
Für ein ganz besonderes Bild, sagt Philipp Reinhard, müssen drei Dinge zusammenkommen: Zeitlosigkeit, Emotion und Geschichte. "Das sind Bilder, die schießt man ganz selten", sagt er, "und die sind auch nicht planbar".
Der 33-Jährige, der in Bretzingen bei Hardheim aufgewachsen und im Alter von zehn Jahren nach Bad Mergentheim im Main-Tauber-Kreis gezogen ist, aber auch viel in Berlin und Hotels auf der ganzen Welt wohnt, ist selbstständiger Fotograf und Filmemacher. Aktuell ist er mit der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, die an diesem Samstag im EM-Achtelfinale (21 Uhr) auf Dänemark trifft, im Team-Base-Camp im fränkischen Herzogenaurach.
Für Philipp Reinhard ist es das vierte Turnier mit dem DFB-Team
Die Stimmung sei sehr gut, sagt er: "Man merkt, dass das Team gut zusammengestellt ist und jeder mit dem anderen kann." Im DFB-Camp ist der Fotograf ein stiller Begleiter des Ganzen, ob im Fitnessraum oder auf dem Trainingsplatz. "Dort, wo die Mannschaft ist, da bin auch ich", sagt er.
Reinhard begleitet das Team seit 2017 in seinem nun vierten Turnier. Sein erstes Turnier mit der DFB-Elf: die WM 2018 in Russland, Aus in der Vorrunde. Bei der EM 2021 reichte es immerhin fürs Achtelfinale gegen England, 2022 in Katar folgte dann wieder das Vorrunden-Aus. "Dieses Mal wird es anders", sagt er schmunzelnd, "wir haben alle ein sehr gutes Gefühl bei Heim-EM".

Das Fotografieren wurde Reinhard sprichwörtlich in die Wiege gelegt. Seine Mutter habe schon immer fotografiert, erzählt er. Selbst angefangen hat er dann in der sechsten Klasse, nachdem er in der Schule mit Analogkameras in Kontakt gekommen war.
Reinhard kommt aus der Skateboard-Szene, hat in Magazinen Fotoreportagen zum Sport, der vielmehr ein Lebensstil ist, gesehen. "Überall, wo ich unterwegs war, habe ich Filme zum entwickeln gebracht", sagt Reinhard, der bis vor neun Jahren ausschließlich analog fotografiert hat. Zwischendurch habe er mehr gefilmt als fotografiert, "aber ich habe immer etwas gemacht, was Stimmungen und Emotionen aufzeichnet. Erinnerungen schafft."
Mit der Zeit folgten die ersten Praktika. In einer Werbeagentur, bei einer Skateboard-Filmproduktion. Nur mit dem Studium sollte es nicht hinhauen. In dieser Zeit, mit Anfang 20, hat Reinhard erste Erfahrungen mit der Selbstständigkeit gemacht, mit Aufträgen im Skateboard-Bereich. "Dann habe ich sieben Bewerbungen rausgeschickt. Zu Agenturen und Skateboard-Firmen." Es folgten sieben Zusagen.
Auch Konzerne und Vereine zählen zu den Auftraggebern
Reinhard ging zurück in eine Agentur, überlegte, ob er nicht für immer dort bleiben wolle. Er entschied sich anders, machte sich 2016 selbstständig. "Ich würde sagen, dass das die beste Entscheidung war, die ich hätte treffen können", betont er, "selbst wenn es nicht geklappt hätte".
Hat es aber. Zu Reinhards Auftraggebern zählen heute unter anderem der Deutsche Fußball-Bund (DFB), große Konzerne und Sportvereine. "Mit dem DFB ist es eine Langzeit-Zusammenarbeit", sagt er. Zu der sei er vor allem durch ganz viel proaktive Arbeit gekommen. Immer wieder Leute ansprechen, kennenlernen, E-Mails schreiben, sich mit Präsentationen vorstellen.
Einen Job als Teamfotograf habe man dann nicht von Zeit zu Zeit. "Der baut sich auf, durch Vertrauen und viele gute Gespräche." Wichtig sei das Vertrauen, Teamgefüge und Foto-Situationen zu antizipieren. "Es sind hier in Herzogenaurach extrem lange Tage", sagt Reinhard. "Die werden entweder mit ganz viel Euphorie belohnt oder tun extrem weh, wenn man ein Turnier mit einem Team verloren hat. Das schüttelt man nicht einfach von heute auf morgen ab."
Auch bei den Olympischen Spielen wird Philipp Reinhard im Einsatz sein
Wie weit es für die Nationalmannschaft – und damit auch für Philipp Reinhard – bei dieser Heim-EM geht, ist noch ungewiss. Der Fotograf weiß aber genau, wie es im Anschluss an das Turnier für ihn weitergehen wird: mit der nächsten Sport-Großveranstaltung. Für die deutsche Olympiamannschaft, das Team D, wird er als Teamfotograf, wie bereits in Tokio und Peking, die Olympischen Spiele in Paris fotografisch begleiten.
Ausstellungen mit Bildern von Philipp Reinhard über die deutsche Fußball-Nationalmannschaft laufen aktuell in Stuttgart (Leica Store) sowie in Wetzlar (Café Leitz).