der Bayernliga Nord mit dem SV Seligenporten (4./36) an der Sepp-Endres-Sportanlage binnen weniger Wochen nach dem Spiel gegen den FC Eintracht Bamberg daheim auf den zweiten Regionalliga-Absteiger. Die Klosterer hatten zuletzt so ihre Probleme in der Defensive (10 Gegentreffer in drei Spielen).

Dafür haben sie bislang die meisten Treffer aller Teams erzielt (49). „Wenn man ihre Offensive ins Spiel kommen lässt, wird es richtig gefährlich“, weiß WFV-Trainer Marc Reitmaier, der durch die noch ein Spiel andauernde Rotsperre für Christian Steinmetz seine Abwehr umbauen muss. Für ihn rückt Marc Hänschke in die Innenverteidigung. Weitere Ausfälle sind Martin Eck, Manuel Kutz, Leroy Mabikounou und Maximilian Ullrich. Text: j. Rieger

 
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