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WÜRZBURG/DETTELBACH
Laufen und Züge machen gegen die Zeit
Die Arens-Fans- und -Familie: (von links) Franz, Sophia, Victoria, Mutter Barbara, Johannes, sowie Vater Ludger Arens (hier nach dem Schweinfurter Halbmarathon 2015).
Foto: Arens | Die Arens-Fans- und -Familie: (von links) Franz, Sophia, Victoria, Mutter Barbara, Johannes, sowie Vater Ludger Arens (hier nach dem Schweinfurter Halbmarathon 2015).
Von unserem Mitarbeiter Anton Halbich
 |  aktualisiert: 14.06.2015 14:07 Uhr

Die Vita von Johannes Arens ist eine absolut beeindruckende: Der 25-Jährige aus Dettelbach, der momentan in Schottland lebt, wurde Zweiter beim Würzburger iWelt-Marathon – was viele aber nicht wissen: Arens ist zudem passionierter Schachspieler, zählt zu den Besten im Freistaat.

„Auf die 1000-Meter- und Zwölf-Minuten-Läufe habe ich mich im Sportunterricht des Egbert Gymnasiums von Münsterschwarzach immer gefreut“, sagt der Dettelbacher, der den Würzburg-Marathon vor wenigen Wochen in der bemerkenswerten Zeit von 2:37:21 Stunden als Zweiter beendete. Bald, sagt er, habe er gemerkt, dass „Laufen nicht nur meinen Körper fordert, sondern auch meine Psyche stärkt !“ Mutter Barbara, Vater Ludger und die Geschwister sind meist vor Ort, wenn der Sohnemann und Bruder auf die Strecke geht. „Der 17. Platz beim deutschen Marathon in München brachte 2013 die Bestzeit unseres Ältesten“, sagt Barbara Arens und kennt die Zeit von 2:31:55 Stunden natürlich auswendig. Dazu gewann der Sohnemann Halb- wie Marathon-Pokale in Fulda, Pfaffenhofen und Schweinfurt. „Die bayerische Meisterschaft im Marathon sollte möglich sein, mein Traumziel ist aber die deutsche Meisterschaft, wozu eine Zeit von 2:20 Stunden nötig wäre“, sagt der Marathon-Champion aus Unterfranken.

Zu seiner Wettkampfstrategie gehöre das Knacken der 2:30-Stunden-Marke noch in diesem Herbst: „In Würzburg war ich bei Kilometer 30 bereits auf 2:30-Stunden-Kurs. Hüft- und Rückenprobleme haben mir aber einen Strich durch die Rechnung gemacht“, erzählt er von den Strapazen auf der Strecke. Angesichts des sportaktuellen Scheinwerferlichtes würde man seine weitere Leidenschaft kaum vermuten: Johannes Arens gehört mit der Deutschen Wertungs-Zahl (DWZ) von 2130 der bayerischen Schachelite an. Zweimal bereits hat er dem Schach-Club Prichsenstadt zur Meisterschaft des „Unterfränkischen Schachverbandes“ und damit zum Aufstieg in die Regionalliga Nord-West verholfen, 2008 war er unterfränkischer U-18-Titelträger.

„Mit meinem Vater habe ich nicht nur meine ersten Laufrunden im Wald gedreht, er hat mir auch die ersten Züge auf dem Schachbrett gezeigt“, sagt Arens. Anschließend habe ihm die Schulschachgruppe des Gymnasiums sehr geholfen. In beiden Metiers ging die Leistungskurve auch dank des Prichsenstädter Schachpapstes Thomas Steinhauser (DWZ 2063) nach oben. Dieser erzählte dem damals 15-Jährigen während der Partieanalysen im Schachverein so nebenbei von seinen Marathons. Arens: „Beides gefiel mir ungemein – Laufen und Züge machen gegen die Zeit!“ Steinhauser wurde nach seinem Vater zu seinem zweiten Mentor. Die Leistung könne man in beiden Fällen sehr gut messen, mit Bestzeiten und Elo-Rating – im Gegensatz zu den Mannschaftssportarten. Bei jedwedem Wetter habe er die 15 Kilometer per Fahrrad nach Prichsenstadt als „sportliches Gedulds-Training“ für die anschließenden Turnierpartien empfunden.

Das unsichtbare Band von Marathon und Schach seien ohnehin Geduld und Zähigkeit, denn Turnierpartien könnten bis zu sechs Stunden dauern. Durchtrainierte verfügen damit naturgemäß bis ins hohe Alter über den permanenten Startvorteil.

Auch beruflich ein Multi-Talent

In seiner Lebensplanung befolgt die Langlauf-erfahrene Schachkanone die Gesetzmäßigkeiten einer globalisierten Welt. Sprachen: fließend Englisch mit Studium seit 2014 an der Universität von Glasgow, fließend Russisch inklusive Praktika am Deutschen Geschichtsinstitut von Moskau und Auslandssemester in Orenburg/Russland. Dazu der Bachelorabschluss in Geschichte und Russisch in München mit dem Ziel Master in „Russian, Central and Eastern European Studies“. Zwischendurch immer wieder Marathontraining, dazu die jetzt anstehende Masterarbeit mit dem Thema „Schachsport in der sowjetischen Politik und Propaganda während des Kalten Krieges“. Es folgt ein zweijähriger Juraabschluss in Glasgow. Mögliche Berufsfelder für Arens sieht er im Verlagswesen, der Politikberatung oder aber in der klassische Juristentätigkeit – Arens ist eben nicht nur sportlich vielfältig. „Vielleicht bleibe ich aber auch in Schottland“, sagte der Lauf- und Geistessportler: „Marathon, Schach und mein Cello helfen mir ohnehin, überall fröhlich zu bleiben!“

 
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