Die Würzburgerin Sarah Karollus ist im Oktober beim Ironman Hawaii mit einer Zeit von 10:04:11 Stunden als Zweite in ihrer Altersklasse 18 bis 24 Jahre ins Ziel gekommen: Vize-Weltmeisterin, ein Erfolg, der ihr bewies, dass sie mit ihrer Entscheidung, sich als Profi-Triathletin zu versuchen, richtig lag. Wenige Tage vor ihrem Start in Hawaii hatte sich die 24-Jährige dazu entschieden.
Nachdem Karollus ihre Physik-Masterarbeit Ende Juni abgegeben hatte, standen ihr beruflich viele Türen offen. Die Entscheidung, welche Richtung sie letztlich einschlagen werde, habe sie "ein bisschen vor sich her geschoben". Ein halbes Jahr lang habe sie "den Profi-Triathleten-Lifestyle" ausprobieren können: Da sie sich im vergangenen Jahr im französischen Vichy für Hawaii qualifiziert hatte und sie dort starten wollte, wäre es nicht günstig gewesen, zuvor einen neuen Job anzutreten. Schließlich sei sie "den ganzen Oktober nicht zu Hause" gewesen.
Eine schwierige Entscheidung: Profi-Sport oder Berufseinstieg
Den Sommer über habe sie sich deshalb auf ihr Training und die Vorbereitung für die Triathlon-Weltmeisterschaften auf der Pazifikinsel konzentriert. "Das hat mich schon mehr in die Richtung geschoben, es als Profi-Triathletin zu versuchen", sagte sie im Podcast "Klartext Triathlon" von Alexander Feldhaus, der als gebürtiger Würzburger früher auch für den SV Würzburg 05 startete; inzwischen lebt und arbeitet er in München.
Sie gibt offen zu: "Im Job, gerade in meinem Bereich, weißt du, dass du was Festes hast." Als Profi-Sportlerin brauche sie aber Sponsoren und Erfolge: "Ansonsten hast du nix." Deshalb habe sie sich die Frage gestellt: "Reichen meine Leistungen für den Profi-Sport aus? Oder möchte ich ins Arbeitsleben einsteigen? Auch da stehen meine Chancen ja nicht so schlecht."
Karollus musste sich entscheiden zwischen ihrer Leidenschaft, möglicherweise verbunden mit einem späteren und dadurch schwierigeren Einstieg im Beruf, oder dem sichereren Weg, als Mittzwanzigerin direkt in den Job zu gehen. Dies sei "richtig, richtig schwer" gewesen. Kurz vor ihrem Hawaii-Start traf sie die wegweisende Entscheidung und beantragte die Profi-Lizenz, die die Deutsche Triathlon-Union Elitepass nennt.
Was sich für Sarah Karollus als Triathlon-Profi so alles ändert
Für den Antrag, der jedes Jahr im Oktober neu gestellt werden muss, ist auch eine sportärztliche Untersuchung notwendig. Der Elitepass wiederum ist Voraussetzung, um bei Ironman- und Challenge-Wettbewerben in der Profi-Kategorie starten zu können. Was einem aber auch blüht: Die Nationale Anti-Doping Agentur kann sich jederzeit für eine Kontrolle ankündigen.
Als Profi-Triathletin ändern sich für sie auch die Wettkampfbedingungen. Dazu gehört zum Beispiel die Startposition: Die Profis starten zuerst, erst danach gehen die Altersklassen ins Rennen. Das kann beim Schwimmen ein Vorteil sein, denn eine schnellere Schwimmerin wird nicht dadurch ausgebremst, dass sie erst viele Konkurrentinnen überholen muss.
"Ich werde im nächsten Jahr als Profi-Triathletin reinschnuppern und sehen, ob ich Chancen habe und wie es mir gefällt", sagt die 24-Jährige, die nach ihrem Abitur "so in den Triathlon gerutscht" sei. In und um Würzburg habe sie ("Ich bin hier aufgewachsen, zur Schule gegangen und habe hier studiert") jedenfalls "perfekte Trainingsbedingungen". Was ihr bisher noch fehlt, sind Sponsoren: "Da bin ich über jede Unterstützung sehr dankbar", hofft sie.
Die Physikerin braucht "auch ein bisschen was für den Kopf"
Während der Vorbereitung auf die WM hatte Karollus mit Laura Zimmermann, die in Hawaii Platz 22 belegte, einen bereits erfahrenen Profi an ihrer Seite. Beide trainieren beim SV 05 auch zusammen. "Sie hat mir viele Tipps für die Zukunft gegeben", sagt Karollus. Bis jetzt habe sich zwar "noch nicht so viel geändert", außer dass sie Prioritäten nun anders setze.
"Ein bisschen was für den Kopf brauche ich aber auch", gesteht sie. Deswegen schaue sich die diplomierte Physikerin parallel auch nach einem Teilzeitjob um. "Das heißt auch, dass ich nach Sport und Beruf recht viel hinten anstellen muss, was beispielsweise Familie und Freunde angeht", ist sie sich bewusst, zeitlich demnächst eingeschränkter zu sein.
Ihr ereignisreiches Jahr ausklingen ließ Sarah Karollus bereits mit ein paar ruhigeren Wochen direkt nach Hawaii. Ab Dezember richtet sie den Fokus mit ihrem Training aber schon wieder auf ihr bevorstehendes Profi-Jahr. Nach Carolin Lehrieder und Laura Zimmermann ist Sarah Karollus dann die dritte aktive Profi-Triathletin beim SV Würzburg 05.