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HANDBALL: ZWEITE BUNDESLIGA
Mit neuem Selbstvertrauen zu neuen Siegen
Der derzeit stark aufspielende Patrick Schmidt sagte nach dem Sieg der Rimpar Wölfe beim Tusem Essen: „Ich bin stolz, zu dieser Mannschaft zu gehören und wie wir hier aufgetreten sind.“
Foto: Michael Gohl | Der derzeit stark aufspielende Patrick Schmidt sagte nach dem Sieg der Rimpar Wölfe beim Tusem Essen: „Ich bin stolz, zu dieser Mannschaft zu gehören und wie wir hier aufgetreten sind.“
Natalie Greß
 |  aktualisiert: 22.08.2022 16:41 Uhr

Dieses Bild haben die Fans von Handball-Zweitligist DJK Rimpar Wölfe in der vergangenen Runde nur einmal gesehen, diese Rufe nur einmal gehört: Ihre Spieler, wie sie sich nach dem Abpfiff jubelnd in die Arme rennen, einen Mannschaftskreis bilden und Ringelreihen tanzend „Auswärtssieg! Auswärtssieg! Auswärtssieg!“ skandieren. Nun, an diesem schönen Spätsommerfreitag Ende September, feiern die Anhänger den Anblick bereits zum zweiten Mal in der noch jungen neuen Saison. Rund 15 von ihnen sind angereist, aus Rimpar ins Ruhrgebiet, wo das Team von Trainer Matthias Obinger nach einer taktisch, kämpferisch und auch spielerisch größtenteils überzeugenden Leistung verdient mit 28:24 (16:11) gewinnt und das Revier im vierten Anlauf erstmals als Wolfsrevier markiert. „Auswärtssiege machen Spaß“, sagt Obinger nach dem Abpfiff in der Arena am Hallo und lächelt wie ein Schulbub, der seine Hausaufgaben zur vollsten Zufriedenheit des Lehrers erledigt hat und dafür mit Süßigkeiten belohnt wird.

Nach vier Spieltagen steht der Klub aus der kleinsten Zweitliga-Gemeinde der Republik mit 6:2 Punkten damit auf Platz fünf der Tabelle. Auch dieser Anblick ist für seine Fans lange her, sehr lange. Dafür mussten sie zuletzt die Abschlusstabelle der Saison 2014/15 rauskramen.

Matchpläne als Masterpläne

Doch nun, so wirkt es, sind die Wölfe reif, aus dem Mittelfeld der zurückliegenden Runde dauerhaft wieder dorthin vorzupirschen, wo sie am Ende der aktuellen gerne landen würden: auf einem einstelligen Rang. Gelänge es ihnen, die beiden folgenden Heimspiele gegen den TV Neuhausen (Mittwoch, 5. Oktober) und den ASV Hamm-Westfalen (Samstag, 8. Oktober) ebenfalls siegreich zu gestalten, könnte man sogar von einem Senkrechtstart sprechen. Und direkt danach folgen zwei aussichtsreiche Aufeinandertreffen mit Aufsteigern, in Dessau und zu Hause gegen Leutershausen . . .

Der Schlüssel zum Erfolg liegt jedoch sicher nicht in zuckerwattigen Zukunftsträumereien, sondern in vernünftiger Vergangenheits- und akribischer Gegenwartsarbeit. Einiges hat sich in den letzten Monaten im Wolfsrevier zum Positiven verändert. Im Umfeld ist Ruhe eingekehrt, die Mannschaft kann sich auf den Handball konzentrieren. Das frische Blut hat dem Rudel gut getan, sportlich wie stimmungsmäßig. Obwohl die Neuen den internen Konkurrenzkampf verschärft haben, betonen die Spieler unabhängig voneinander immer wieder, dass sie sich untereinander blendend verstehen. Am Freitag in Essen wirkten sie wie ein Haufen Kumpels auf Klassenfahrt. Der derzeit stark aufspielende Patrick Schmidt sagt nach dem Spiel den schönen Satz: „Ich bin stolz, zu dieser Mannschaft zu gehören und wie wir hier aufgetreten sind. Das war richtig gut.“

Matthias Obinger profitiert indes von seinem ersten Jahr Zweitliga-Erfahrung. Er wirkt sehr sicher an der Seitenlinie, klar in der Kommunikation und entschlossen in der Haltung. „Ich will die Mannschaft zu erfolgreichem Handball führen“, hatte der 36-Jährige im Vorfeld als Ziel ausgegeben. Scheint, als wäre er auf einem guten Weg dorthin. Die Zusammenarbeit mit Rolf Brack, seinem früheren Mentor und dem neuen sportlichen Berater des Vereins, bei der Spieltagsvorbereitung ist offenbar auch gedeihlich. Bei allen drei Siegen bisher hatte Obinger sein Team taktisch ausgezeichnet eingestellt, waren die Match- auch die Masterpläne zum Erfolg.

Den aber vielleicht entscheidendsten Unterschied im Vergleich zur vergangenen Saison – neben dem bisherigen Verschontbleiben von Verletzungen – verdeutlichen zwei Szenen, die etwas mehr als ein halbes Jahr auseinanderliegen. Beide spielen auf der Margarethenhöhe, beide in Duellen des Tusem Essen gegen die Rimparer Wölfe.

Rückblick. Freitag, 26. Februar 2016. Die Schlussminute in der Arena am Hallo. Die Gastgeber führen mit 32:31. Sie sind in Unterzahl im Ballbesitz. Georg Pöhle sucht aus dem Rückraum die Entscheidung. Doch Konstantin Madert im Rimparer Tor pariert und verschafft den Grün-Weißen noch eine Chance zum Punktgewinn. Obinger nimmt die Auszeit. Noch 20 Sekunden sind auf der Uhr, als die Gäste mit Sechs gegen Fünf ihren letzten Angriff starten. Der angesetzte Spielzug funktioniert nicht, die Wölfe verkrampfen. Die Angst klebt ihnen sichtlich an den Pfoten. Ein letzter Freiwurf. Benedikt Brielmeier, davor schon zehnmal erfolgreich, läuft an, steigt hoch und zieht ab. Ein Aufsetzer ins linke Eck. Doch Tusem-Torwart Sebastian Bliß steht richtig – und hält. Und Obinger muss auf der Pressekonferenz wieder eine dieser knappen Niederlagen erklären, von denen es so viele gab. Er sagt, was er damals so oft sagt: „Das Glück haben wir zur Zeit einfach nicht gepachtet. In den entscheidenden Situationen hat uns wieder das Momentum gefehlt.“

Kühle Köpfe in hitzigen Phasen

Knapp sieben Monate später. Wieder ein Freitag. Diesmal der 23. September 2016. In der Arena am Hallo läuft die 49. Minute. Es steht 19:21, die Gastgeber haben nach fünf Treffern Rückstand zur Halbzeit aufgeholt und sind am Drücker. Der Essener Malte Seidel läuft im Gegenstoß allein auf das DJK-Tor zu und hat die Chance zum Anschluss in der Hand. Doch er scheitert an Max Brustmann. Im Gegenzug trifft Steffen Kaufmann zum 22:19. Der klug, temporeich und torhungrig Regie führende Benjamin Herth sowie Brielmeier erhöhen fix zum vornentscheidenden 25:20 (52.).

Die Wölfe haben erneut kühle Köpfe auf dem hitzigen Höhepunkt bewahrt. Wie schon zwei Wochen zuvor beim Auftaktsieg in Aue, als die Erzgebirgler bis auf ein Tor rangekommen waren, blieben die Rimparer cool, clever, abgeklärt. In der vergangenen Saison sind ihnen in vergleichbaren Situationen oft die Herzen in die Hosen gerutscht, und das kostete Punkte. In Essen haben sie die Reifeprüfung nun erneut bestanden. Ihr neues Selbstvertrauen, aufgebaut bereits während der vielversprechenden Vorbereitung, sichert ihnen Siege.

 
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