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WASSERBALL: BUNDESLIGA
Matthias Försch und Inaki Urkiaga: „Altes Ehepaar“ am Beckenrand
Für jeden Spaß zu haben und eng durch Wasserball verbunden: Das Trainerduo Matze Försch (links) und Inaki Urkiaga.
Foto: Kirsten Mittelsteiner | Für jeden Spaß zu haben und eng durch Wasserball verbunden: Das Trainerduo Matze Försch (links) und Inaki Urkiaga.
Kirsten Mittelsteiner
Kirsten Mittelsteiner
 |  aktualisiert: 19.10.2020 10:28 Uhr

Bundesliga PRO B Männer

 

SV Poseidon Hamburg – Duisburger SV 98 19:13  
SGW Rh./Pos. Köln – SV Bayer Uerdingen 14:15  
Düsseldorfer SC – SV Krefeld 72 10:14  
SV Weiden – SV Würzburg 05 11:13  

 

 

1. (1.) SGW Rh./Pos. Köln 10 8 0 2 132 : 104 16 : 4  
2. (2.) SV Poseidon Hamburg 9 7 1 1 124 : 91 15 : 3  
3. (3.) SV Krefeld 72 10 7 0 3 109 : 95 14 : 6  
4. (4.) SV Bayer Uerdingen 11 5 1 5 126 : 130 11 : 11  
5. (7.) SV Würzburg 05 10 3 1 6 95 : 109 7 : 13  
6. (5.) Duisburger SV 98 11 2 2 7 108 : 126 6 : 16  
7. (6.) SV Weiden 8 2 1 5 86 : 102 5 : 11  
8. (8.) Düsseldorfer SC 9 2 0 7 79 : 102 4 : 14  

 


Eine sonore Stimme durchdringt die Geräuschkulisse im Wolfgang-Adami-Bad, übertönt das leise Plätschern des Wassers, das Lachen der Badegäste und das monotone Brummen der Klimaanlage. Es braucht definitiv ein lautes Organ, um den im Becken trainierenden Bundesliga-Wasserballern des SV Würzburg 05 die notwendigen Anweisungen zuzubrüllen.

Bei Matthias „Matze“ Försch und Inaki Urkiaga gehört das quasi zur Grundausstattung. Seit drei Jahren lenken sie die Geschicke der Nullfünfer. Gleichberechtigt – darauf legen beide großen Wert. Die Unterscheidung in Trainer und Co.-Trainer gibt es nicht, die Aufgaben sind den Vorlieben entsprechend verteilt.

Taktikfuchs und Sportlehrer

So ist Försch, der Taktikfuchs, für die Strategie zuständig, Urkiaga, der Sportlehrer, für die Schwimmeinheiten. „Er ist Sportler durch und durch“, beschreibt Försch sein Gegenüber. Ein Grund dafür, dass der Lehrer für Englisch, Erdkunde, Spanisch und Sport am Gymnasium in Marktbreit auch mit 40 Jahren noch durchs Wasser pflügt und das Team als Center unterstützt.

Beim 13:11-Sieg der Würzburger gegen Weiden, dem ersten Auswärtssieg der Saison, hat Urkiaga erst am Wochenende wieder gezeigt, was er kann. „Inaki hat ein klasse Spiel gemacht. Zusammen mit dem ebenso starken Luka Vuckovic haben wir das Duell am Center klar gewonnen“, analysiert Försch die Partie, in der auch Keeper Benjamin Flammersberger eine richtig guter Figur abgab.

Försch hat seine aktive Karriere 2017 beendet, als er sich mit Urkiaga dafür entschied, die Führung des Teams zu übernehmen, dem der Trainer ungeplant abgesprungen war. Eine Entscheidung, die beide nicht bereuen, auch wenn einem schwindlig werden kann, wenn man hört, wie ihre Tage ablaufen.

Noch vor sechs Uhr am Morgen macht sich Försch mit dem Auto auf den Weg nach Herzogenaurach zu seiner Arbeitsstelle bei einem Automobilzulieferer. Rechtzeitig zurück in Würzburg steht die Beschäftigung mit dem 14 Monate alten Söhnchen Jonathan an, dann geht es mehrmals die Woche und an den Spieltagen am Wochenenden in die Schwimmhalle.

Auch Urkiaga muss Beruf und Familie mit den drei Kindern Paula (10), Jan (7) und Ane (1,5) unter einen Hut bringen. Das geht nur, wenn man für diesen Sport brennt. Das tun beide, jeder auf seine Weise.

Försch ist eher der emotionale, auch mal aufbrausende Typ, während Urkiaga Ruhe ins Geschehen bringt. „Meine Zündschnur ist kurz“, erklärt Försch und daraus, wie sein Kollege grinst, während er das sagt, lässt sich ableiten, dass es zuweilen zu heftigen Explosionen kommt. Wie unlängst in Krefeld, als die Würzburger von den Unparteiischen in ihren Augen unfair behandelt wurden und Försch eine rote Karte kassierte.

„Wir sind fast wie ein altes Ehepaar und kennen uns sehr gut, manchmal besser als uns lieb ist“, sagt Urkiaga. Schnell wird klar, es ist nicht nur der Sport, der das zumindest größen- und altersmäßig ungleiche Paar verbindet. Försch, der im November seinen 32. Geburtstag feierte und Urkiaga, der im August 40 wurde, sind seit vielen Jahren Freunde. Gemeinsam gingen sie für den SV Würzburg 05 im Europapokal, in der ersten und zweiten Bundesliga ins Wasser. Försch als Torwart und Urkiaga eben auf der Centerposition.

Grundvoraussetzung für einen reibungslosen Ablauf des Trainings und der Spieltage ist das tägliche Telefonat, das Försch mit seinem Freund meist auf der Heimfahrt im Auto führt. Manchmal sind die Themen in wenigen Minuten abgehandelt, manchmal reichen 100 Kilometer nicht aus, um alles zu besprechen. Auf die Frage, was die jeweiligen Ehefrauen zu diesem überdurchschnittlichen Engagement sagen, kommt postwendend unisono die Antwort: „die haben uns so gekauft.“ Und ein Lacher folgt, wie könnte es anders sein, ebenfalls wie aus einem Mund. Überhaupt wird am Beckenrand viel gelacht, denn der Spaß ist ein wichtiger Faktor in der Arbeit mit der Mannschaft: „Ehrgeiz zur rechten Zeit, ansonsten hat der Spaß Vorrang.“ Eine Philosophie, die das Team gerne annimmt und durch Trainingsfleiß bestätigt. So wächst auch die Zuversicht, den Klassenerhalt zu schaffen. „Wir sind auf dem richtigen Weg“, erklärt Försch, den der Sprung auf Platz fünf nach dem Sieg am Wochenende in seinen Worten bestätigt.

Allerdings kommt zum nächsten Spiel am Samstag, 16.30 Uhr, mit dem SV Poseidon Hamburg ausgerechnet eines der Spitzenteams ins Wolfgang-Adami-Bad. Aber mit genügend Ehrgeiz und Spaß ist vielleicht sogar eine Überraschung drin.

 
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