Das "Abenteuer Zweite Liga" begann für die Fußballerinnen des FC Würzburger Kickers Anfang Oktober verheißungsvoll: Mit einem ungefährdeten 3:1-Sieg beim Mitaufsteiger 1. FFC Niederkirchen gelang der Einstand nach Maß in der neuen Spielklasse. Im ersten Heimspiel folgte eine 1:2-Niederlage gegen die Bundesliga-Reserve von Eintracht Frankfurt. Danach war schon wieder Schluss. Seit November ruht der Ball in der 2. Bundesliga der Frauen. Heinz Reinders, Finanzvorstand der FWK-Frauen, ärgert sich über die frühe Zwangspause: "Gerade, weil nach dem Auftakt klar wurde, dass wir nicht nur mithalten können, sondern dass für uns noch jede Menge Luft nach oben ist, wenn unser frisch zusammengewürfelter Haufen weiter hart an sich arbeitet."
Das Verständnis für die Saison-Unterbrechung hält sich bei Reinders in Grenzen. Schließlich bekannte sich der Deutsche Fußball-Bund (DFB) dazu, die Zweite Liga als Ausbildungsliga zu fördern, erinnert er. "Das DFB-Präsidium folgte der bundesweiten Verfügungslage, den Amateursport auf Mannschaftsebene zu untersagen", heißt es in der Verbands-Mitteilung von Anfang November. Damit wirft der DFB die Zweitligisten quasi in einen Topf mit den Amateuren. "Wir sind hier im Leistungssport", entgegnet Reinders: "Den kann man mal nicht eben ständig komplett runter- und irgendwann einfach wieder hochfahren." Der DFB hat sich dennoch schnell festgelegt, bei den Frauen nur den Spielbetrieb in der Bundesliga fortzuführen. "Bei der Zweiten Liga wurde schnell abgewunken", erinnert sich Reinders, der mit im Frauen-Ausschuss des DFB sitzt.
"Dafür habe ich gar kein Verständnis. Wenn der Wille da gewesen wäre, hätte weitergespielt werden können", ist er fest überzeugt. Dazu hätte der DFB etwas Geld für wöchentliche Corona-Testungen für die 18 Zweitligisten in die Hand nehmen müssen. 2500 Euro etwa pro Woche und pro Team, rechnet der FWK-Vorstand vor. Für den reichsten Fußballverband der Welt ein Kleckerbetrag.
Kickers richten den Fokus auf das Frühjahr
Ein funktionierendes Hygienekonzept, mit dem auch die Dritte Liga der Männer ihre Spiele weiterhin durchführt, sei ohnehin vorhanden. "Da hätten wir bei den Frauen sogar Vorteile", bemerkt Reinders. An den Spieltagen wäre wesentlich weniger Personal als in der Dritten Liga vor Ort. Das Ausbleiben von Zuschauern sei auch kein gravierendes Problem. Das kenne man im Grunde fast schon aus normalen Zeiten, bemerkt Reinders ohne dabei zynisch zu werden. "Die Flinte wurde vom DFB zu früh ins Korn geworfen", findet er. Ist die 2. Bundesliga der Fußballerinnen einfach nicht relevant genug? "In Corona-Zeiten merkt man schon, dass von Verbandsseiten eher dahin geguckt wird, wo das Geld fließt", bemängelt der Universitätsprofessor: "Und das sind eben nicht wir in der 2. Bundesliga."
Die ausstehenden zwei Spieltage im Dezember wurden offiziell zwar erst am Freitag abgesetzt, damit wurde im Kickers-Lager aber ohnehin gerechnet. Die Planungen sind auf einen Re-Start im Frühjahr 2021 ausgerichtet. Immerhin konnte, auch Dank der guten Zusammenarbeit mit den örtlichen Behörden, der Trainingsbetrieb am 17. November wieder aufgenommen werden.
Die Verordnung der Bayerischen Staatsregierung sieht vor, dass die Fußballerinnen der Rothosen als Zweitligist trainieren dürfen. Seither bittet Cheftrainer Gernot Haubenthal seine Elf wieder dreimal wöchentlich zum Training, das allerdings kontaktlos und unter strenger Einhaltung der Hygieneregeln, aber ohne Beschränkung der Gruppengröße stattfindet.
"Der Gesundheitsschutz steht bei uns sowieso an erster Stelle", sagt Reinders. "Ich muss das Training attraktiv gestalten, damit da keine Langweile aufkommt", berichtet Coach Haubenthal. Zusätzlich erhalten die Spielerinnen individuelle Pläne, um sich selbstständig über den Winter fit zu halten. "Die Stimmung in der Mannschaft ist gut", versichert Reinders: "Aber die Mädels sind heiß. Die würden gerne spielen."