Auf dem Bolzplatz gilt: Der Schlechteste muss ins Tor. Beim FC Kirchheim in der Kreisklasse Würzburg 1 waren sie in dieser Saison schon froh, wenn sie überhaupt mal einen hatten, der sich ins Tor gestellt hat. Ist schließlich nicht Bolzplatz.
Was dazu führte, wie Vereinschronist Rainer Herold aufzeichnete, dass die Kirchheimer in 26 Spielen stolze neun Torhüter einsetzten. Sechs davon hatten ihr Hand(schuh)werk tatsächlich gelernt, drei aber kamen eigentlich aus dem Feld. Also doch ein bisschen Bolzplatz.
Dass die Kirchheimer, zwischen 1997 und 2011 durchgehend in der Bezirksliga und in der 2012 aufgelösten Bezirksoberliga vertreten und in den 1970er-Jahren sogar in der damals viertklassigen Landesliga unterwegs, diese Kreisklassen-Saison als Siebter beendeten, darf angesichts der ständigen Wechsel zwischen den Pfosten durchaus ein Erfolg genannt werden.
Stammtorhüter muss in der Vorrunde arbeitsbedingt mehrmals passen
Elf der 26 Spiele bestritt für die Rot-Schwarzen freilich ihr Stammtorhüter Carlo Köhler. Der 19-Jährige rückte vor der Saison offiziell aus dem Nachwuchs, den der FCK mit Gaubüttelbrunn und Giebelstadt in einer Spielgemeinschaft organisiert, in den Erwachsenenbereich auf, hütete aber auch in der vorherigen Runde öfter den Kirchheimer Kasten.
Köhler arbeitet in der Pflege und muss deshalb auch sonntags ran, was sich das ein oder andere Mal mit den Spieltagen in der Kreisklasse überschnitt. Gut also, dass mit Julien Bobineau, Philipp Breier und Alexander Heuten gleich drei weitere Torhüter im Kirchheimer Kader stehen. Was trotzdem nicht genug waren.
So stellten sich notgedrungen nicht nur die Feldspieler Florian Bayer, Sebastian Dürr, Daniel Ecker und Alexander Hofmann zwischen die Pfosten, auch Thomas Schmitt zog seine an den Nagel gehängten Handschuhe wieder an und kehrte aushilfsweise ins Tor zurück.
Vor allem in der Vorrunde wechselten die Torhüter häufig. Die Kirchheimer hielten aber dicht, um den Gegnern den wunden Punkt nicht preiszugeben. "Urlaub, Verletzte, Arbeit – es war eigentlich jede Woche was anderes. Da hat uns wohl auch den einen oder anderen Punkt gekostet", sagt Sebastian Wolf. Aber nicht, weil die aufgebotenen Torhüter nicht gehalten hätten, sondern weil die Sicherheit im Abwehrverbund gefehlt habe.
Mehr Konstanz und bessere Ergebnisse bei Kirchheim in der Rückrunde
In der Rückrunde hatten die Kirchheimer mehr Konstanz auf ihrer neuralgischen Position, auch weil Carlo Köhler öfter zur Verfügung stand. "Dann kamen wir mit drei gelernten Torhütern aus", fasst Wolf zusammen. Das übertrug sich auch auf die Ergebnisse: Von seinen letzten sieben Partien gewann der FCK sechs und blieb dabei fünfmal ohne Gegentor. Mit Köhler (viermal) konnten sich im Lauf der Runde auch die Routiniers Bobineau und Schmitt über ein Zu-null-Ergebnis freuen.
Allerdings hatten die Kirchheimer auch in der Winterpause auf ihre Torhüter-Not reagiert und mit Daniel Preuss einen zusätzlichen Torwart bekommen. Aber auch er fiel zunächst aus und soll nun zur neuen Runde zur Verfügung stehen.
Einer fehlt Kirchheimer Torhüter-Parade: Spielertrainer Sebastian Wolf. "Ich kann meiner Mannschaft im Feld wohl mehr helfen", sagt er, warum er nicht ins Tor gegangen sei. Ist ja nicht der Bolzplatz.
