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FECHTEN: DEUTSCHE MEISTERSCHAFT IM FLORETT
Leonie Ebert nährt die Hoffnung
Die Würzburger Florettfechterin Leonie Ebert holte sich bei den deutschen Meisterschaften in Tauberbischofsheim im Einzel den zweiten und mit der Mannschaft den ersten Platz.
Foto: Carolin Münzel | Die Würzburger Florettfechterin Leonie Ebert holte sich bei den deutschen Meisterschaften in Tauberbischofsheim im Einzel den zweiten und mit der Mannschaft den ersten Platz.
Carolin Münzel
 |  aktualisiert: 04.04.2017 03:28 Uhr

Nachdem sie ihrer Vereinskameradin Anne Sauer (FC Tauberbischofsheim) zum Gewinn der deutschen Meisterschaft im Florettfechten gratuliert hatte, verließ Leonie Ebert schnurstracks die Hochplanche. Sie ging in eine der angrenzenden Hallen, warf ihre Tasche mit den Fechtutensilien in eine Ecke, ging ein paar Schritte und atmete tief durch. Dann kehrte sie mit einem Lächeln im Gesicht zurück.

„Ich habe mir fest vorgenommen, aufs Treppchen zu kommen und das habe ich geschafft“, sagte die 17-jährige Würzburgerin, auf der die Hoffnungen des Deutschen Fechter-Bundes (DFB) ruhen, am Samstag. Die Nummer eins der Junioren-Weltrangliste steckt momentan Mitten im Abitur und freute sich gerade ob dieser Doppelbelastung „riesig“ über den Finaleinzug bei den „Großen“.

Nachdem Leonie Ebert mit 6:2 in Front gelegen war, gelang es Anne Sauer im Verlauf des Gefechts – trotz einer Handverletzung, die sie sich bei einem Sturz im Finale zugezogen hatte – den Rückstand zu drehen und die Planche schließlich mit einem 14:12-Sieg zu verlassen. Damit holte sich die Tauberbischofsheimerin den ersten nationalen Titel ihrer Kariere: „Das ist ein Ding, das du gewinnen musst.

Das gehört einfach dazu, wenn man in der Nationalmannschaft ficht.“ Für Leonie Ebert war der Kampf vor allem eine mentale Herausforderung: „Ich kenne Anne und Anne kennt mich. Wir fechten jeden Tag gegeneinander. In so einem Finale kommt da dann schon viel psychischer Druck dazu.“

Golubytskyi schonte sich

Im nur mit Tauberbischofsheimerinnen besetzten Halbfinale, das vor nur wenigen Zuschauern in einer Nebenhalle ausgetragen worden war, während die Männer im großen Saal vor der Hochplanche fochten, hatte sich Ebert souverän mit 15:8 gegen Eva Hampel durchgesetzt. Titelverteidigerin Carolin Golubytskyi (FC Tauberbischofsheim) hatte auf die Teilnahme an den Meisterschaften verzichtet. Sie laboriert noch immer an der Knieverletzung, die sie sich bei den Olympischen Spielen im vergangenen Jahr zugezogen hatte, und will sich für den Weltcup schonen. Der findet am 5. Mai in Rio statt. Für Leonie Ebert geht es schon ab dem 1. April mit der Weltmeisterschaft der Kadetten und Junioren im bulgarischen Plovdiv weiter.

Im Herrenflorett sorgte der in Bonn trainierende Fabian Braun vom FSV Klarenthal für eine Überraschung. Er besiegte Andre Sanita vom OFC Bonn mit 15:10. „Ich habe gegen Andre im Training oft Probleme. Deshalb hat mich der Sieg heute überrascht“, sagte der 20-Jährige, der sich nun durchaus Hoffnung machen darf, in die Nationalmannschaft aufgenommen zu werden. Mit 15:13 hatte er bereits im Achtelfinale den Vorjahressieger und viermaligen Weltmeister Peter Joppich aus Koblenz aus dem Wettbewerb geworfen: „Da dachte ich schon, dass ich einen guten Tag habe. Aber den Einzug ins Finale hätte ich nicht erwartet.“

Im Mannschaftswettbewerb verteidigten sowohl die Tauberbischofsheimerinnen Leonie Ebert, Eva Hampel, Anne Sauer und Leandra Behr, als auch die TSG Weinheim ihren Titel. Die Männer des FC Tauberbischofsheim (Benjamin Kleibrink, Niklas Uftring, Alexander Kahl, Tom Combos) belegten den dritten Platz.

Andrea Magro hofft auf Rückkehr

Unter die Zuschauer in Tauberbischofsheim hatte sich am Samstag auch Andrea Magro gemischt. Der Italiener, der vor dreieinhalb Jahren mit der Prämisse engagiert worden war, die deutschen Florett-Damen fit für die Olympischen Spiele 2020 zu machen, war erst vor wenigen Wochen als Bundestrainer entlassen worden. Laut Verband aus finanziellen Gründen. Magro, für dessen Verbleib als Coach sich die Nationalmannschaft geschlossen eingesetzt hatte, will das nicht hinnehmen und trifft am 4. April vor Gericht auf seinen ehemaligen Arbeitgeber. Am Samstag sagte er: „Mein größter Traum ist es, wieder mit den Mädchen zu arbeiten. Ich möchte das Projekt hier zu Ende bringen.“ Sollte das gelingen, würde sich darüber sicher auch Leonie Ebert freuen. Sie hat ihre größten Erfolge unter dem italienischen Starcoach gefeiert.

Ergebnisse

Frauen, Florett Einzel, Viertelfinale: Bingenheimer (Tauberbischofsheim) – Kirsch (Weinheim) 15:9; Hampel (Tauberbischofsheim) – Schmitz (Bonn) 15:10; Sauer (Tauberbischofsheim) – Knauer (Tauberbischofsheim) 15:9; Ebert (Tauberbischofsheim) – Krause (Bonn) 15:5.
Halbfinale: Ebert – Hampel 15:8; Sauer – Bingenheimer 15:8.
Finale: Sauer – Ebert 14:12.

Männer, Florett Einzel, Viertelfinale: Dörr (Weinheim) – Braun (Bonn) 15:13; Kleibrink (Weinheim) – Perelmann (Mannheim) 14:7; Braun (Saarbrücken) – Uftring (Tauberbischofsheim) 15:8; Sanita (Bonn) – Klein (Weinheim) 15:12.
Halbfinale: Braun – Dörr 15:13; Sanita – Kleibrink 15:13.
Finale: Braun : Sanita 15:10.

Frauen, Florett Mannschaft, Halbfinale: FC Tauberbischofsheim (Ebert, Hampel, Sauer, Behr) – FC Leipzig 45:17; OFC Bonn – FC Moers 45:39.
Kampf um Platz 3: FC Leipzig - FC Moers 45:33.
Finale: FC Tauberbischofsheim – OFC Bonn 45:29.

Männer, Florett Mannschaft, Halbfinale: TSG Weinheim – FC Tauberbischofsheim (Kleibrink, Uftring, Kahl, Combos) 45:39; OFC Bonn – TB Burgsteinfurt 45:13.
Kampf um Platz 3: FC Tauberbischofsheim – TB Burgsteinfurt 45:17.
Finale: TSG Weinheim - OFC Bonn 45:38.

Die neuen deutschen Meister im Florettfechten heißen Anne Sauer (FC Tauberbischofsheim) und Fabian Braun (FSV Klarenthal).
Foto: Olaf Wolf | Die neuen deutschen Meister im Florettfechten heißen Anne Sauer (FC Tauberbischofsheim) und Fabian Braun (FSV Klarenthal).
 
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