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Basketball
Olympiasiegerin Svenja Brunckhorst im Interview: "Dramatik und Dynamik im 3x3-Basketball sind einzigartig"
Die Basketballerin war in Schweinfurt zu Gast und hatte ihre Goldmedaille dabei. Begonnen hatte der olympische Sommer der 33-Jährigen in Würzburg.
Ihr ganzer Stolz: Svenja Brunckhorst hat ihre Goldmedaille mit zur Sportgala in Schweinfurt gebracht.
Foto: Anand Anders | Ihr ganzer Stolz: Svenja Brunckhorst hat ihre Goldmedaille mit zur Sportgala in Schweinfurt gebracht.
Tim Eisenberger
 |  aktualisiert: 13.12.2024 02:37 Uhr

Bei den Olympischen Spielen stießen viele Fernsehzuschauer beim Durchzappen auf die Sportart 3x3-Basketball. Wer sich entschied, dabei zu bleiben, erlebte ein an Spannung kaum zu überbietendes Turnier mit einem Happy End aus deutscher Sicht. Svenja Brunckhorst (33) gehörte zu den vier Frauen, die in Paris die Goldmedaille gewannen. Ihre olympische Reise hatte im Juli bei der Vorbereitung der Nationalmannschaft in Würzburg begonnen und ein bisschen endete sie auch in Unterfranken – mit einem Auftritt auf der Sportgala in Schweinfurt. Ein Termin, den sie direkt im Anschluss an die Spiele zugesagt hatte. Vor Ort stand Brunckhorst auch für ein Interview bereit. Sie sprach über den Hype nach der Goldmedaille, den Mädchen- und Frauenbasketball in Deutschland und natürlich Olympia.

Frage: Wie kam es dazu, dass Sie hier in Schweinfurt sind?

Svenja Brunckhorst: Die Stadt hat mich über den Verband kontaktiert. Es war einer der ersten Termine, der nach meinem Olympiasieg angefragt wurde. Ohne genau zu wissen, was mich erwartet, habe ich zugesagt.

Sportstudio, Podcasts, NFL-Spiel: Sie sind wirklich fast überall zu sehen aktuell. Was bedeutet Ihnen das?

Brunckhorst: Ja, momentan passiert wirklich viel Spannendes. Wir erfahren eine große Wertschätzung, was uns unglaublich freut. Olympia hat dabei einen ganz besonderen Stellenwert. Ein Weltmeistertitel im 3x3-Basketball wäre zwar ebenfalls außergewöhnlich, hätte aber nicht die gleiche öffentliche Aufmerksamkeit verursacht. Ich hätte niemals erwartet, welche mediale Wirkung ein Olympiasieg mit sich bringt.

Der Olympiasieg ist nun knapp vier Monate her. Haben Sie mittlerweile verarbeitet, was da im August in Paris passiert ist?

Brunckhorst: Wir sind regelmäßig bei Ehrungen oder Events, wo die Erinnerungen natürlich wieder lebendig werden. Mittlerweile habe ich das jedoch gut verarbeitet – der Alltag hat mir dabei sehr geholfen.

Wo hängt Ihre Goldmedaille?

Brunckhorst: Die Medaille hat einen Ehrenplatz in einer Vitrine, in einer wunderschön gestalteten Box, die wir bekommen haben. Trotzdem nehme ich sie zu Veranstaltungen wie dieser oft mit – dafür transportiere ich sie ganz pragmatisch in einem Socken.

Sie sind mit dem Zug angereist. Haben Sie da Angst um die Medaille?

Brunckhorst: Ich habe mein Gepäck immer genau im Blick, um sicherzugehen, dass nichts verloren geht. Wir haben zwar mal nachgefragt, was in so einem Fall passieren würde. Es gäbe wohl Ersatz – aber das möchte ich unbedingt vermeiden.

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Wie erinnern Sie sich an die Schlusssirene des Spiels, als dann feststand, dass Sie Gold gewonnen haben?

Brunckhorst: Für mich persönlich fiel der größte Druck ab, als wir ins Finale einzogen – allein die Gewissheit, eine Medaille sicher zu haben, war eine enorme Erleichterung. Wir sind als Außenseiter ins Turnier gestartet und haben ein Spiel nach dem anderen gewonnen. Doch vor dem Halbfinale war die Angst groß, am Ende Vierter zu werden und leer auszugehen. Vor zwei Jahren hatten wir uns bei einer Europameisterschaft zu früh mit dem Finaleinzug zufriedengegeben. Dieses Mal wollten wir es besser machen und haben im Finale wirklich alles gegeben. Das war besonders herausfordernd, weil das Endspiel nur zwei Stunden nach dem Halbfinale stattfand. Um ehrlich zu sein, konnte ich in dem Moment kaum begreifen, was da gerade geschah. Erst bei der Siegerehrung hat mich die ganze Emotion überwältigt – da sind dann auch die Tränen geflossen.

Haben Sie das alles nochmal angesehen?

Brunckhorst: Ehrlich gesagt, noch nicht. Aber immer an so Abenden wie diesem, sehe ich dann Ausschnitte.

Extrem spannende Ausschnitte. Viele Zuschauer konnten sich in Paris für 3x3-Basketball erwärmen. Was macht die Faszination dieser Basketball-Variante aus?

Brunckhorst: Die Dramatik und Dynamik im 3x3-Basketball sind einzigartig. Für Zuschauer, die die Sportart noch nicht kennen, ist es besonders spannend, dass in nur zehn Minuten Spielzeit alles passieren kann. Unsere gesamte Spielzeit ist sogar kürzer als die Halbzeit eines klassischen Spiels. Ich erinnere mich an Freunde, die 3x3 noch nicht kannten und mein Spiel verpassten, weil sie dachten, 15 Minuten später einzuschalten würde ausreichen – da war das Spiel längst vorbei.

Klassisch fünf gegen fünf oder 3x3, was macht Ihnen mehr Spaß?

Brunckhorst: Das lässt sich schwer sagen. 2021 habe ich mich auf 3x3 spezialisiert, aber gleichzeitig noch fünf gegen fünf gespielt. Beide Disziplinen haben mir unglaublich viel gegeben, und ich habe lange darüber nachgedacht, welche Richtung ich bei Olympia einschlagen möchte.

Jetzt sind Sie aber froh, dass Sie sich für 3x3 entschieden haben, oder?

Brunckhorst: Ja, ich denke, meine Teamkollegin Sonja Greinacher und ich haben mit unserer Entscheidung alles richtig gemacht – schließlich hat sie uns zur Goldmedaille geführt.

Der Deutsche Olympische Sportbund hat 3x3-Basketball bei seiner Potenzial-Analyse auf Rang 103 eingeschätzt. Das ändert sich jetzt hoffentlich, oder?

Brunckhorst: Der Verband hat sich dazu bereits ausführlich geäußert. Für uns war es vor allem eine finanzielle Herausforderung in der Sportart. Wir sind auf die Unterstützung des DOSB angewiesen, um uns als Sportart besser aufzustellen. Mit unserem Erfolg haben wir gezeigt, was möglich ist – hoffentlich führt das nun zu einer positiven Veränderung.

Sie haben am 1. September als Managerin für Mädchen- und Frauenbasketball bei Alba Berlin begonnen und Ihre aktive Karriere mit dem Olympiasieg beendet. Juckt es nicht ab und zu in den Fingern?

Brunckhorst: Ich bin fast jedes Wochenende in der Halle, deshalb ist der Übergang schwierig. Natürlich zucke ich da immer wieder, aber ich bin auch noch nicht bereit in einer Freizeit-Mannschaft zu spielen, auch wenn mich schon einige Mannschaften gefragt haben. Dafür war der Erfolg im Sommer einfach zu groß.

Und was machen Sie in ihrem neuen Job?

Brunckhorst: Die Stelle gab es vorher noch nicht. Ich bin gerade dabei, sie zu entwickeln. Ich bin in vielem involviert. Von Dingen wie Kita-Projekten, über die Frage, wie man Mädchen zum Basketball bekommt, bis hin zum Profi-Team, das deutscher Meister ist und im Eurocup spielt. Ich wusste nicht, wie groß Alba Berlin als Verein ist. Das lerne ich gerade alles kennen.

Olympia-Siegerin Svenja Brunckhorst war als Stargast bei der Sportgala in Schweinfurt.
Foto: Anand Anders | Olympia-Siegerin Svenja Brunckhorst war als Stargast bei der Sportgala in Schweinfurt.
Würden Sie sich wünschen, dass jeder Basketball-Bundesligist so eine Stelle schafft?

Brunckhorst: Natürlich. Der Job bedeutet für mich große Verantwortung, denn selbst in der Basketball-Bundesliga der Frauen gab es bisher nur selten Managerinnen. Wenn wir den Frauen-Basketball in Deutschland weiterentwickeln wollen, braucht es weibliche Stimmen.

Wo steht der Frauen-Basketball in Deutschland aktuell?

Brunckhorst: Von 100 Prozent haben wir vielleicht bisher 40 ausgeschöpft. Aktuell gibt es einen großen Boom und wir können wirklich wachsen. 2025 findet eine Vorrundengruppe der Europameisterschaft in Berlin statt, 2026 dann die Weltmeisterschaft in Deutschland. Aber im 3x3 gab es bis zu unserem Olympiasieg keinerlei Strukturen. Die Motivation kam von uns Spielerinnen selbst, vergleichbar mit einem Start-up.

Wie nehmen Sie als Expertin den Standort Würzburg im Frauen-Basketball wahr?

Brunckhorst: Ich weiß, dass sie im Jugendbereich für Furore gesorgt haben. Ich war bei der deutschen Meisterschaft der U16 und kriege natürlich mit, wie viel Arbeit Janet Fowler-Michel und der Verein hier investieren.

 
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