Mittwochabend, kurz nach 18.30 Uhr: Trotz nasskalten Wetters und ungemütlichen Temperaturen um acht Grad kann Martin Hanselmann den Trainingsbeginn kaum erwarten. „Es macht mir hier echt Spaß“, erzählt der 52-Jährige und strahlt über's ganze Gesicht, „wir haben eine junge Truppe. Alle Spieler ziehen richtig gut mit.“ Man merkt: Hanselmann, der seit diesem Jahr die sportlichen Geschicke des American-Football-Klubs Würzburg Panthers leitet, der in der Bayernliga antritt, ist in seinem Element.
Und das, obwohl der langjährige Quarterback zuletzt den Football-Erstligisten Cologne Falcons und zuvor auch schon mal die deutsche American-Football-Nationalmannschaft trainiert hat, mit der er 2001 sogar Europameister wurde.
Trotz seiner beachtlichen Erfolge ist der gebürtige Rothenburger immer auf dem Boden geblieben.
„Mir geht's hier vor allem um das Coaching“, so Hanselmann, „natürlich ist das Ganze mit einer großen Umstellung verbunden: Beim Bundesligisten liegen alle Trainings-Utensilien parat, hier muss man ein bisschen mehr organisieren.“ Doch das macht dem A-Lizenzinhaber, der seit über 20 Jahren für die Trainerausbildung in Bayern zuständig ist, offenbar nichts aus.
Dass der damalige Panthers-Assistenztrainer Markus Wehnert Hanselmann nach seiner Zeit in Köln anbot, mal in Würzburg vorbeizuschauen, erwies sich für beide Seiten als Glücksfall. „Ich wusste, dass Würzburg Potenzial hat. Deswegen bin ich einfach mal vorbeigeschneit, und so hat sich das mit der Zeit ergeben“, erzählt Hanselmann rückblickend.
Mit der Zeit wuchs auch das Team, das der Ex-Bundesliga-Coach von seinem ehemaligen Mitspieler Mark Herrick übernahm, über sich hinaus. „Als Martin das erste Mal zugeschaut hat, haben wir verloren. Das erste Spiel von ihm als Headcoach ging ebenfalls verloren.
Doch dann hat das Team alle folgenden Spiele gewonnen, sodass am Ende der dritte Platz in der Bayernliga zu Buche stand, was für uns als Aufsteiger schon eine richtig tolle Leistung war“, resümiert Defensive-Line-Trainer Christian Speyer zufrieden.
„Dass Martin hierher gekommen ist, hat sich für die Spieler als Segen entpuppt. Es läuft hier nun wesentlich strukturierter ab, die Jungs können sich voll auf das Spiel konzentrieren und wissen ganz genau, was ihre Aufgabe ist. Das spiegelt sich auch in ihren Leistungen wider“, führt Johannes Brandt aus. Den 29-jährigen Center freut es, dass mittlerweile im Durchschnitt 40 Spieler bei den Trainingseinheiten sind.
Die Tatsache, dass Hanselmann den Panthers neuen Schwung gebracht hat, hat auch eine Kehrseite: Das Trainingsgelände der Freien Turnerschaft in der Mergentheimer Straße wird dadurch nicht unwesentlich in Mitleidenschaft gezogen. „Das ist für uns aber kein neues Thema“, relativiert der zweite FT-Vorsitzende Gerald Fuchs, „die Footballer sind ja schon seit 2010 bei uns. Da wir mit American Football, Lacrosse und Fußball drei Abteilungen haben, die auf Rasen spielen, lässt sich die Abnutzung nicht verhindern. Trotzdem wollen wir sie natürlich so gering wie möglich halten.“
Deswegen liebäugeln die Panthers mit einem Umzug in die Leighton-Barracks, in denen aber erst einmal die Landesgartenschau 2018 stattfinden wird. „Diesbezüglich muss man ohnehin noch die weitere Entwicklung abwarten. Das ist vorerst nur Zukunftsmusik“, sagt Cheftrainer Hanselmann. Er legt den Fokus lieber auf die nächste Bayernliga-Saison, auch wenn sie noch weit weg ist (sie beginnt im April des kommenden Jahres): „Natürlich wollen wir jedes Spiel gewinnen“, meint der Ex-Trainer der Franken Knights lächelnd, „aber der Aufstieg ist kein Muss. Ein solcher Druck ist fehl am Platz.“
Vielmehr hat es sich Hanselmann zur Aufgabe gemacht, den Sport zu etablieren, Integrationsarbeit zu betreiben sowie Trainer und Spieler weiterzubringen. „Das muss Hand in Hand laufen, die Strukturen müssen mitwachsen“, erklärt Fuchs, „die Footballer sind für uns eminent wichtig, da sie neben Taekwondo die einzige Abteilung mit Jugendarbeit sind.“
„Durch dieses Programm möchten wir die Sportszene der Stadt weiter bereichern und unseren Fans schöne Events bieten“, sagt Panthers-Pressesprecher Brandt. „Ich bin sicher, dass dieses Vorhaben gelingen kann. Wir befinden uns auf einer Wellenlänge und arbeiten gemeinsam für den Erfolg.“