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Fußball: Regionalliga
Pascal Bieler ist jetzt Würzburger
Von unserem Redaktionsmitglied Frank Kranewitter
 |  aktualisiert: 17.07.2013 09:14 Uhr

Seit diesem Dienstag und damit pünktlich vor dem Spiel seiner Kickers gegen den FC Bayern München II (Mittwoch, 18.30 Uhr, flyeralarm Arena) ist Pascal Bieler auch auf dem Papier ein Würzburger. „Supernett“, sei man im Rathaus bei seiner Anmeldung gewesen, berichtet der 27-Jährige über den eben erledigten Behördengang. Unterm Arm trägt er seine neuen WÜ-Autokennzeichen. Bieler, der Ex-Profi, ist angekommen in der Fußball-Provinz.

Als Bieler am 28. Mai 2008 bei einem 4:0-Sieg gegen Dänemark zum letzten Mal das Trikot der U-21-Nationalmannschaft trug, stand er in einem Team mit Manuel Neuer, Mats Hummels oder Sami Khedira. Die sind nun große Fußball-Helden. Bieler spielt seit diesem Sommer für den FC Würzburger Kickers in der Regionalliga. Geknickt wirkt er deshalb nicht. „So ist halt das Profigeschäft: Wenn du gebraucht wirst, rennen dir alle hinterher. Wenn man dich aber nicht mehr braucht, bist du ganz schnell wieder vergessen“, fasst er seine Erfahrungen zusammen. So wie damals in Nürnberg. Der FCN hatte Bieler 2008 nach dem Abstieg in die Zweite Liga verpflichtet. Der junge Mann aus dem Berliner Stadtteil Reinickendorf verließ als hoffnungsfroher Jungprofi seine Heimatstadt Berlin und seinen Klub Hertha BSC, während im Internet Clubfans Stimmen für den Verbleib von Publikumsliebling Javier Pinola beim Club sammelten. Über 25 000 Leute machten mit, Pinola blieb trotz vieler Angebote. Bielers Pech: Er ist Linksverteidiger wie Pinola. Am Argentinier kam er beim Club nicht vorbei – und als später dann mit Marvin Plattenhardt ein neuer hoffnungsfroher Jungprofi für diese Position auftauchte, war für Bieler kein Platz mehr. Eine Laufbahn hängt eben oft auch an Zufällen. Für Bieler ging es ab 2011 in der Dritten Liga bei Wehen-Wiesbaden weiter – und nun eben bei den Kickers.

Wer in seinem Fußballerleben so viel erlebt hat, den wirft auch die Kritik nach dem Auftakt-1:3 in Schweinfurt nicht so schnell um. „Wenn man verliert, dann war natürlich alles schlecht. Das ist doch überall so. Dieses Spiel hatten wir uns alle ganz anders vorgestellt – auch ich. Aber bei drei Gegentoren ist es eben meistens so, dass man als Abwehrspieler bei irgendeinem der Treffer nicht gut aussieht. An der Einstellung, wie manche vermuten, lag diese Niederlage aber sicherlich nicht“, sagt Bieler. Gegen Bayern München II werde die Aufgabe nicht leichter. Letztlich sei er sich aber sicher, dass die Kickers in dieser Saison eine „gute Mannschaft“ hätten, „die sich aber noch finden muss“. Schließlich hätten gerade er und die anderen Neuen in den ersten Wochen auch abseits des Platzes noch einiges zu regeln: „Die alte Wohnung auflösen, eine neue finden, all der Behörden-Kram, dazu die neue Arbeit – da kommt eben viel auf einen zu. Und dann sind wir auch als Mannschaft noch nicht eingespielt. Es wird noch ein bisschen Zeit brauchen, bis wir fußballerisch da sind, wo wir hinwollen.“

Gedanken ans Aufhören

Bielers Ehrgeiz ist ungebrochen. Auch wenn er im Frühjahr, als der Vertrag beim Drittligisten Wehen-Wiesbaden auslief, auch einmal ans Aufhören mit dem höherklassigen Fußball dachte. Davon hatte sein damaliger Mannschaftskamerad Alf Mintzel Wind bekommen. Der Rimparer, bestens bekannt mit Kickers-Coach Dieter Wirsching, stellte den Kontakt zu den Kickers her. „Hier kann ich dank des Sponsors schon einmal einen Einstieg ins Berufsleben finden“, sagt Bieler über die Vorzüge des Engagements am Dallenberg: „In der Dritten Liga verdient man keine Reichtümer, und man muss auch an die Zukunft denken.“ Außerdem habe ihm das, was Kickers-Coach Wirsching über sein neues Team erzählte, gut gefallen. „Und Würzburg ist auch eine tolle Stadt. Ich kann mir gut vorstellen, hier länger zu bleiben“, sagt Bieler. Schließlich werde er in Zukunft stets Arbeit und Fußball unter einen Hut bringen müssen. „Im Profifußball werde ich wohl nicht mehr angreifen können“, sagt Bieler, zögert eine Sekunde und fügt an: „Außer wir steigen mit den Kickers in die Dritte Liga auf.“

Fußball-Regionalliga Bayern

FC Würzburger Kickers – FC Bayern München II (Mittwoch, 18.30 Uhr, flyeralarm Arena)

Kaum ist das Eröffnungsspiel Vergangenheit, hoffen die Kickers beim nächsten Publikumshit eine glücklichere Rolle spielen zu können. Mit 2000 Zuschauern und mehr rechnen die Rothosen, wenn an diesem Mittwoch mit der zweiten Mannschaft von Bayern München der Meisterschaftsfavorit schlechthin bei der Saison-Heimpremiere am Dallenberg zu Gast ist. Dabei wollen die Rothosen auch ein Stück weit die eigenen Wunden heilen. „Diese Niederlage hat uns als Team sehr weh getan“, sagt Kickers-Trainer Dieter Wirsching mit Blick auf das Derby-1:3 im Eröffnungsspiel beim FC Schweinfurt 05 am vergangenen Freitag: „Die Stimmung war schon deutlich gedrückt in den letzten Tagen.“ Umso besser, dass man die Niederlage mit einem Triumph über die Bayern-Reserve schnell vergessen machen könnte. Dafür aber brauchen die Kickers, so Wirsching, „einen absoluten Sahnetag“.

Der Liga-Favorit aus der Landeshauptstadt hat bereits am ersten Spieltag mit dem 6:0 beim SV Heimstetten ein deutliches Ausrufezeichen gesetzt, wenngleich vier der sechs Bayern-Tore erst fielen, nachdem die Heimstettener durch zwei Platzverweise geschwächt waren. Spieler wie Emre Can oder Pierre-Emil Höjbjerg, die in der Vorsaison noch meist im Münchner Kader standen, sind in den Profikader aufgerückt und bestreiten mit dem Bundesliga-Team die Vorbereitung. Welch' Mentalität auch bei den kleinen Bayern herrscht, macht eine Aussage des neuen Trainer Erik Ten Hag nach dem Kantersieg vom Wochenende deutlich: „Gut ist nicht gut genug.“ Die Konkurrenz hat allen Grund, vor den Münchner zu zittern.

Bei den Kickers werden wohl der nach einer von der SpVgg Greuther Fürth II mitgebrachten Rotsperre nun spielberechtigte Niklas Weißenberger für Daniel Donaldson und Maksut Azizi für Gelb-Rot-Sünder Jens Trunk ins Team rutschen. Ob Angreifer Christopher Bieber diesmal von Beginn an stürmt, darüber hüllt sich Wirsching noch in Schweigen.

Aufgrund des Badewetters und des zu erwarteten Andrangs im Dallenbergbad empfehlen die Kickers dringend, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Spiel zu kommen. Die Eintrittskarte gilt auch als Fahrkarte im VVM-Gebiet. Noch bis 13 Uhr gibt es am Mittwoch Tickets im Vorverkauf im neuen Kickers-Fanshop in der Eichhornstraße.

 
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