Schock für den Fußball-Regionalligisten FC Schweinfurt 05: Sein Spieler Joseph Mensah wurde beim Dopingtest nach dem Spiel in Buchbach am 12. September positiv getestet. Die A-Probe wies Amphetamine nach. Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) informierte den Verein am vergangenen Freitag darüber, dass Mensah mit sofortiger Wirkung auf unbestimmte Zeit gesperrt ist. Zudem droht den Schweinfurtern der Verlust der drei Punkte aus der mit 2:1 gewonnenen Partie, da der TSV Buchbach Einspruch gegen die Wertung eingelegt hat.
Wie Vorsitzender Markus Wolf gegenüber dieser Zeitung erklärte, hat der FC 05 den vor der Saison vom FC Würzburger Kickers gekommenen Verteidiger sofort vom Training freigestellt, beim Verband jedoch eine B-Probe in Auftrag gegeben. Sie wird am Donnerstag geöffnet, wie BFV-Pressesprecher Thomas Müther auf Anfrage bestätigte.
Die Nachricht hat bei den Schweinfurtern wie eine Bombe eingeschlagen. Zunächst war die Zustellung des Test-Ergebnisses des 29-Jährigen durch das Verbandssportgericht in Verbindung mit der einstweiligen Verfügung nur der Vereinsspitze bekannt. Zudem wurde ein Verfahren gegen den Ghanaer eingeleitet. „Im Fall eines Dopingnachweises liegt das Strafmaß gemäß der Rechts- und Verfahrensordnung des BFV bei einer Sperre zwischen acht Wochen und zwei Jahren“, verkündete der BFV in einer Pressemitteilung.“
Beim FC 05 wurde bereits reagiert. Der Spieler, der in der Jugend der Frankfurter Eintracht ausgebildet worden war, wurde vorübergehend vom Trainingsbetrieb freigestellt, im Falle einer positiven B-Probe „folgt die Suspendierung“, so Wolf. „Bis dahin zählt die Unschuldsvermutung. Wir werden jedoch auch im Falle einer positiven B-Probe den Spieler als Mensch nicht fallen lassen und alles dafür tun, damit die Sache lückenlos aufgeklärt wird. Notfalls geben wir eigene Tests in Auftrag“, sagt der FC-05-Vorsitzende.
Wolf: Mensah bestreitet Vergehen
Wolf zufolge bestreitet Mensah, der für eine Stellungnahme am Dienstag nicht zu erreichen war, die bewusste Einnahme von Amphetaminen entschieden. Mannschaftsarzt Dr. Reiner Wirsching habe sich, so der Verein, mit dem Fall beschäftigt. „Der Nachweis von Amphetaminen lässt sich durch eine versehentliche Medikamenteneinnahme nicht erklären, da es in Deutschland nur ein einziges zugelassenes Medikament gibt, das sie enthält, aber nur bei Indikationen verwendet wird, die bei Joseph Mensah nicht zutreffen“, erklärte Wirsching in einer Pressemitteilung. „Die wahrscheinlichste Quelle für Amphetamine sind Partydrogen, etwa Speed. Der Spieler versicherte mir, diese niemals genommen zu haben.“ Als mögliche Ursache habe Mensah das Kauen von Colanüssen genannt, deren anregende Wirkung dem hohen Koffeingehalt zugeschrieben wird. „Sofern man annimmt, dass dies die Quelle wäre, müsste man von einer Verunreinigung ausgehen“, erklärte Wirsching.
Mensah werde in jedem Fall bei einer positiven B-Probe mit den Konsequenzen leben müssen, sagt FC-05-Vorsitzender Wolf: „Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Alle Spieler sind vor der Saison belehrt worden.“
In der Tat hatte der BFV allen Regionalliga-Vereinen im Sommer die aktuellen Anti-Doping-Richtlinien des Deutschen Fußballbundes (DFB) zugestellt. Die Bestätigung über den Erhalt, die Kenntnisnahme und die Anerkennung der Richtlinien durch jeden einzelnen Spieler ist Teil der Zulassungsvoraussetzungen für die Liga. Unterschreibt ein Spieler diese Bestätigung nicht, erhält er kein Spielrecht. Der BFV hat den DFB mit der Durchführung von Dopingkontrollen in der Regionalliga Bayern beauftragt, die genommenen Proben werden in einem von der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA akkreditierten Kontrolllabor in Kreischa ausgewertet.
Welche Auswirkungen hat der Fall Mensah denn nun aber für den Verein? Der Verband, so Müther weiter auf Anfrage, ermittle zunächst nur gegen den verdächtigen Sportler. Gegen die Wertung des Spiels, in dem dieser überführt worden ist, müsse indes der Gegner selbst Einspruch einlegen. Und daran lässt TSV-Abteilungsleiter Günther Grübl keinen Zweifel aufkommen: „Wir haben sofort beschlossen, Einspruch einzulegen. Wir müssen schließlich unsere Spieler schützen. Es wäre ja auch für die Außenwirkung unseres Vereins fatal, nichts zu unternehmen.“ Das ist noch nicht zwingend gleichbedeutend mit einem Punktabzug. Müther: „Das Sportgericht prüft erst, ob ein Einspruch zulässig ist, danach seinen Inhalt. Eine Spekulation möchte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgeben.“
Dass Joseph Mensah nach dem 12. September noch bei den Schweinfurter Punktgewinnen gegen Memmingen (1:0) und in Augsburg (1:1) aufgelaufen ist, bleibt ohne Bedeutung. Ein Einspruch ist nur gegen die Wertung einer Partie möglich, für die ein Dopingverstoß nachgewiesen werden kann. Für Trainer Gerd Klaus wäre der drohende Punktabzug eine „sportliche Katastrophe“ und eine Trennung von Mensah menschlich und sportlich ein „brutal schwerer Verlust. Seine Qualität hat er bewiesen.“
Rücktritt von Sportleiter Mauder
Einen anderen Verlust muss der FC 05 ohnehin bereits ertragen: Sportleiter Rüdiger Mauder ist am Sonntag mit sofortiger Wirkung von seinem Amt zurückgetreten. „Ich hatte mich mit diesem Schritt schon länger befasst. Ausschlaggebend sind zeitliche und berufliche Gründe“, so Mauder. Das i-Tüpfelchen sei aber gewesen, dass er von Wolf, der lediglich Klaus ins Vertrauen zog, erst nach dem Illertissen-Spiel am Samstag unterrichtet worden sei, wie die Spieler auch. „Wenn ich in solch wichtige sportliche Belange nicht einbezogen werde, bin ich fehl am Platz.“
Mehr muss man dazu nicht sagen.