Es ist ein Puzzle, das die Würzburger Kickers alljährlich neu zusammensetzen müssen. Seit die Rothosen nun im bundesweiten Profifußball unterwegs sind, war es jeden Sommer das Gleiche: der Umbruch ist für Klubs in dieser Preisklasse ein Dauerzustand. Seit 2014, als mit Trainer Bernd Hollerbach - damals noch in der Regionalliga - das Profitum in Würzburg Einzug hielt, gab es in jedem Jahr eine zweistellige Zahl an Zu- und Abgängen. Auch diesmal wird der Kader sein Gesicht verändern.
Kickers-Trainer Michael Schiele und Felix Magath, Fußball-Chef bei Investor Flyeralarm, suchen dieser Tage zusammen nach dem richtigen Kader-Mix für den Zweitliga-Aufsteiger. In der Öffentlichkeit hält sich der Klub mit Aussagen zu Personalien wie üblich zurück. Ein Blick auf den Kader zeigt aber, wo sich Lücken auftun und wen die Kickers womöglich ziehen lassen müssen.
Tor
Sowohl der Würzburger Keeper Nummer eins, Vincent Müller, als auch sein Vertreter Eric Verstappen besitzen noch einen Vertrag bis 2021. Das freilich soll nicht heißen, dass die Kickers mit dem Duo in die Zweitliga-Saison starten. Ein erfahrener Keeper steht auf der Kickers-Wunschliste. Und der könnte dem 19-jährigen Müller, der Verstappen im vergangenen Herbst als Stammkeeper ablöste, den Status als Nummer eins durchaus streitig machen. Die Statistik der abgelaufenen Saison dürfte den Kickers-Verantwortlichen zu denken geben: Geht es nach abgewehrten Schüssen, liegt Verstappen mit 2,71 Schüssen pro Spiel auf Rang 27 unter 30 eingesetzten Drittliga-Torhütern. Müller (2,41 abgewehrte Bälle pro Spiel) folgt gar erst auf Platz 29.
Abwehr
Mit Sebastian Schuppan (33) ist der Stabilisator der Innenverteidigung in den Fußball-Ruhestand gegangen. Daniel Hägele (31) ist noch bis 2021 an den Verein gebunden. Der ausgelaufene Vertrag von Hendrik Hansen war mit einer Option für eine weitere Spielzeit ausgestattet und dürfte sich nach seinen guten Leistungen nach der Corona-Zwangspause verlängert haben. Mit Tobias Kraulich ist der erste und bislang einzige öffentlich bekannt gemachte Neuzugang ein Mann für die linke Innenverteidigerposition.
Was ihm, genauso wie Hansen und Hägele, fehlt, ist Zweitliga-Erfahrung. Auf der rechten Außenverteidigerposition hatte Schiele zuletzt die Wahl zwischen Frank Ronstadt und Luke Hemmerich (beide Vertrag bis 2021). Beide könnten eine Zweitliga-Bewährungschance bekommen. Auf links war indes zuletzt Leroy Kwadwo gesetzt. Auch sein ausgelaufener Kontrakt hatte eine Verlängerungsoption. Robert Herrmann, ursprünglich als Linksverteidiger verpflichtet, erwies sich dann aber in offensiverer Rolle als deutlich effizienter. Neun Torvorlagen und drei Treffer, so lautet die Top-Bilanz des Leihspielers von Erzgebige Aue (Vertrag dort bis 2021).
Ob die Kickers den Leihspieler verpflichten können? "Er hat in diesem einen Jahr eine tolle Entwicklung genommen, hat sich bei den Kickers festgespielt und einen wichtigen Beitrag zum Aufstieg geleistet. Das war genau das, was wir wollten", sagte Aue-Geschäftsführer Michael Voigt der "Morgenpost". Auf jeden Fall wird Herrmann wohl erst einmal in Aue vorspielen, ehe über seine Zukunft entschieden werden wird. Womöglich werden die Kickers sich da schon nach einer anderen Lösung umschauen. Ähnliches gilt für Innenverteidiger Jonas David, der nach dem Saison-Neustart aus Verletzungsgründen nicht mehr zum Einsatz kam, nun aber beim Liga-Rivalen Hamburger SV einen Vier-Jahres-Vertrag unterzeichnet hat.
Mittelfeld
Bereits länger Nägel mit Köpfen gemacht haben die Kickers im Fall von Patrick Sontheimer. Der zentrale Mittelfeld-Mann, der erst in dieser Saison mit seinen ersten vier Profi-Treffern seine Torgefahr entdeckt hat, steht, nachdem er anderthalb Jahre von Zweitligist Greuther Fürth ausgeliehen war, nun fix im Kickers-Kader.
Ansonsten bleiben im Mittelfeld viele Fragezeichen. Leihspieler Simon Rhein steht vor einer Rückkehr zum 1. FC Nürnberg. Zumal beim fränkischen Zweitliga-Rivalen wohl eine Planstelle im zentralen Mittelfeld frei sein wird. Mit Dave Gnaase scheint auch ein anderer Akteur vor dem Absprung zu stehen. Dass sein Name derzeit immer wieder im Zusammenhang mit anderen Zweitligisten auftaucht, dürfte kein Zufall sein. Schließlich hat Gnaases Berater schon einmal laut über einen möglichen Wechsel nachgedacht. Und die Kickers werden, so scheint es derzeit, auch nicht an die Schmerzgrenze gehen, um ihn zu halten.
Anders sieht die Sache bei Fabio Kaufmann aus. Auch der Vertrag des Flügelflitzers ist ausgelaufen. Mit 14 Toren und zwölf Torvorlagen hat der 27-Jährige auch das Interesse anderer Klubs erweckt. Zuletzt schrieb die "Bild" über eine Anfrage von Fortuna Düsseldorf. Für den Publikumsliebling würden die Kickers gewiss auch eine deutliche Gehaltsaufhübschung möglich machen. Ob das freilich reicht, Kaufmann zum Bleiben zu bewegen?
Bleibt neben Sontheimer nur noch Niklas Hoffmann als sichere Größe für die kommende Spielzeit. Aber der Winter-Neuzugang vom FC St. Pauli hat sich im Saisonendspurt eine Bandscheibenverletzung zugezogen. Wie fit er in die Vorbereitung geht, bleibt also abzuwarten.
Sturm
Ein Goalgetter steht wohl nicht nur in Würzburg auf der Wunschliste. Stürmer, die Tore garantieren, sind selten. Derzeit dürfte nach dem starken Saisonendspurt Luca Pfeiffer einen Stein im Brett bei den Kickers haben. Ob der erfolgreichste Kickers-Torschütze der vergangenen Spielzeit (15 Treffer) auch in der Zweiten Liga für Torgefahr sorgen kann? Vor etwas mehr als einem Jahr war der 23-Jährige beim VfL Osnabrück in der Dritten Liga noch Teilzeitkraft. Immerhin hat er genauso wie seine Sturmkollegen Dominic Baumann, Maximilian Breunig und Saliou Sané noch einen Vertrag bis 2021. Ob Magath und Schiele die Sturmstärke für ausreichend erachten, bleibt freilich abzuwarten.
Ich denke man braucht kein Hellseher zu sein um vorher zusagen, dass der 3. Liga-Kader für die 2. Liga zu schwach ist. Es sollte mit diesem Etat möglich sein einen Fabio Kaufmann zu halten und noch 6 gute Spieler mit 2. Liga-Niveau zu holen.
Zur Info: Durchschnittsgehalt 3. Liga = 120.000 Euro | Durchschnittsgehalt 2. Liga = 450.000 Euro.