26 Punkte. Sie spielen im Leben des in Ochsenfurt geborenen und in Uffenheim wohnenden Rennfahrers Maximilian Götz gerade die Hauptrolle. Auf jeden Fall mehr als diese 26 Zähler braucht der 35-Jährige, derzeit vor dem Fürther Marco Wittmann auf Rang drei der Fahrerwertung der DTM, um den neuseeländischen Gesamtführenden Liam Lawson an diesem letzten Rennwochenende am Nürnberger Norisring (8.-10. Oktober) noch ein- und zu überholen. 25 Punkte gibt's allein für einen Rennsieg, zwei Läufe und die dazugehörigen Qualifyings, bei denen die ersten drei Ränge ebenfalls mit Zählbarem belohnt werden, stehen noch aus. Götz hat also noch alle Chancen.
Der Titelgewinn wäre die Krönung seiner bisherigen Karriere, die der ausgebildete Dolmetscher noch lange nicht am Ende sieht. Dass es dieses Jahr überhaupt so weit kommen konnte, hat der frühere Kartfahrer mehreren glücklichen Umständen zu verdanken: Nach fünf Jahren ohne DTM wurde er beim Haupt Racing Team (HRT) vor der noch laufenden Runde wieder zum Fahrer ernannt. Auch, dass der Besitzer einer Uffenheimer Bar zuletzt im GT-Sport unterwegs war, spielt eine große Rolle. Seit dieser Saison müssen die Rennwagen nämlich dem GT3-Klassement entsprechen, also deutlich seriennäher sein als die Boliden, mit denen die Fahrerinnen und Fahrer bislang in der Serie unterwegs waren. Somit wurde das Handling für den alten Neuling zum Heimspiel.
Nun, vor dem Heimrennen, spricht Götz über die Meisterschaft, sein Leben abseits der Rennstrecke, E-Autos und darüber, was er für die Zukunft plant.
Maximilian Götz: Ja! Es ist natürlich toll und war irgendwo unser Ziel, um die Meisterschaft zu fahren. Aber man kann das nie erwarten, sondern nur versuchen, einen guten Job zu machen. Das Team hat hervorragend gearbeitet - und jetzt wollen wir alles dafür tun, am Ende ganz oben zu stehen. Das Team bin ja nicht nur ich. Das sind auch die Ingenieure und Mechaniker, die einem das Auto perfekt vorbereiten.
Götz: Es gab damals einen großen Wandel in der DTM, viele Strukturen wurden geändert. Da bin ich wieder zurückgegangen in den GT-Sport, war also nicht ohne Cockpit. Da hatte ich auch fünf geile Jahre. Es war ja nicht abzusehen, dass es die DTM in ihrer jetzigen Form noch mal geben wird. Dass es sich so entwickelt hat und mir das Auto liegt, ist natürlich super.
Götz: Es waren damals ganz andere Autos. Mit den Klasse-1-Autos hatte ich kaum mal einen Testtag. Und dann springst du in so eine Serie rein, in der die Cracks seit Jahrzehnten fahren und musst sie schlagen. Das war superschwer. Jetzt ist es anders, weil wir mit Autos fahren, die ich gut kenne. Der Unterschied ist vor allem, dass die - übertrieben ausgedrückt - irgendwann mal vom Band genommen und zum Rennwagen umgebaut werden. (lacht) Ganz original ist am Ende aber - glaube ich - nur noch das Rücklicht. Der Klasse-1-Wagen hingegen ist ein schwieriger zu händelndes Werks-Rennauto. Die Aerodynamik, die Bremse und das Gewicht sind anders. Wer diese andere Charakteristik gewöhnt war, tut sich jetzt sehr schwer. Ich musste damals aber auch zusätzlich Aufgaben - beispielsweise für unseren Spitzenfahrer Gary Paffett - übernehmen und ihm den Rücken freihalten. Das ist jetzt nicht mehr so. Ich denke, dass dieses neue Format der DTM noch viele weitere Fans und Teams kriegen wird.
Götz: Es ist egal, mit welchem Auto man fährt - das würden auch andere Rennfahrer sagen. Alleine im Auto zu sitzen ist immer toll. Da kann man gut für sich selbst arbeiten. Wenn man dann noch in einem Top-Team wie HRT fährt und vorne mitmischt, macht's einfach super viel Spaß.
Götz: Keiner kennt den Norisring wirklich. Da ist noch nie ein GT3-Auto gefahren. Selbst für mich, der den Ring kennt, ist das komisch. Kein Team hat da wirklich Erfahrung gesammelt.
Götz: (lacht) Wenn man zwei Mal gewinnt, ist es für einen selbst geil, für den Rest scheiße. Denn: Der Sieger bekommt nach seinem Erfolg für das nächste Rennen 25 Kilo Zusatzgewicht. Die soll man spüren, manchmal hat das aber nicht gegriffen. Das ist ein bisschen schade. Da wird für nächstes Jahr sicher noch an ein paar Stellschräubchen gedreht. Unser Mercedes-AMG GT3 ist aber auch in Sachen Handling durchaus anspruchsvoll, weshalb wir nur wenige Pole-Positions hatten. Wir haben dann aber in den Rennen die meisten Punkte geholt und nicht im Qualifying, in dem die Top drei auch Punkte bekommt. Das war nicht immer ganz optimal.
Götz: Jetzt wollen wir erst einmal die Meisterschaft holen, aber ich habe noch ein paar andere Sachen auf der Liste. Le Mans will ich unbedingt machen und die 24 Stunden am Nürburgring sowie in Daytona gewinnen. Wenn ich Meister, Zweiter oder Dritter werde, will ich nächstes Jahr auf jeden Fall wieder angreifen und - wer weiß - eventuell sogar die Mission Titelverteidigung starten. Fernando Alonso in der Formel 1 ist übrigens über 40... (lacht) Man muss im Alter dann natürlich auch ein bisschen mehr dafür tun, damit man keinen Bauch bekommt. Aber wir sind ja aus bayerischem, harten Holz geschnitzt, da kenn' ma nix.
Götz: Ich mag gern Bier und trink auch mal ein Glas Wein. Bei uns gibt's ja genügend Brauereien und Weingüter. Hauptsache flüssig und reichlich - dann ab die Post! (lacht) Wenn wir das Ding da holen sollten, bleibt nichts mehr stehen.
Götz: Wenn wir tatsächlich Meister werden sollten, muss die Verhandlung am Dienstag stattfinden. Am Montag ist dann Ausnüchtern angesagt. (lacht) Nach dem Jahr hätten aber wohl beide Seiten nichts dagegen, wenn es weitergeht.
Götz: (lacht) Wenn das Paket stimmt. Privat muss es bei mir Blubbern und Krachen, ich fahre ja auch gerne in meinem Käfer rum. Auf der Rennstrecke kann ich mich ja jedes Wochenende austoben. (lacht) Wobei: Jetzt muss ich ja mal konzentrierter sein...