Wenn Zenon Droszcz auf die Siegerehrung im Golfen zu sprechen kommt, gerät er regelrecht ins Schwärmen. Gänsehaut pur sei das gewesen, sagt der Sportlehrer der Mainfränkischen Werkstätten, einer Einrichtung für Menschen mit geistiger Behinderung. „Das ist ein Erlebnis, das ein Sportler sein ganzes Leben lang nicht mehr vergisst“, sagt Droszcz und fügt an: „Ich denke, da gibt es keinen Unterschied zwischen Olympischen Spielen und den Special Olympics.“
Drei Golfer aus seinem Sportteam haben bei dem nationalen Wettbewerb mit 4600 Teilnehmern in Kiel abgeräumt: Andreas Liebscher (zweimal Silber), Norman Thieme und Michael Reusch (je zweimal Bronze). „Was mich besonders freut“, betont Droszcz, „ist, dass alle drei die ganz normale Platzreife erhalten haben und dort ihren Wettkampf absolvieren durften.“ Kein Wunder, Liebscher etwa schlägt den Golfball regelmäßig 160 bis 170 Meter weit ab. „Vom Ablauf sieht das im Prinzip genauso aus wie bei Bernhard Langer & Co.“, findet sein Trainer. Dabei darf natürlich auch die Schildmütze auf dem Kopf nicht fehlen. Die Stärken von Thieme und Reusch seien eher die kurzen Schläge mit dem Putter im grünen Bereich, so Droszcz.
Von Kiel nach Abu Dhabi
Was die Golfer in den Armen haben, liegt bei den Radfahrern eher in den Beinen – besonders bei den Sprintern, wie Carsten Beck einer ist. „Radfahren ist mein Hobby“, betont der 41-Jährige immer und immer wieder. Wenn man so will, dann ist diese Aussage gesundes Understatement. Schließlich hat Beck bei den Special Olympics zweimal die Goldmedaille im Radsprint gewonnen – die eine über 500, die andere über 1000 Meter. Beide Strecken verliefen im freien Gelände. „Die Kurven sind zwar abgesichert“, erläutert Drozscz, „mit welch hoher Geschwindigkeit sich Carsten dort hineingelegt hat, würden sich aber nur die allerwenigsten trauen – ich jedenfalls nicht.“
Die Paradedisziplin der mainfränkischen Sportler ist das Schwimmen. Einer der Athleten wird sogar bei den alle vier Jahre stattfindenden Special Olympics World Games, den Sommerspielen für Menschen mit geistiger Behinderung, an den Start gehen: Stefan Weidner reist im März 2019 nach Abu Dhabi. Dass der 42-Jährige im Persischen Golf ebenfalls glänzende Chancen auf einen der vorderen Plätze hat, zeigt seine Siegerzeit von Kiel. Die 1000 Meter schwamm er im Becken in gut 15 Minuten, die 1500 Meter in 24 Minuten. Diese Zeiten brachten Weidner zweimal souverän die Goldmedaille ein.
Da Droszcz für diese Leistung beinahe die Superlative ausgehen, zieht er anschauliche Vergleiche, so wie er es sonst auch gerne macht: „Stefan hat sich schon im Liegestuhl gesonnt, während seine Konkurrenten noch geschwommen sind. Er fühlt sich wie ein Fisch im Wasser.“ Rund zwei 50-Meter-Bahnen schwamm Weidner zwischen dem Zweitplatzieren und sich heraus. „Stefan braucht für 100 Meter keine eineinhalb Minuten und kann dieses Tempo bis zum Schluss halten“, sagt Vater Herbert Weidner, der seinen Sohn seit klein auf im Wasser, aber auch beim Sport an Land begleitet. Der Kabelmonteur ist ein wahres Multitalent, der neben dem Schwimmen auch noch Rad fährt und Marathons läuft. Sogar den Ironman in Roth hat er vor etlichen Jahren in einer sehr passablen Zeit gemeistert.
Dieter Körber, Geschäftsführer der Mainfränkischen Werkstätten, findet auf der hauseigenen Sportlerehrung genau wie Droszcz die richtigen Worte für seine Athleten: „Ich habe die Special Olympics über die Sozialen Netzwerke intensiv verfolgt. Ich ziehe meinen Hut vor euren Leistungen. Ihr habt gezeigt, was man mit viel Training alles erreichen kann.“ Auch die ehrenamtlichen Begleiter, Dieter Anderlohr und Astrid Machat aus Lohr, ohne die ein solcher Wettkampf nicht zu stemmen wäre, vergaß Körber nicht. Mehr denn je seien zudem Sponsoren nötig, um den Sportlern den Mainfränkische Werkstätten auch künftig die Medaillenjagd zu ermöglichen.