Tennis
Regionalliga Süd-Ost Frauen
TC Weiß-Blau Würzburg – MBB SG Manching
(Sonntag, 11 Uhr, Anlage an der Mergentheimer Straße)
„In der Akademie nennen mich alle Thor“, verrät Noelia Bouzo Zanotti ihren Spitznamen und kann ein Lachen kaum unterdrücken. Ihre Kameradinnen in der spanischen „Pancho Alvarino Tennis Academy“ in Valencia setzen Bouzo mit dem wagemutigen und tapferen Krieger aus gleichnamigem Fantasyfilm gleich. Thor hat sich in Asgard, dem sagenumwobenen Königreich der Götter, einen Namen gemacht. Bouzo eben auf dem Tennisplatz, denn diese Bezeichnung kommt nicht von ungefähr. „Ich habe eine Menge Kraft in meinem Unterarm“, erklärt sie, „und ein sehr bewegliches Handgelenk“. Diese Stärken machen es für die Gegnerinnen schwer, Bouzos Schläge einzuschätzen.
Kein Wunder, dass die gebürtige Schweizerin, die wenige Monate alt mit ihren Eltern nach Spanien zog, auf den Unterarm das Wort „Confianza“ tätowiert hat, was auf deutsch „Vertrauen“ heißt. Vertrauen in sich, in die eigenen Stärken und vor allem in diesen kraftvollen Unterarm, der ein großes Kapital ist. Wenn es mal nicht so läuft, schaut sich die 18-Jährige dieses Wort an und schöpft Kraft daraus. Sehr geerdet ist sie meist auf ihr eigenes Spiel fokussiert, jagt keinem Vorbild hinterher und sieht noch nicht einmal Tennis im Fernsehen an. „Lieber schaue ich den Teamkameraden beim Training oder Wettbewerb zu“, sagt sie. Das auch gerne wieder am Sonntag beim letzten Heimspiel der Würzburgerinnen, das aufgrund der Konstellation zum spannendsten der Saison werden könnte.
Den Tabellenführer ärgern
Zu Gast ist der verlustpunktfreie Tabellenführer MBB SG Manching, der auf Verfolger Würzburg mit einer Niederlage auf dem Konto trifft. „Da ist Musik drin“, findet Mannschaftsführerin Aline Staudt. Keine Frage, dass die Gastgeberinnen dem Spitzenreiter ein bisschen in die Suppe spucken und mit einem Sieg punktemäßig gleichziehen wollen. Allerdings sind die Gegnerinnen schwer auszurechnen, denn das Team ist hauptsächlich mit Tschechinnen bestückt. „Die kennt hier niemand“, erklärt Staudt. Die Nähe zum Nachbarland macht's für Manching möglich.
Aber Noelia Bouzo Zanotti ist dieser Sachverhalt ziemlich wurscht, stand sie doch schon bei Turnieren der ein oder anderen Weltranglistenspielerin wie beispielsweise Cici Bellis (Nr. 44) oder Katie Swan (Nr. 216) gegenüber. Egal, ob sie in der Liga auf eine Tschechin, Spanierin, Österreicherin oder Deutsche trifft, sie will nur eines: siegen. Bisher gelang ihr das in beeindruckender Manier bei ihren zwei Einsätzen für Würzburg. Bouzo liebt Herausforderungen und geht diese gerne mit eher stoischer Ruhe an. Kraftvolles Tennis mit der Vorhand als herausragende Stärke ist ihr Rezept.
In der Akademie holt sich Bouzo den Feinschliff für den Weg unter die Besten der Welt bei der ehemaligen spanischen Weltranglistenspielerin Beatriz Garcia-Vadagany, die noch vor zwei Jahren selbst für Würzburg in der zweiten Bundesliga am Start war. Als Ziel für dieses Jahr hat Bouzo Platz 750 in der Weltrangliste angepeilt. Ihr größter Traum auf Tennis bezogen ist es, einmal ein Idol zu sein und zu den besten Spielerinnen der Welt zu gehören. Dafür lohnt sich das Schinden unter den Fittichen von Vadagany, die im Jahr 2010 auf Position 146 geführt wurde. Täglich außer Sonntag stehen im Trainingsplan vier Stunden Tennis und zwei Stunden Kondition. Hinzu kommen viele Turniere und Liga-Einsätze, am liebsten auf Sand. Wie es sich für eine Spanierin gehört, ist das ihr Lieblingsbelag. Seit sie mit fünf Jahren mit diesem Sport begonnen hat, liebt sie diesen Untergrund. Gut für die Würzburgerinnen, eine solche Sandplatzspezialistin in ihren Reihen zu haben. Und beim letzten Heimspiel auch noch an der Spitze des Teams auf Position eins. Auch dort wird Bouzo ihre harte Vorhand auspacken und kompromisslos die Entscheidung suchen. Mit von der Partie ist erstmals die Spanierin Alba Carillo Marin, Bouzos Zimmerkollegin in der Akademie, was für emotionale Ausgeglichenheit sorgen dürfte. Aber Bouzo ruht ohnehin in sich und lebt ihr Lebensmotto: „Gehe deinen Weg, ganz egal, was andere Leute darüber denken“.