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HANDBALL: ZWEITE BUNDESLIGA MÄNNER
„Kopf aus, Herz an!“
DKB 2. Handball-Bundesliga, DJK Rimpar Wölfe - Wilhelmshavener HV       -  Er kehrt nach der Winterpause als Ehemann auf die Platte zurück: Rimpars Spielmacher Patrick Schmidt heiratet im Januar seine langjährige Freundin.
Foto: Frank Scheuring, foto2press | Er kehrt nach der Winterpause als Ehemann auf die Platte zurück: Rimpars Spielmacher Patrick Schmidt heiratet im Januar seine langjährige Freundin.
Natalie Greß
 |  aktualisiert: 25.08.2022 14:24 Uhr

DJK Rimpar Wölfe – TV 05/07 Hüttenberg
(Samstag, 18 Uhr, s.Oliver Arena)

Es ist angerichtet. Wenn der riesige aufblasbare Wolfskopf am Samstag ein letztes Mal in dieser Saison die Handballer der DJK Rimpar Wölfe (3./48:24 Punkte/+55 Tore) in die s.Oliver Arena spucken wird, wenn die Sportler aus dem Einlauftunnel in den Lichtkegel auf dem Spielfeld treten werden, um das vielleicht wichtigste Spiel ihres Lebens zu bestreiten, dann werden sich erstmals in dieser Runde 2900 Menschen in ihrem Wohnzimmer drängen – rund 2600 davon, um sie auf dem vorletzten Schritt ihrem Ziel entgegenzutragen. Die volle Hütte gegen den TV Hüttenberg (2./49:23/+70) im Showdown um die Aufstiegsplätze wird den Wölfen einen Vorgeschmack darauf geben, was sie in den Hallen der ersten Liga erwarten würde – sollte es ihnen gelingen, sich ihren Traum vom Aufstieg zu erfüllen.

Hier geht es zum Liveticker Rimpar - Hüttenberg

„Das sind die Spiele, für die du lebst als Handballer“, sagt Rimpars Rückraum-Torjäger Patrick Schmidt, der am Samstag auf seinen ehemaligen Verein und alte Kumpels trifft. „Dass die Arena schon eine Woche vorher ausverkauft war, ist eine Hommage an uns und unsere Arbeit.“

Treffen der Überraschungsteams

Dass das vorletzte Saisonspiel zwischen diesen beiden Mannschaften eine solche Brisanz haben würde, hätte zum Auftakt im August 2016 wohl niemand erwartet. Rimpar hatte als Vorjahres-14. einen einstelligen Tabellenplatz als Ziel ausgegeben, Aufsteiger Hüttenberg wollte möglichst nichts mit dem Abstieg zu tun haben. Dass die Mittelhessen, die bis 1985 insgesamt schon mal 15 Jahre lang im Oberhaus vertreten waren, nun vielleicht in die Bundesliga durchmarschieren, damit hatten sie selbst vermutlich ebenso wenig gerechnet wie die Unterfranken mit dem sensationell erfolgreichen Verlauf ihrer Runde. Das Duell Dritter gegen Zweiter ist also auch das Treffen der beiden Überraschungsteams der Liga.

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Die Ausgangslage ist klar: Gewinnen die Hüttenberger, machen sie vorzeitig den Aufstieg perfekt – und aus dem Traum der Rimparer wohl einen Albtraum. Gewinnen die Wölfe, haben sie einen Matchball und auch am Samstag drauf beim Finale in Lübeck gegen den VfL Bad Schwartau alles in der eigenen Hand. Für den TVH wäre dann ebenfalls in seinem Endspiel zu Hause gegen Meister TuS N-Lübbecke noch alles drin. Den Wölfen indes wird alles andere als ein Sieg aller Voraussicht nach nicht reichen. Denn ihnen sitzt Verfolger TSG Ludwigshafen-Friesenheim (4./47:25/+55) im Nacken, und die Eulen dürften ihre beiden letzten, leichten Heimspiele gegen die HG Saarlouis und Absteiger HC Empor Rostock gewinnen.

Mit einem Wunder können die Wölfe direkt aufsteigen

Passiert so etwas wie ein Wunder, können die Rimparer am Samstag aber sogar auch den Aufstieg feiern: Wenn sie Hüttenberg besiegen, Friesenheim verliert und die SG BBM Bietigheim (5./46:26/+42) zu Hause gegen den EHV Aue nicht mehr als einen Punkt holt. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Fall eintritt, ist jedoch etwa so hoch wie die, dass Deutschland einen European Song Contest gewinnt.

Die Chance auf einen Sieg seiner Mannschaft, die im Übrigen noch nie gegen Hüttenberg verloren und auch im Hinspiel beim 30:30 einen Zähler erkämpft hat, schätzt DJK-Cheftrainer Matthias Obinger dagegen auf 51 Prozent ein. Den winzigen Vorteil sieht er im Heimspiel. „Wir waren bisher heimstark“, sagt er angesichts von nur zwei Niederlagen des Rudels in der s.Oliver Arena. Was er nicht sagt: Hüttenberg war zuletzt auswärtsschwach. Von neun Rückrundenpartien in fremden Hallen gelang dem TVH nur zuletzt gegen Rostock ein Sieg – bei sieben Niederlagen und einem Remis. Obinger hofft darauf, „dass die Kulisse zusätzliche Kräfte in uns freisetzt“. Der Verein hat die Fans dazu aufgerufen, in Grün-Weiß in die Würzburger Turnhölle zu kommen, um den Blau-Weißen eine grüne Wand entgegenzustellen.

Wenn Obinger über das gegnerische Team spricht, dann schwingt sehr viel Respekt mit – allen voran seinem Kollegen Adalsteinn Eyjolfsson gegenüber, der den Titel „Zweitliga-Trainer des Jahres“ bereits sicher haben dürfte: „Er ist ein ausgezeichneter Coach mit ausgetüftelten Matchplänen, an die sich seine Spieler sehr diszipliniert halten."

Auch Patrick Schmidt ist voll des Lobes für den Isländer: „Adli ist der Neuaufbau des TVH nach dem Abstieg rundum gelungen. Er hat der Mannschaft neues Leben eingehaucht und ihr mit der 3:2:1-Abwehr ihre DNA wieder eingepflanzt.“

Unorthodoxes Abwehrsystem

Diese unorthodoxe Defensivformation, die nur drei Mannschaften im Unterhaus praktizieren, ist eine der großen Stärken der Mittelhessen. Dahinter steht mit Matthias Ritschel der laut Handball-Bundesliga (HBL) siebtbeste Torhüter der Liga (296 Paraden/durchschnittlich 8,2), der erst zuletzt im Topduell gegen Bietigheim (30:25) seine Klasse unter Beweis gestellt hat. Gemessen an der Anzahl an Paraden ist sein Gegenüber Max Brustmann allerdings noch stärker (394/11,3 pro Spiel), ihn führt die HBL an Position zwei.

Auch in anderen direkten Vergleichen schneiden die Gastgeber besser ab. So hat Rimpar mit dem Ex-Hüttenberger Schmidt im linken Rückraum den zweitbesten Werfer der Liga in seinen Reihen (224 Treffer/davon 89 Siebenmeter/durchschnittlich 6,2) und mit Steffen Kaufmann im rechten Rückraum den viertbesten Feldtorschützen (173/4,8). Dafür hat der TVH insgesamt den effektiveren Angriff (1002 Tore) als die DJK (986); eine große Stärke beider Teams ist das Kreisläuferspiel. Toptorjäger bei den Gästen ist Rechtsaußen und Eigengewächs Daniel Wernig (195/75/5,6), der auch vom exzellenten Konterspiel der Hüttenberger profitiert.

Wer macht weniger Fehler unter Druck?

Wernig sagte im Interview mit der „Gießener Allgemeinen“, rückblickend auf den Erfolg gegen Bietigheim und vorausschauend auf das Spitzenspiel gegen die Wölfe: „Am Samstag ist keiner von uns aus der Halle gegangen, der gesagt hat, dass wir es gegen Rimpar nicht schaffen können. Zu diesem Zeitpunkt in der Saison wird viel im Kopf entschieden. Rimpar hat den größeren Druck.“ Auch darauf, wie beide Mannschaften mit diesem Druck umgehen werden, wird es ankommen. Und darauf, „wer über 60 Minuten weniger Fehler macht“, meint Obinger.

Letztlich ist alle Statistik Makulatur, wenn der Showdown am Samstag beginnt. Obinger will seinen Schützlingen vor allem eines mitgeben: „Kopf aus, Herz an!“ Für das vielleicht wichtigste Spiel in ihrem Leben sollen sie kämpfen, als ginge es um dasselbe. Es ist alles dafür angerichtet.


Infos zum Spitzenspiel

TV Touring überträgt live

Alle Tickets für das Topspiel in der zweiten Handball-Bundesliga sind vergriffen, die s.Oliver Arena wird beim Schlager des Tabellendritten DJK Rimpar Wölfe gegen den Zweiten TV Hüttenberg restlos ausverkauft sein. Wer keine Karten für die mögliche Vorentscheidung um die Aufstiegsplätze ergattert hat, der kann sich das Duell live im Fernsehen und im Internet ansehen. Ab 18 Uhr überträgt TV Touring, zeitgleich startet der Stream des Hessische Rundfunks unter www.hr-online.de. Am vergangenen Samstag verfolgten laut HR bis zu 60 000 Menschen auf diesem Weg schon das Spitzenspiel Hüttenberg gegen Bietigheim.
 
Gefeiert wird auf jeden Fall

Nicht nur sportlich, sondern auch sonst wird am Samstag einiges geboten sein. Vor der Partie stiegt auf dem Hof vor der Würzburger s.Oliver Arena ab 16 Uhr ein Fanfest anlässlich des letzten Saisonheimspiels der Rimparer Wölfe mit diversen Essens- und Getränkeständen. Nach der Begegnung ist gemütlicher Ausklang, unter anderem gibt es wie bei jedem Heimspiel Cocktails an einer Bar.

Reservierte Karten rechtzeitig abholen

Fans, die Karten reserviert haben, weisen die Rimparer Wölfe darauf hin, dass sie diese bis spätestens 17.30 Uhr an der Kasse abholen mögen, sonst gehen die Tickets zurück in den Verkauf und können noch erworben werden.

 
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