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SCHWIMMEN: FREIWASSER
Leonie Becks Blick geht schon nach Tokio
EURO-2018-SWIM       -  Umarmung von der Europameisterin: Die Niederländerin Sharon Van Rouwendaal (links) beglückwünschte Leonie Beck, nachdem die Würzburgerin über die 5 Kilometer Freiwasser im schottischen Loch Lomond Silber geholt hatte.
Foto: FRANCOIS XAVIER MARIT, AFP | Umarmung von der Europameisterin: Die Niederländerin Sharon Van Rouwendaal (links) beglückwünschte Leonie Beck, nachdem die Würzburgerin über die 5 Kilometer Freiwasser im schottischen Loch Lomond Silber geholt hatte.
Bearbeitet von Hans Strauß
 |  aktualisiert: 02.04.2019 11:55 Uhr

Leonie Beck war mit zwei Mal Silber über fünf Kilometer und mit der Staffel die erfolgreichste deutsche Freiwasserschwimmerin bei den Europameisterschaften im August im schottischen Glasgow. Dabei war es die 21-Jährige, die bei der medaillenlosen WM 2017 harsch von Bundestrainer Stefan Lurz kritisiert worden war.

Nach ihrem Doppel-Erfolg und einer Woche „aktiver Erholung“, wie es Beck nennt („nur einmal am Tag zwei Kilometer schwimmen und ein bisschen Ergotraining“), sprach die für den SV 05 schwimmende Würzburgerin über harte Worte, wichtige Erkenntnisse und gute Tipps aus dem Biergarten.

Frage: Frau Beck, als der deutschen Freiwassersparte im vergangenen Jahr bei der Weltmeisterschaft in Budapest die erste medaillenlose WM seit 23 Jahren drohte, waren sie es, die von Bundestrainer Lurz am schärfsten kritisiert wurde. Wie hat sich das angefühlt, so in den Mittelpunkt gerückt zu werden?

Leonie Beck: Das war schon in Ordnung so. Man muss sich da einfach eingestehen, dass die Leistung schlecht war und schauen, was man besser machen kann. Es war ja eines meiner ersten Rennen. Wir sind es dann noch mal durchgegangen und da war schnell klar, dass ich es in Momenten vermasselt habe, die mit mehr Erfahrung auch besser werden würden.

Es hat Sie also gar nicht verletzt?

Beck: Im ersten Moment vielleicht. Aber ich musste mich ja auch weiter konzentrieren, weil die Staffel noch anstand. Da hieß es: Abhaken und nach vorne schauen.

Ist es in so einem Fall gut oder schlecht, dass der Bundestrainer auch ihr Heimtrainer ist? Sie kennen Lurz und seine Art seit vielen Jahren.

Beck: Ich konnte es sicherlich besser einordnen als andere es gekonnt hätten. Stefan wird auch im Training schon mal lauter, wenn es nicht läuft. Aber so einen Trainer brauche ich auch. Anders würde es nicht funktionieren. Die meiste Zeit haben wir einfach nur sehr viel Spaß.

Stefan Lurz gab bei jener Kritik nach WM-Platz 24 über fünf Kilometer sogar zu bedenken, dass Freiwasser vielleicht doch nicht das richtige Element für Sie sein könnte. Wann haben Sie gemerkt, dass es nicht so ist?

Beck: Ich habe in den ersten Rennen ja immer den Anschluss verloren. Daher war meine Aufgabe zunächst immer, die Führungsgruppe zu halten. Das hat dann beim Weltcup in China schon gut funktioniert, in Hongkong wurde ich Vierte. Aber da habe ich jeweils noch gedacht, das seien vielleicht nur Glückstreffer gewesen. Als ich dann in Doha Zweite wurde, da wusste ich: Ich kann mithalten.

Dieses erschwommene Selbstvertrauen resultierte dann in Silber bei der EM, allerdings auf den nichtolympischen fünf Kilometern. Über die wichtigere Distanz tags drauf mussten Sie dann der Doppelbelastung Tribut zollen. Hätten Sie mit Blick auf Olympia rückblickend lieber auf Silber verzichtet, um die zehn Kilometer ausgeruht angehen zu können?

Beck: Nein. In diesem Jahr ging es ja noch um nichts. Natürlich liegt mein Fokus auf den zehn Kilometern. Aber die werden erst nächstes Jahr wichtig. Und da würde ich dieses Risiko sicher nicht eingehen.

Im Gegensatz zu den Beckenschwimmern geht es in der kommenden Saison, die am 9. September mit dem Europacup in Slowenien beginnt, bereits um Olympia. Sie müssen sich für die WM in Südkorea 2019 qualifizieren, wo die ersten Startplätze für Tokio 2020 ausgeschwommen werden. Was halten Sie als ehemalige Beckenschwimmerin von diesem Modus?

Beck: Ich finde es gut so, wie es ist, dass man sich bei drei verschiedenen Weltcups beweisen muss, um dann bei der WM um einen Startplatz in Tokio schwimmen zu können (die ersten zehn sind automatisch für Tokio 2020 qualifiziert, die restlichen Startplätze werden zu einem späteren Zeitpunkt erneut ausgeschwommen; d. Red.). Da kann man eben auch mal einen schlechten Tag haben, und es ist noch nicht alles verloren.

Bei der WM können sich maximal zwei Schwimmerinnen pro Nation für Olympia qualifizieren. Wer sind ihre größten Konkurrentinnen?

Beck: Finnia Wunram ist ja schon seit ein paar Jahren immer vorne mit dabei. Sie hat mir da einiges an Erfahrung voraus. Sie wird sicher sehr gut abschneiden. Der Kampf um den zweiten Startplatz wird sicher eng.

Wunram ist nach der 43 Jahre alten Angela Maurer mit 22 Jahren schon die erfahrenste im deutschen Team. Kann man sich da auch was abschauen?

Beck: Man kann sich bei jedem etwas abschauen. Ich habe mich auch viel mit Angie oder Christian Reichert unterhalten und auch mit Thomas (Rekordweltmeister Lurz; d. Red.) habe ich mich schon viel über seine Rennen und seine Renn-Vorbereitung unterhalten.

Wie präsent ist Thomas Lurz, mittlerweile auch Präsident Ihres Vereins, seit seinem Rücktritt für Sie?

Beck: Sehr. Er trainiert ja immer noch fast jeden Morgen mit uns, ich passe manchmal auf seine zwei kleinen Jungs auf. Und im Biergarten des SV 05 sitzen wir auch häufig zusammen.

Von der Gescholtenen zur Gewinnerin in einem Jahr – was nehmen Sie aus den vergangenen Monaten mit? Woran müssen Sie noch arbeiten, damit es nach für Sie enttäuschenden Spielen 2016 erneut mit Olympia klappt?

Beck: Ich muss auf jeden Fall weiter trainieren, viel und hart, damit ich meine Geschwindigkeit noch steigern kann. Denn das ist es, was ich vielen im Feld voraushabe.

 
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