Als Trainer Holger Seitz die Niederlage der zweiten Mannschaft des FC Bayern München bei den Würzburger Kickers erklären musste, kam er schnell zu den grundsätzlichen Dingen, die ein Fußballspiel ausmachen. Die Spielanlage habe bei seinem Team ja gepasst, aber im Fußball gehe es nun mal darum, das eigene Tor zu verteidigen – und in den gegnerischen Kasten zu treffen und in diesen Disziplinen hatten die Kickers Seitz jungem Team an diesem Nachmittag Nachhilfe erteilt.
"Wir können auch mal dreckig gewinnen", sagte Kapitän Peter Kurzweg nach dem 2:0-Erfolg auf dem Weg in die Kabine freudestrahlend. Ob man es nun "dreckig" nennt oder wie Kickers-Rechtsverteidiger Fabrice Montcheu davon spricht, "dass wir vielleicht einmal ein bisschen ekliger spielen". Unterm Strich bleibt das Fazit: es soll keinen Spaß machen, am Dallenberg zu spielen – zumindest den Gegnern nicht. Dabei sorgten am Samstag 4152 Zuschauerinnen und Zuschauer für eine in der Regionalliga Bayern nicht alltägliche Atmosphäre.
Dabei habe sein eigenes Team auch erst einmal lernen müssen zu leiden, erklärt Kickers-Trainer Marco Wildersinn. Den Kickers, die in der vergangenen Saison so manches Offensiv-Feuerwerk abbrannten, falle es nicht leicht, dem Gegner auch einmal den Ball zu überlassen, sich darauf zu besinnen, die Kreise des Gegners einzuschränken. Die Kickers mussten lernen ihre eigene Ungeduld zu zügeln, nicht immer sofort den Ball haben zu wollen.
Das Resultat: "Es ist sehr schwer, uns zu schlagen", stellt Kickers-Akteur Thomas Haas fest. Es ist offenbar sogar sehr schwer, überhaupt ein Tor gegen diese Rothosen zu erzielen, die nach vier Pflichtspielen noch immer ohne Gegentreffer dastehen. Die Bayern hatten trotz viel Ballbesitz in der zweiten Halbzeit keine echte Chance. Weniger Spektakel, mehr Stabilität, so scheint nun die Prämisse zu lauten. "Wir haben letzte Saison viele unnötige Tore kassiert", erinnert sich Kickers-Linksverteidiger Dardan Karimani: "Wir wussten, dass wir da eine Baustelle haben. Letzte Saison haben wir sehr unbeschwert nach vorne gespielt, aber auch den ein oder anderen Konter bekommen. Heute wirkt unser Spiel viel reifer."
Denn vorne sind die Kickers, dank der Klasse ihrer Akteure, immer wieder für ein Tor gut. Das gilt auch für Saliou Sané, der mit dem 2:0 sein erstes Saisontor erzielte. "Ich hoffe, dass er damit noch Sicherheit gewinnt", sagt Wildersinn. Überhaupt scheint in der gegen die Bayern so kühl und berechnend agierenden Mannschaft durchaus noch Offensiv-Potenzial zu schlummern. So durfte Ivan Franjic zwar nach überstandener Knie-Blessur wie schon beim Pokal-Sieg in Hahnbach (4:0) erneut vom Start weg ran. Aber dem Freigeist im Kickers-Team fehlt noch spürbar "der Rhythmus", wie Wildersinn feststellt. Trotzdem sei Franjic eben immer "ein belebendes Element" für das Spiel seines Teams.
Zwar ist der Kickers-Kader numerisch noch nicht komplett, hoffen die Kickers-Verantwortlichen bis zum Transferschluss Ende des Monats noch ein, zwei Neuzugänge an Land zu ziehen, trotzdem fällt schon jetzt auf, wie ausgeglichen das Team inzwischen besetzt ist. Die Auswechslungen brachten keinerlei Bruch im Spiel. Auch das war in der vergangenen Saison nicht immer so gewesen.