zurück
SPORTSCHIESSEN
Kleinrinderfelder Schützen begeistern ihr Publikum
Beim Luftgewehr-Bayernliga gegen Glattbach entscheiden drei Hundertstel Millimeter über Sieg und Niederlage.
Zielsicher: Mona Willert vom SV Kleinrinderfeld
Foto: Alexander Rausch | Zielsicher: Mona Willert vom SV Kleinrinderfeld
Alexander Rausch
 |  aktualisiert: 28.02.2020 02:10 Uhr
Anzeige für den Anbieter KISaD über den Consent-Anbieter verweigert

Es ist mucksmäuschenstill im Schießstand des Kleinrinderfelder Schützenhauses. Die Zuschauer blicken gebannt auf die ersten beiden Bahnen, auf denen sich Glattbachs Martin Meister und Kleinrinderfelds Mona Willert bereitmachen. Es geht um den Sieg im Bayernliga-Wettkampf der Luftgewehrschützen. Zuvor hatten beide mit 40 Schuss genau 385 Ringe erzielt, während ihre Teamkollegen jeweils zwei Mannschaftspunkte holten. Das Stechen entscheidet also über Sieg und Niederlage im Aufeinandertreffen der beiden Aufsteiger, die beide um den Ligaverbleib kämpfen.

Anzeige für den Anbieter Facebook Video über den Consent-Anbieter verweigert

Wer nun als erstes eine höhere Wertung erzielt, gewinnt das Duell. Beide Schützen haben 45 Sekunden Zeit, ihren Schuss abzugeben. Meister schießt und erzielt eine 9,9. Kurz darauf gibt auch Willert ihren Schuss ab. Jubel brandet auf. Willert trifft eine 10,0 und holt den Sieg für ihre Equipe. Drei Hundertstel Millimeter haben zu Gunsten der Gastgeber entschieden. "Das ist gerade so viel, wie ein Blatt Papier dünn ist", sagt ein erleichterter Reinhold Keller, Kleinrinderfelds Vereinsschützenmeister, und herzt Willert.

"Ich hatte vor dem Wettkampf zu Martin gemeint, dass wir bitte darauf verzichten und das Duell regulär entscheiden", meinte Willert sichtlich erschöpft, aber glücklich. Kurioserweise hatte die 29-Jährige bereits das Hinspiel beider Kontrahenten für die Kleinrinderfelder Schützen entschieden. Ebenfalls im Stechen. Damals mit 10,1 zu 9,9. Dabei sind derartige Entscheidungen im Luftgewehrschießen keine Seltenheit.

Unentschieden gibt es nämlich nicht. Weder in den direkten Aufeinandertreffen, noch in der Endabrechnung. Fünf Schützen beider Teams schießen, am Schießstand nebeneinanderstehend, gegeneinander. Wer gegeneinander schießt, entscheidet die interne Rangliste. So treffen stets die besten Schützen beider Teams aufeinander, gefolgt von den zweitbesten usw. Mit einem Gewehr, das maximal 5500 Gramm wiegen darf, und spezieller Schießkleidung haben die Schützen nach 15 Minuten Einschießzeit 50 Minuten, um die ihnen zur Verfügung stehenden 40 Schuss abzugeben. Jeder Schütze kann also innerhalb dieses Zeitfensters seinen eigenen Rhythmus schießen.

Technischer Fortschritt

Ziel ist die vom Schützen zehn Meter entfernt Scheibe. Das Zentrum - die Zehn – hat dabei einen Durchmesser von 0,5 Millimeter, die weiteren Ringe folgen im Abstand von 2,5 Millimetern. "Da kommt es vor allem auf Präzision und eine ruhige Hand an, ebenso wie auf mentale Stärke", erklärt Willert. Früher musste sie noch ausschließlich auf Papierscheiben schießen auf Bahnen mit Seilzuganlagen. Heute haben viele Vereine ihre Schützenhäuser modernisiert und elektronische Anlagen installiert. "Das war ein immenser Aufwand, sowohl finanziell als logistisch", erinnert sich Keller. Die Kleinrinderfelder bauten ihre Anlage vor zwei Jahren um. Seitdem läuft alles digital, und die aktuellen Ergebnisse können sowohl den Schützen direkt an der eigenen Bahn angezeigt als auch per Beamer auf die Leinwände auf der Schießbahn und im Gastraum projiziert werden.

Die Kleinrinderfelder Schießbahn. Das Publikum ist ganz nah dran.
Foto: Alexander Rausch | Die Kleinrinderfelder Schießbahn. Das Publikum ist ganz nah dran.

Damit ist der Schützenverein auch für die Zukunft gerüstet, in der sich die Kleinrinderfelder auf Dauer sportlich in der Bayernliga sehen. In die sind sie im vergangenen Sommer erstmals aufgestiegen. "Wir haben uns kontinuierlich aus der B-Klasse nach oben gearbeitet und wollen dort natürlich auch bleiben", so Keller, dessen Verein neun Mannschaften zum Wettkampfbetrieb gemeldet hat. Mehr ginge zwar immer, aber über fehlenden Nachwuchs könne sich der Verein aktuell nicht beklagen. So fänden auch Auswärtige den Weg nach Kleinrinderfeld, wie Willert, die ursprünglich aus Arnstein stammt und lange für die dortige Schützengesellschaft schoss.

Doch sie fühlt sich wohl in Kleinrinderfeld, in einer Mannschaft, die sonst nur aus Männern besteht: "Das macht mir nichts aus. Die Jungs sind alle sehr nett und haben mich sehr gut aufgenommen. Und auch sportlich passt es." Nachdem die 29-Jährige die aktuell beste Schützin des Vereins ist und etwa 386 Ringe im Schnitt schießt (von 400 möglichen), fehlt jetzt nur noch der Klassenerhalt. Aber auch dem sind die Kleinrinderfelder trotz der knappen 2:3-Niederlage im zweiten Wettkampf des Tages gegen Höbing einen Schritt nähergekommen.

Ergebnisse: SG Glattbach – SV Kleinrinderfeld 2:3 (1899:1903). Martin Meister – Mona Willert 0:1 (385:385), Michael Wilbert – Tobias Stockmann 0:1 (380:388), Marion Wagner – Sebastian Spiegel 0:1 (380:382), Theresa Henz – Steffen Keller 1:0 (382:378), Bianca Klinner – Luca Kraus 1:0 (372:370).

SV Höbing – SV Kleinrinderfeld 3:2 (1907:1900). Susanne Krieglmeier – Mona Willert 0:1 (382:387), Daniela Paal – Tobias Stockmann 1:0 (388:376), Christian Wehner – Sebastian Spiegel 1:0 (379:378), Michael Emmerling – Steffen Keller 1:0 (382:377), Stephanie Wehner – Sebastian Stockmann 0:1 (376:382).

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Kleinrinderfeld
Alexander Rausch
Digitaltechnik
Elektronik und Elektrotechnik
Marion Wagner
Papier
Schützenvereine
Technischer Fortschritt
Vereine
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top