Die Fußballer des TSV Lengfeld haben nach dem Rücktritt ihres langjährigen Abteilungsleiters und der sportlichen Misere des Landesliga-Teams einen heißen Herbst hinter sich. Doch die stade Zeit hat wieder Ruhe an die Kürnach gebracht, weil im Hintergrund beim TSV offenbar fleißige Heinzelmännchen aktiv waren. Jedenfalls gibt es mittlerweile eine neue, dreiköpfige Abteilungsleitung, eindeutige Verantwortliche für die unterschiedlichen Bereiche und seit dem dritten Adventswochenende auch einen Nachfolger für den im Sommer scheidenden Trainer Michael Hochrein - sein Co-Trainer Ralf Scherbaum geht dann übrigens auch.
Der gebürtige Lengfelder Okan Delihasan, aktuell noch beim Kreisklassisten SG Randersacker aktiv, wird dem 56-Jährigen Chefanweiser folgen – und zwar unabhängig von der Ligenzugehörigkeit. Das sportliche Aushängeschild, das in der Landesliga Nordwest startende Team, befindet sich nach einer Pleitenserie und nur 26 Punkten mitten im Abstiegskampf. "In Lengfeld wird es auch künftig leistungsorientieren Fußball geben. Wir wollen die Nummer drei in der Stadt bleiben", unterstreicht der kooptierte TSV-Abteilungsleiter Markus Hartmann. "Wir sind finanziell solide aufgestellt", ergänzt sein Sportleiter Rudolf Kerl. Damit zerstreuen sie auch Gerüchte, wonach es im Würzburger Stadtteil mit dem höherklassigen Fußball die Kürnach hinunter geht.
Der vormalige Abteilungsleiter Alois Mitnacht sei zwar auch ein wichtiger Unterstützer gewesen. "Wir haben aber insgesamt rund 60 Sponsoren und stehen daher auf einer breiten Basis, zumal die Werbeeinnahmen nicht viel mehr als 20 Prozent des Gesamtbudgets ausmachen", berichtet Kerl. Dennoch könne er nach der Saison keinen Umbruch ausschließen, ergänzt Hartmann. Den einen oder anderen ziehe es beruflich weg, einige würden nicht mit absteigen und dann gebe es noch manche, die vor allem wegen Michael Hochrein gekommen seien. "Unser Budget wird auch rund 15 Prozent unter dem jetzigen liegen, weshalb wir nicht mehr alle Wünsche werden erfüllen können", sagt Hartmann, der in der Abteilungsleitung von Gerd Wildner und Hans Nemetz unterstützt wird.
Der Ligaverbleib als Ziel
Dennoch: "Der Klassenerhalt bleibt das große Ziel. Darauf hat sich auch der aktuelle Kader eingeschworen", bekräftigt Hartmann, der einst den Spielbetrieb bei den Würzburger Kickers geleitet hat: "Und wenn es am Ende doch nicht reichen sollte, wollen wir schnellstmöglich wieder zurückkehren." Wenn man den neuen Machern der rund 200 Mitglieder starken TSV-Fußballer Glauben schenken darf, ist die Zeit allerdings vorbei, in der alle Augen auf die erste Mannschaft gerichtet waren.
Dafür steht allen voran der neue Teamchef Klaus Loschert. Ihm, der als Trainer und Spieler viel herumgekommen ist, schwebt eine Verzahnung auf Augenhöhe vor. "Es soll uns nicht mehr passieren, dass oben fünf oder sechs Akteure auf der Bank sitzen, während das Kreisklassen-Team kaum eine Elf zusammenbekommt", sagt Loschert. Man wolle zudem mit dem Unterbau besser früher als später hinauf in die Kreisliga, "damit der Sprung zwischen beiden Mannschaften nicht so groß ist."
Für das behutsame Heranführen von Talenten nach oben steht Marius Obradovici, der die Lengfelder Reserve seit 2018 trainiert. Auch die Nachwuchsarbeit soll künftig wieder einen höheren Stellenwert erfahren. Aktuell haben die Lengfelder weder U-19-, noch U-17- und U-13-Junioren. "Wir wollen über kurz oder lang wieder alle Klassen besetzen, gegebenenfalls mit Kooperationen", sagt Kerl, der nach eigener Aussage zuletzt 70 Regenjacken für die Jugendlichen bestellt hat. "Eine Basis ist also wieder vorhanden."
Einer der jungen Kicker ist der Sohn von Okan Delihasan. Der 43-jährige Neu-Trainer ist im Würzburger Stadtteil geboren und hat früher über viele Jahre hinweg für die Lengfelder Tore geschossen. Vor zwölf Jahren ist er für sein erstes Engagement als Spielertrainer in die Lindleinsmühle gegangen, es folgten Stationen beim SB Versbach und der SG Randersacker. Im Sommer kehrt Delihasan in seinem Heimat-Stadtteil an die Seitenlinie zurück. "Das ist ein schönes Gefühl, auch, weil ich in den Gesprächen schnell gemerkt habe, dass es die neuen Verantwortlichen ernst meinen", sagt Delihasan. Natürlich hätte man es sich leichter machen – und einen auf diesem Niveau erfahrenen Trainer holen können, erklärt Hartmann. "Aber wir wollten ganz bewusst Okan die Chance geben und streben auch wieder eine langfristige Zusammenarbeit an."