
Der nächste Schritt in Richtung zweite Gruppenphase ist gemacht. Durch den ersten Heimsieg im Europe-Cup-Wettbewerb, einem 91:82 (33:41) über CSM Oradea, hat Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg seine Chancen weiter verbessert, auf internationalen Parkett überwintern zu können und die Tabellenspitze in der Gruppe A verteidigt. Nun fehlt den Würzburgern in den Partien in Sakarya und gegen Leiden noch ein Sieg, um in die zweite Gruppenphase einzuziehen.
Der vierte Pflichtspielerfolg in Serie der Schützlinge von Trainer Denis Wucherer stand lange Zeit auf der Kippe, und erst, als die Baskets ihren „Rhythmus in der Offensive“ gefunden“ (Wucherer) und eine ordentliche Leistungssteigerung nach der Pause aufs Parkett gelegt hatten, konnte er auch eingetütet werden gegen den rumänischen Titelträger, der seit Saisonbeginn noch keines seiner Auswärtsspiele gewinnen konnte.
Kunststückchen beim Einwerfen
Wucherer verzichtete wegen der Ausländerregelung im Europe Cup diesmal auf Cameron Wells. Seinen leicht an der Hüfte lädierten Aufbauspieler schonte der Trainer für die Bundesliga-Heimpartie am Samstag (20.30 Uhr) gegen die Löwen aus Braunschweig, in dem er mehr gebraucht werde, wie Wucherer bereits vor der Partie angekündigt hatte.
Beim Einwerfen war den Gästen aus dem Nordwesten Rumäniens das Kunststückchen gelungen, sogar drei Bälle gleichzeitig so in den Korb zu bugsieren, dass sie sich gegenseitig blockierten und nicht durchs Netz fielen, ehe der einst in Bayreuther Diensten stehende Marcus Ginyard die Blockade löste. Die Szene könnte gut als Zeichen durchgehen, zumindest fürs erste Viertel.
Rumänischer Korb wie vernagelt
Vor – laut Vereinsangaben – 1250 Zuschauern schien vor allem in den ersten zehn Minuten der rumänische Korb wie vernagelt. „Der Ball wollte einfach nicht rein, das passiert manchmal“, sagte Wucherer. Durch den Verzicht auf Wells, schickte er erneut eine veränderte Startformation aufs Parkett: Gabriel Olaseni , Jordan Hulls, Xavier Cooks, Skyler Bowlin und Perry Ellis benötigten vier Angriffe und gut zwei Minuten, ehe Olaseni aus der Halbdistanz die ersten Punkte für die Gastgeber machte – aber das sollte es dann auch erst einmal gewesen sein mit der offensiven Baskets-Herrlichkeit. Nach fünfeinhalb Minuten und einem 9:0-Lauf lagen die Gäste gleich mal mit 11:2 vorne – und Wucherer nahm die erste Auszeit.
Helfen sollte sie allerdings nicht. Zwar kassierten die Baskets lediglich 15 Zähler im ersten Viertel – sie erzielten allerdings auch gerade einmal sechs (!). Diese miserable Quote sollten die Würzburger dann aber in den folgenden Vierteln dramatisch verbessern, in denen sie 27, 28 und 30 Punkte warfen – also 85 Zähler in 30 Minuten! „Wenn wir so ins Rollen kommen, kann das nicht nur erfolgreich sein, sondern sieht auch noch gut aus“, analysierte Wucherer treffend.
Entscheidend verringern konnten die Baskets ihren Rückstand aus dem ersten Viertel bis zur Pause allerdings erst mal nicht. Angeführt von ihrem Treffsichersten, dem US-Amerikaner Kirstopher Richard, der in der vergangenen Bundesligasaison noch mit Tübingen zu Gast in Würzburg und mit insgesamt 24 Punkten Topscorer der Partie gewesen war, blieben die Gäste relativ stabil und in Führung, weshalb es mit einem 33:41 in die Kabinen ging. Dort durften sich die Baskets sicher einiges anhören von Wucherer.
Reaktion nach der Kabinenpredigt
Die Kabinenpredigt sollte helfen. Das erste Aufholen der Würzburger innerhalb der ersten beiden Minuten der zweiten Hälfte und die Verkürzung des Rückstands auf zwei Zähler (39:41) konterten die Gäste noch mit einem 7:0-Lauf, dann aber legten die Baskets nach, wobei sich vor allem Hulls und Florian Koch aus der Distanz hervortaten, und gingen mit einer 61:59-Führung in den Schlussabschnitt.
Wer freilich dachte, der Wille der Gäste sei damit gebrochen, sah sich getäuscht. Bis zur letzten Minute hielten sie in diesem dann sehr munteren Spielchen mit hohem Unterhaltungswert dagegen. Mehr als sechs Zähler (80:74, gut drei Minuten vor Schluss) konnten sich die Baskets erst mal nicht absetzen – erst 65 Sekunden vor Ende machte Perry Ellis mit seinem Dreier zum 86:77 den Deckel drauf auf die Begegnung. „Bei uns muss der Ball durch viele Hände gehen, weil wir genug Jungs haben, die werfen können“, sagte Wucherer. Am Mittwoch tat sich dabei neben Ellis (20 Punkte) vor allem Hulls hervor, der acht seiner zehn Versuche aus dem Feld versenkte und mit 23 Zählern zum „wertvollsten Spieler“ der Begegnung gekürt wurde.
Die Statistik des Spiels
Würzburg: Olaseni 6, Hulls 23, Buck, Richter, Cooks 6, Loncar 10, Bowlin 6, Albus, Koch 11, Ellis 20, Lösing 9
Oradea (beste Werfer): Richard 24, Valeika 14, Ginyard 13, Pasalic 11.
Rebounds: 30 - 31.
Treffer aus dem Feld: 31/56 (55 %) - 33/67 (49 Prozent).
Freiwürfe: 19/22 (86 %) - 4/6 (67 %).