Von der Weltmeisterschaft in Südkorea berichtet Sabrina Knoll
Nicht schon wieder! Das wird sich nicht nur Leonie Beck gedacht haben, als sie sich nach dem Weltmeisterschaftsrennen über fünf Kilometer aus dem Hafenbecken von Yeosu hievte. Nicht schon wieder so eine Zitterpartie. Hatte die Würzburgerin doch bereits am Sonntag geschlagene 23 Minuten bibbern müssen, bis Foto- und Videoauswertung endlich ihren neunten Platz über die olympischen zehn Kilometer bestätigt hatten – und Beck damit ihr Ticket für Tokio 2020 sicher hatte.
Erneut diese Ungewissheit
Und nun schon wieder diese Ungewissheit. Zunächst wies die Anzeigetafel die 22-jährige Würzburgerin als Zweite hinter der Französin Aurélie Muller aus. „Da wusste ich aber schon, dass das nicht sein kann“, sagte Beck später. Die Zeitmessung hatte beim Sieganschlag von Ana Marcela Cunha aus Brasilien nicht ausgelöst. Als sich das geklärt hatte, rutschte Beck also einen Platz hinunter. Wenige Minuten später war sie dann laut Anzeige ganz vom Podest gerutscht. Hinter der Drei stand nun der Name Hannah Moore. Dann waren plötzlich zwei Schwimmerinnen zeitgleich auf Platz drei ausgewiesen – die US-Amerikanerin und Beck.
Nur mit den Fingerspitzen angeschlagen
Das Problem: Beck hatte nur mit den Fingerspitzen angeschlagen. Hatte die Zeitnahme daher am Ende vielleicht gar nicht ausgelöst? Einige bange Minuten später war es offiziell: Es sollte bei dem Podest mit zwei Dritten bleiben. Die Magdeburgerin Finnia Wunram kam als 15. ins Ziel.
Ein Beck-Rennen ohne Drama? Nicht bei dieser WM. „Leonie macht es hier gerne sehr, sehr spannend“, sagte ihr Würzburger Coach, Bundestrainer Stefan Lurz nach dem Rennen. „Aber sie hat wirklich hier das Glück der Tüchtigen und hat sich diese Bronzemedaille nach dem vielen harten Training, dass sie gemacht hat, wirklich verdient.“
Beck war in Gedanken auch bei dem Rennen am Sonntag, als sie sagte: „Die Medaille wäre für mich nichts wert gewesen, wenn ich die Olympia-Quali nicht geschafft hätte.“ So aber sei die WM „natürlich optimal gelaufen. Das ist meine erste Medaille bei einer WM, deswegen: alles top!“
Hochkarätig besetztes Feld
In einem hochkarätig besetzten Rennen – von den Top Ten, die sich am Sonntag über die doppelte Distanz für Olympia qualifiziert hatten, waren inklusive Beck und Wunram sieben Frauen am Start – musste Beck erneut mehr kämpfen, als ihr und ihrem Trainer lieb war. Wieder verlor sie an den Bojen, wieder musste sie anschließend unnötig Energie aufwenden, um sich vorzukämpfen.
„Leonie ist eine der schnellsten Schwimmerinnen im Feld. Sobald sie in der Lage ist, frei zu schwimmen, holt sie auf. Aber sie muss eben auch lernen, dass sie an den Bojen keine Plätze mehr verliert“, sagt Lurz. Der Trainer hat aber auch eine Entwicklung ausgemacht in den vergangenen zwei Jahren, seit er seinen Schützling bei der medaillenlosen WM 2017 harsch kritisiert und eine klare Entscheidung fürs Freiwasser von der Beckenschwimmerin angemahnt hatte: „Sie kommt zwar immer noch in diese Grabenkämpfe rein. Aber sie findet jetzt Lösungen, da wieder rauszukommen.“
Außerdem mache sich die EM-Zweite über fünf Kilometer und mit der Staffel langsam einen Namen in der Freiwasserszene, was bei diesen Kämpfen im Pulk nicht zu unterschätzen sei: „Irgendwann hast du so einen Ruf im Feld, dass die Leute dich in Frieden lassen“, sagt Lurz. Jetzt heiße es also: Ein Jahr weiter fleißig trainieren, Rennerfahrungen sammeln. Denn: „Bei Olympia soll Leonie nicht einfach nur dabei sein, sie soll auch eine einstellige Platzierung erschwimmen.“
Bereits für die Herausforderung
Beck ist bereit für die Herausforderung: „Ich gebe ja nicht auf, nur weil ein Wettkampf mal schlecht läuft. Es gehört eben viel Erfahrung dazu im Freiwasser.“ Die habe sie jetzt gesammelt – und die werde sie auch weiter sammeln. Für sie endet die WM-Reise 2019 mit der Olympiaqualifikation, der Bronzemedaille und der Gewissheit: „Ich gehöre zu den Top Ten der besten Schwimmer im Freiwasser weltweit.“
Heute Nacht sind Lea Boy und Sören Meißner am Start
In der Nacht zu Donnerstag sind aus Würzburg Lea Boy und Sören Meißner zusammen mit Beckenschwimmerin Sarah Köhler und dem WM-Dritten Rob Muffels in der gemischten Staffel gefordert. Ohne 1500-Meter-Europameister Florian Wellbrock, der sich seit seinem Titelgewinn über zehn Kilometer am Dienstag auf seine kommenden Starts im Becken vorbereitet, haben die Vize-Europameister maximal Außenseiterchancen.