Schwimmen ist eine Einzelsportart. Jeder gegen jeden. Es kann nur einer gewinnen. Es sei denn, es gehen Staffeln an den Start. Im Quartett ist eine Medaille oft näher als allein. Kein Wunder also, dass über Staffelnominierungen oft besonders leidenschaftlich diskutiert wird. Eine solche Diskussion wächst sich in der Freiwassersparte gerade zu einem regelrechten Grabenkampf aus.
Die Würzburger Leonie Beck und Sören Meißner sowie Sarah Köhler aus Frankfurt und Florian Wellbrock aus Magdeburg schwimmen am Samstag in der gemischten 1,25-Kilometer-Staffel im Loch Lomond um eine Medaille. Während Beck, Köhler und Wellbrock unstrittig sind, erhitzen sich die Gemüter an Meißner.
Schließlich habe Rob Muffels, der am Donnerstag zu Bronze über zehn Kilometer gekrault war, „mehrfach bewiesen, dass er sehr viel Geschwindigkeit hat und dies auch mit entsprechenden internationalen Erfolgen untermauert“, sagt dessen Trainer Bernd Berkhahn. Meißner, der sich in der ersten Rennhälfte ebenfalls stark präsentiert hatte, landete als zweitbester Deutscher auf Rang 16.
Meißners Würzburger Trainer Stefan Lurz beruft sich als Bundestrainer auf die Nominierungsrichtlinien. Dort heißt es, dass „das Erreichen einer Normzeit über 800 oder 1500 Meter Freistil auf der 50-Meter-Bahn“ Voraussetzung für die Staffel sei. Diese hat Muffels nicht zu bieten. Natürlich könnte der Bundestrainer bei Muffels „im Interesse des Verbandes“ (Nominierungskriterien) argumentieren – was so viel heißt wie: bei Chance auf Medaillen, was alle anderen Kriterien aushebelt. Schließlich habe Lurz das auch mit den nicht ordentlich fürs Freiwasser qualifizierten deutschen Meistern Köhler und Wellbrock getan. Oder mit dem kurzfristigen Angebot an Muffels, vor den zehn Kilometern auch die fünf zu schwimmen – was die Kriterien eigentlich ausschließen, und was Berkhahn als eine Art Schweigegeld wahrnahm: „Danach ging es nur noch durcheinander. Alle Würzburger wurden auf irgendwelche Startplätze verteilt.“ So auch Beck mit ihrem zusätzlichen Platz über fünf Kilometer, wo sie zu Silber schwamm.
Es scheint um die Trainer zu gehen
Womit wir beim eigentlichen Hintergrund dieser Diskussion wären, die nur vordergründig sportlicher Natur zu sein scheint. Es scheint um die beiden Trainer Lurz und Berkhahn zu gehen, um den SC Magdeburg und den SV Würzburg 05, beides Bundesstützpunkte, beide im deutschen Sportfördersystem auf Erfolge angewiesen.
„Mich stört dieser Parallelverband, der hier aufgemacht wird“, sagt Berkhahn weiter. „Das hat nichts damit zu tun, den Verband nach vorne zu bringen. Es geht nur darum, dass der SV Würzburg 05 gut dasteht.“
Lurz antwortet auf die Frage nach Grabenkämpfen zwischen den Standorten mit „Jein“, bejaht eine sportliche Rivalität, eine „gesunde Konkurrenz, die dem Freiwasserschwimmen in Deutschland guttut“. In diesem Punkt sind sich die beiden Alphatiere sogar einig. „Zweikämpfe wie diese sind das, was uns stark macht“, sagt der Magdeburger Trainer. Doch das, was zuletzt geschehen sei, habe nichts mehr mit Leistungssport zu tun, es sei schlicht: „Machtmissbrauch des Bundestrainers“. Diesen Vorwurf möchte Lurz nicht groß kommentieren, nur so viel: „Es geht ums Schwimmen und hier erfolgreich abzuschließen, das hat Vorrang.“