Dass die nordbayerischen Jugendmeisterschaften der Amateurboxer in Würzburg stattfinden, ist an sich nichts Ungewöhnliches. Ungewöhnlich ist freilich, dass diese Titelkämpfe seit dem Jahr 1990 ausnahmslos in der Domstadt über die Bühne gingen und seitdem Hans Bales den Zwei-Tage-Wettkampf fast im Alleingang organisiert. „Ich bin monatelang als Bettler unterwegs, um Unterstützer zu finden, fallen doch rund 1700 Euro als Austragungskosten an“, sagt der 72-Jährige.
Große Helferschar
„Wir von den Sportfreunden der Würzburger Verkehrs- und Versorgungsbetriebe sind der einzige Verein in Nordbayern, der im Stande ist, diese Meisterschaft auszurichten“, versichert der Ruheständler. Er könne wie vergangenes Wochenende auf eine Helferschar von 25 Personen bauen und dank der Unterstützung des Hauptvereins ist die Box-Abteilung in der Lage, den Verantwortlichen des Bayerischen Amateurboxverbandes (BABV) alljährlich als Ausrichter manche Sorge abzunehmen.
Klappte die Organisation in der Sporthalle des Friedrich-Koenig-Gymnasiums bestens, sah es rein sportlich völlig anders aus. Denn die drei Würzburger Box-Vereine konnten nicht einen einzigen Nachwuchsboxer in den Ring schicken, sondern nur ein paar Erwachsene zu Einlage- und Sparring-Kämpfen.
In seiner Eigenschaft als Bezirkssportwart nutzte Bales den Rahmen der Meisterschaft, um verdiente Funktionäre auszuzeichnen. Er verlieh dem langjährigen Kampfrichter Richard Hilgert vom KSV Kitzingen die Ehrennadel in Silber des Bayerischen Amateurboxverbandes (BABV) in Silber für sein Engagement zur Förderung und Erhalt des olympischen Boxsports in Unterfranken. Die BABV-Nadel in Gold für ihr Engagement um den Amateurboxsport durften zudem Adi Karl von den Würzburger Kickers und der Gunzenhausener Ralf Markert entgegen nehmen.
Technisch überzeugender Elias Paul
Den einzigen Nordbayern-Titel für den TSV Bad Kissingen holte Elias Paul im Jugendweltergewicht (bis 65 Kilogramm). „Er hatte technisch ein paar Fehler, hat aber kämpferisch überzeugt“, konstatierte sein Trainer Edgar Feuchter. Der 13-jährige Kämpfer bot seinem Gegner Paroli, musste sich in der zweiten Runde anzählen lassen und ließ sich trotz blutender Nase nicht ins Boxhorn jagen. „Elias hat es versäumt, auch in der Rückwärtsbewegung zu kämpfen“, meinte Edgar Feuchter, dem Pauls unbändiger Kampfgeist imponierte. Die Punktrichter honorierten Pauls furchtlosen Auftritt und werteten einen Punktsieg für den Bad Kissinger, der seinen Pokal aus den Händen von Landesjugendwart Gerhard Winnerl und dem stellvertretenden Landessportwart Alfred Hörauf entgegennahm. Zuvor hatte Elias Paul im Halbfinale den Burglengenfelder Peter Sidorenko bezwungen.
Der dritte Saalestädter, Elis Leifels, wurde in seinem Halbfinalkampf gegen den Nürnberger Maximilian Koch für seine Aktivität als Punktsieger belohnt, im Finale musste er sich aber dem Amberger Eric Popp beugen.
Hagel von Kopf- und Körper-Treffern
Ali Akarsu Özdem von Türkyemspor Schweinfurt machte in seinem Mittelgewichtskampf gegen den Neumarkter Andre Dassi nach Meinung seines Trainers Alex Krug alles richtig und siegte nach einem Hagel von Kopf- und Körper-Treffern in der dritten Runde. Sein Vereinskollege Emrecan Isik bezwang den Weißenburger Marvin Kammel im Finale des Halbweltergewichts und durfte sich über den Titel freuen. Der weitere Türkyemspor-Kämpfer Justin Airich bahnte sich seinen Weg ins Finale seiner Gewichtsklasse durch den Halbfinalsieg über den Nürnberger Dennis Susin. Als es um den Titel ging, fand er aber in Nikita Bronik vom SC Nürnberg seinen Meister.
Einen weiteren Titel nach Unterfranken holte Alexander Olenberg vom Kraftwerk Schweinfurt, der sich den Titel durch seinen Finalsieg über Andreas Lahse vom BC Weißenburg sicherte. Damit hat Unterfranken mehrere Eisen im Feuer bei den Landesmeisterschaften am 21. und 22. März in Straubing.
Vom KSV Kitzingen war Arthur Pabst im Papiergewicht am Start. Obwohl er seinen vierten Kampf bestritt und sein Gegner Rafael Gabrielyan aus Nürnberg erst einen Kampf auf seinem Konto hatte, war der elfjährige Kitzinger nur eine von drei Runden ebenbürtig und unterlag nach Punkten.
Hohes Niveau bei Einlagekämpfen
In den Einlagekämpfen boxte der Bad Kissinger Mohammad Shadab gegen Raffael Rogers aus Bad Windsheim. Shadab boxte von Anfang an technisch auf höchstem Niveau und ließ dem Gegner kaum eine Chance, ihn zu treffen, wich jedem Angriff aus und konterte sofort, um am Ende deutlich zu gewinnen. Der weitere Bad Kissinger Florian Säwert sah sich Jefferson Wycisk von den Würzburger Kickers gegenüber, wobei Säwert auf Revanche sann Säwert ging von Anfang an beherzt auf seinen Gegner zu und dominierte alle Runden besonders mit der schnellen exakten Linken zum Punktsieg. Im letzten Kampf des Tages kam es zum vereinsinternen Duell zwischen den WVV-Boxern Jürgen Heidel und Majid Sayade Abdi. Die Superschwergewichtler gingen gleich zur Sache und bekamen vom fachkundigen Publikum über drei Runden viel Applaus.
Online-Tipp: Die gesamten Ergebnisse sind auf der Internetseite. www.boxen-babv.de zu finden.